Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhles (= Vatikan = Papst) bei den Vereinten Nationen und anderen Internationalen Organisationen in Genf, Seine Exzellenz Erzbischof Silvano Maria Tomasi, C.S., hat für den heutigen zweiten Jahrestag der Erwählung Seiner Heiligkeit Papst Franziskus eine erfreuliche Mitteilung. Als Akt der Solidarität mit jenen Christen und Menschen anderer Gemeinschaften, die unter der fortlaufenden schweren Verletzung ihrer Menschenrechte leiden, hat eine Kerngruppe dreier Völkerrechtssubjekte, nämlich bestehend aus der Russischen Föderation, dem Heiligen Stuhl und dem Libanon, eine gemeinsame Erklärung verfasst, die ich unterhalb aus dem englischen Originaltext von den
Vatikanseiten übersetzt habe und somit exklusiv in deutscher Sprache anbiete. Es ist offenbar zum ersten Mal, dass vor dem Menschenrechtsrat explizit die Kategorie der Christen benannt wird. Mit der Hervorhebung der für die Christen gefährlichen Situation im Mittleren Osten werden gleichzeitig sämtliche Missbräuche angesprochen, welche Personen jeglichen religiösen, ethnischen und kulturellen Hintergrundes erleiden, einfach nur weil sie ihre Religionsfreiheit und Glaubensfreiheit ausüben wollen, ohne dass sie verfolgt und getötet würden. Diese Erklärung wurde heute bei der Sitzung des Menschenrechtsrates im Genfer "Palais des Nations" präsentiert, nachdem ihr bereits eine große Zahl von Völkerrechtssubjekten (nach meiner Zählung 64, zum großen Teil Staaten) per Unterschrift formell beigetreten ist (ich führe sie unterhalb der Erklärung an), was einen positiven politischen Willen zur Unterstützung der Menschenrechte und zur Beseitigung der benannten Menschenrechtsverletzungen signalisiert:
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MEINE DEUTSCHE ÜBERSETZUNG DES "JOINT STATEMENT ON SUPPORTING THE HUMAN RIGHTS OF CHRISTIANS AND OTHER COMMUNITIES, PARTICULARLY IN THE MIDDLE EAST":]
Gemeinsame Erklärung zur "Unterstützung der Menschenrechte von Christen und anderen Gemeinschaften, besonders im Nahen Osten" bei der 28. Sitzung des Menschenrechtsrates (Genf, 13. März 2015)
Der Nahe Osten lebt in einem Zustand der Instabilität und des Konfliktes, der sich neuerdings verschlimmert hat. Die Konsequenzen sind für die gesamte Bevölkerung der Region katastrophal. Die Existenz vieler religiöser Gemeinschaften ist ernsthaft gefährdet. Christen sind davon jetzt besonders betroffen. Heutzutage ist sogar ihr Überleben in Frage gestellt.
Bemühungen zum Aufbau einer besseren Zukunft für alle werden behindert. Wir sind Zeugen einer Situation, in der Gewalt, religiöser und ethnischer Hass, fundamentalistischer Radikalismus, Extremismus, Intoleranz, Vertreibung, Zerstörung des gesellschaftlichen Gefüges ganzer Gesellschaften und Gemeinschaften die Charakteristika eines unbrauchbaren politischen und sozialen Modells werden, wodurch die ganze Existenz vieler Gemeinschaften gefährdet wird, insbesondere der christlichen Gemeinschaft.
Millionen von Menschen wurden entweder vertrieben oder dazu gezwungen, ihre angestammten Gebiete zu verlassen. Jene, die in Konfliktzonen oder in den von Terroristengruppen kontrollierten Gebieten bleiben, leben mit der dauernden Bedrohung von Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung und Missbräuchen. Beide, Gemeinschaften und Einzelne, werden Opfer barbarischer Gewalthandlungen: sie werden ihrer Wohnstätten beraubt, aus ihren Geburtsstätten verjagt, in die Sklaverei verkauft, getötet, geköpft und lebendig verbrannt. Unzählige christliche Kirchen uralte Heiligtümer aller Religionen wurden zerstört. Die Situation der Christen im Nahen Osten, in einem Gebiet, wo sie seit Jahrhunderten leben und das Recht haben, zu verbleiben, weckt größte Sorgen. Mehr und mehr gibt es Anhaltspunkte, sich um die Zukunft der Christengemeinschaften ernsthaft zu sorgen, die zweitausend Jahre Existenz in dieser Region verzeichnen, wo das Christentum seinen vollen Platz hat und seine lange Geschichte begann. Die positiven Beiträge der Christen in den verschiedenen Ländern und Gesellschaften des Nahen Ostens sind bestens bekannt und fruchtbringend.
Wir sind zuversichtlich, dass sich die Regierungen sowie alle zivilen und religiösen Führer im Nahen Osten uns anschließen werden beim Herangehen an diese alarmierende Situation durch den gemeinsamen Aufbau einer Kultur friedlichen Zusammenlebens. In unserer globalisierten Welt ist Pluralismus eine Bereicherung. Die Präsenz und die Beiträge der ethnischen und religiösen Gemeinschaften spiegeln eine uralte Vielfalt und ein gemeinsames Erbe wider. Eine Zukunft ohne die verschiedenen Gemeinschaften im Nahen Osten wird mit einem hohen Risiko neuer Formen von Gewalt und Ausgrenzung sowie der Abwesenheit von Friede und Entwicklung verbunden sein.
Wir appellieren an die Internationale Gemeinschaft, die tief verwurzelte historische Präsenz aller ethnischen und religiösen Gemeinschaften im Mittleren Osten zu unterstützen. Hier kamen Weltreligionen zum Vorschein, einschließlich das Christentum. Nun erleben sie eine ernsthafte existentielle Bedrohung durch den sogenannten "Islamischen Staat" (
Daesh) sowie durch Alqaida und durch verbündete Terroristengruppen, was das Leben aller dieser Gemeinschaften zerstört und das Risiko einer kompletten Auslöschung für die Christen schafft. Diese Unterstützung wird den Ländern der Region helfen, gesunde pluralistische Gesellschaften und vernünftige politische Systeme wieder aufzubauen, damit Menschenrechte und fundamentale Freiheit für alle gewährleistet werden. Deshalb ersuchen wir alle Staaten, ihr Engagement neu zu bekräftigen, was die Respektierung der Rechte eines jeden, insbesondere was das Recht auf Religionsfreiheit betrifft, was in den fundamentalen internationalen Menschenrechtsdokumenten enthalten ist.
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ENDE MEINER ÜBERSETZUNG DIESES EXTREM WICHTIGEN AUFRUFES VON MEHR ALS 60 VÖLKERRECHTSSUBJEKTEN.]
Folgende Völkerrechtssubjekte bzw. Länder haben diesem (
in englischer Sprache formulierten) Aufruf sofort beigepflichtet, wobei die drei verfassenden Länder zuerst genannt werden und alle anderen in alphabetischer Reihenfolge (ich habe 64 gezählt - dies heißt jedoch nicht, dass nicht unterzeichnende Staaten die Inhalte der Erklärung ablehnen würden):
Russland (Russische Föderation), Libanon, Heiliger Stuhl; Albanien, Andorra, Argentinien, Armenien, Australien, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, El Salvador, Finnland, Frankreich, Griechenland, Guatemala, Haiti, Honduras, Island, Irak, Irland, Israel, Italien, Kanada, Kongo, Kroatien, Kuba, Liechtenstein, Luxemburg, Mali, Malta, Monaco, Niederlande, Norwegen, Österreich, Panama, Paraguay, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Republik Korea, Rumänien, Sambia, San Marino, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Somalia, Souveräner Ritterorden von Malta (Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta) , Spanien, Syrien, Tschechien (Tschechische Republik), Ungarn, Venezuela, Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland, Vereinigte Staaten von Amerika, Weißrussland, Zypern.
Voll Schmerz denken wir im Gebet an die vielen verfolgten Menschen vor allem im Nahen Osten, aber auch in Afrika und anderen Teilen der Welt. Voll Freude danken wir heute Seiner Heiligkeit
Papst Franziskus, der ihnen allen immer wieder eine Stimme leiht. So möge er als Petrusnachfolger und anerkanntes friedensstiftendes Völkerrechtssubjekt der Katholischen Kirche und der Welt mit seinem Wirken noch lange erhalten bleiben! Euer Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik