Sunday, November 28. 2004PREDIGT IM ADVENT: WIR SIND KEINE DETERMINIERTEN HIRNMASCHINEN, SONDERN VERANTWORTLICHE MENSCHEN MIT LEIB UND SEELE
Liebe Andächtige!
Am Herz-Jesu-Freitag (= erster Freitag im Monat) nach den Krankenbesuchen mit der Heiligen Kommunion ist im Buchenhüller Sakristeibeichtstuhl ab 17 Uhr wieder Möglichkeit zur heiligen Weihnachtsbeichte, insbesondere sind auch alle Kinder und Jugendlichen eingeladen, die bei der letzten Kinderbeichte nicht hier gewesen sind. Um 18.15 Uhr heiliger Rosenkranz vor dem ausgesetzten Allerheiligsten und nach der Heiligen Messe um 19 Uhr dann Eucharistischer Segen. Am kommenden 2. Adventsonntag um 09.30 Uhr Heilige Messe und um 17 Uhr kurze Eucharistische Andacht vor der traditionellen Ankunft des heiligen Nikolaus in Buchenhüll, diesmal bereits am Vorabend des 6. Dezember. Jene Kinder, die in einigen Monaten ihre erste Heiligen Kommunion empfangen werden, sind gemeinsam mit ihren lieben Eltern ganz besonders herzlich aufgerufen, der Sonntagspflicht zu entsprechen und an keinem Sonntag mehr zu fehlen. Letzte Woche ist mir eine hervorragende Zeitschrift in die Hände gefallen (vgl. Die Politische Meinung. Monatsschrift zu Fragen der Zeit, November 2004, ISSN 0032-3446), die im Zusammenhang von Forschung und Menschenbild und der dabei vorgenommenen wissenschaftlichen Thematik Hirnforschung und Willensfreiheit ein ganz wichtiges Zitat von Thomas Buchheim auf die Titelseite gestellt hat: Dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Hat das was mit Advent und mit unserem katholischen Glauben zu tun? Dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Tatsächlich, es hat ganz viel mit dem Advent und unserem Glauben zu tun, als eine Voraussetzung nämlich - es geht hier nämlich genau besehen um die letzten Gründe des Menschseins, es geht hier um alles. Jeder von uns hat ein Hirn. Und angesichts manchen umgangssprachlichen Redens meint mancheiner vielleicht: das Hirn denkt. Aber das ist eigentlich Unsinn. Dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Wenn aber nun das Hirn nicht alleine denken kann, sondern zunächst einem Organismus zugehören muß, um zu funktionieren, und wenn dieser Organismus aus sich selbst heraus noch immer nicht denken kann, trotz des vorhandenen Hirnes, dann ist immer klarer: weder das Hirn noch der Gesamtorganismus denken, sondern wir selbst denken, das heißt Du denkst, ich denke, es denkt also - wenn wir so sagen wollen - der Personkern: ich - Du. Dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Woher aber dann der Organismus in seiner Komposition? Woher die wunderbare Komposition des Menschen als Leib und Seele? Die weltlichen Naturwissenschaften können diesen Personkern nicht wirklich erreichen, sie können nicht wirklich erklären, woher die Geistseele kommt. Aber unsere Selbsterfahrung zeigt ganz sicher: wir drücken uns als unsterbliche Geistseelen mit unseren Leibern aus. Und wir wissen aus der Erfahrung: für uns es als Menschen genaugenommen keine Ursachen, sondern Gründe. Wenn es für unser Denken und Handeln nur Ursachen gäbe, dann wären wir tierähnliche Maschinen, daß ich (rein instinktiv) so denken oder handeln muß, sondern es gibt Gründe, warum ich so denke und dann entscheide, so oder anders zu handeln. Wir sind aber keine Maschinen: das heißt, wenn jemand die Wahrheit in einer Sache erkennt, kann er sogar gegen seine Vernunft und gegen sein Gewissen immer noch sagen: ich gebe es nicht zu, ich will es nicht erkennen, ich will trotzdem anders handeln. Aber indem wir eben keine Maschinen sind, sondern jeder von uns selbst denken kann, jedenfalls diese Fähigkeit hat, beweisen wir, daß ein jeder von uns eine Geistseele hat, die nicht sichtbar ist. Wir sind also jedenfalls keine determinierten Hirn-Maschinen. Wenn aber jeder von uns eine Seele hat, die der unsichtbaren geistigen Sphäre zugehört, die man nicht sehen kann, sondern die sich mittels unseres Leiber ausdrückt, dann steht fest, daß es die unsichtbare Welt gibt, wir selbst sogar daran Anteil haben mit unseren unsterblichen Seelen. Wenn es aber die unsichtbare Welt unserer Seelen und noch viel mehr, der Engel usw. gibt, dann steht noch mehr fest, daß keine Maschine und auch kein Computer eine solche Geist-Welt produzieren kann. Wer nun behauptet, daß aus einem Hirn oder Hirnsystem ein Geist hervordringt, redet vollkommenen Unsinn. Woher aber kommt dann unsere Geistseele? Sie ist direkt von Gott eingeschaffen. Und somit haben wir mit dem einfachen Satz, daß nicht unsere Gehirne denken, sondern wir selbst, quasi einen Gottesbeweis geliefert: dadurch, daß ich mit dem Gehirn denke, denkt aber noch nicht das Gehirn statt meiner. Denn ohne Gott als Ursprung, hinter dem nichts mehr als weiterer Ursprung steht, ist es nicht erklärbar, daß wir als potentiell freie Menschen handeln können, das eine tun und das andere lassen. Denn jene, die wirklich meinen, daß nicht wir, sondern vielmehr unsere Hirne vordeterminiert und rein instinktiv denken und daß daher folglich Mörder und andere Verbrecher gar nichts dafür können, weil eben nur das Hirn jeweils falsch gedacht hat und damit die Verantwortung gegen null tendiert, sind auf dem Holzweg. Würde uns sogar jemand überzeugen, daß nicht wir denken, sondern unsere Hirne, dann hätten sie durch diese argumentative Überzeugungsarbeit, daß wir also plötzlich einer irrigen Theorie zustimmten, den Beweis unseres eigenständigen Denkens und des Eingehenkönnens auf Argumente gebracht und damit ihre eigene Hirntheorie vollkommen ad absurdum geführt. Denn Maschinen und biologische Systeme kann man nicht durch Argumente überzeugen, sondern nur potentiell frei denkende Menschen, die über die Gründe nachdenken können, die weinen können, die lachen können und die vor allem beten können, die auch über das alles und sich selbst reflektieren können, weil sie als Menschen beseelt sind, mit der von Gott direkt eingeschaffenen unsterblichen Geistseele und die im Unterschied zum Tier Verantwortung tragen. Liebe Andächtige! Mit Klarheit möchte ich im Advent daher sagen: wir sind auch keine Weihnachtseinkauf-Maschinen, die nur auf Reize reagieren und sich der Reize nicht erwehren könnten, sondern Menschen mit Leib und Seele, und diese jeweils individuelle Geistseele befähigt jeden von uns zum gewissenhaften und vernünftigen Handeln, und mit Gottes besonderer Hilfe zur Umkehr. Nur weil wir Menschen mit Leib und Seele sind, kann uns Paulus zu Beginn des Advents zurufen: Darum laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts (Röm 13,12). Und nur weil wir Verantwortung tragen für unser ganzes Leben vor allem als Getaufte und Gefirmte, kann Jesus betreffend seine zweite herrliche Ankunft, die wir noch gläubig erwarten, zurufen: Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen (Mt 24,40). Und so erhält unser Leben einen ganz tiefsten Sinn, nämlich durch die doppelte Ankunft Christi. Dadurch, daß der ewige Sohn Gottes Fleisch angenommen hat und uns als wahrer Gott so nahe gekommen ist, wie es keine andere Religion kennt als die des Christentums als der absoluten und wahren Religion, und wir durch Christus über den dreifaltigen Gott erfahren durften, und dadurch, daß Jesus Christus in Herrlichkeit wiederkommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten, und somit unser irdisches Leben als verantwortliche und beseelte Menschen unter der Sinnstiftung einer Verantwortung vor dem göttlichen Gericht steht. Und im Jahr der heiligsten Eucharistie vergessen wir keinesfalls die Ankunft Jesu Christi in jeder Heiligen Messe mit Seinem Versöhnungsopfer, das unblutig erneuert wird. Da also nicht unsere Hirne denken, sondern wir selbst und wir der Seele nach unsterblich sind und dank der Offenbarung Christi auch über die zukünftige Auferstehung des Fleisches wissen, hat jeder Mensch ein sinnvolles Leben vor sich, es gibt überhaupt kein Leben ohne Sinn mehr: jedes menschliche Leben ist berufen, seinen Ursprung zu erkennen, auf denkerische und gebetsmäßige Weise die religiöse Wahrheit zu betrachten und sich mit Gott durch Christus im Heiligen Geist zu vereinigen kraft der empfangenen Sakramente von Taufe und Firmung und vor allem der heiligsten Eucharistie. Und das ist Advent, daß wir uns wieder ganz gewissenhaft auf das Kommen Gottes in diese Welt und vor allem in unsere Herzen vorbereiten. Und darum kann es nicht sein, daß wir aus Menschenfurcht von dem uns alle erlösenden gottmenschlichen Christkind nicht mehr sprechen, daß wir - wie kürzlich aus Zürich vernommen - aus falscher Rücksichtnahme in Schulen und Klassen mit hohem nichtchristlichem Anteil plötzlich die Weihnachtskrippe verstecken und nicht mehr künden, daß der wahre Gott uns aus reiner Liebe durch die heilige Weihnacht als unser einziger Erlöser so nahe gekommen ist. Der ewige Sohn Gottes hat eben keine "hirnmaschinelle" Menschennatur angenommen, sondern hat sich im Moment der Menschwerdung aus Maria der Jungfrau, eine menschliche Natur gebildet und ist daher der wahre Gott-Mensch auf ewig. Für rein instinktiv gesteuerte und ohne echte Verantwortung ausgestattete "evolutionär entwickelte" Hirnmaschinen hätte es keinen Erlöser gebraucht, aber unsere Erfahrung zeigt uns, daß wir von den Folgen des Sündenfalles umwoben sind und als Tod- und Krankheitsgeweihte und vor allem für die Sünde Anfällige der Gnade der Erlösung Jesu Christi als echte Menschen mit Leib und Geistseele bedürfen. Aus reiner Liebe zu uns gefallenen Menschen ist Jesus auf die Erde herabgestiegen, um nach der Krippe und dem öffentlichen Wirken das Kreuz zu besteigen. Davon Zeugnis zu geben, vom sinnstiftenden Mysterium der Menschwerdung Gottes, ist unsere heilige Verpflichtung, und so erinnere ich mich gerne an ein amerikanische Ehepaar, daß in nördlichen Teil Zyperns in ihren Unterrichts- und Besprechungszimmern eine Weihnachtskrippe aufstellte und dadurch Fragen von den mehrheitlich aus dem arabischen Raum stammenden muslimischen Studenten provozierte, die sie dann liebevoll und klug beantworteten und so Zeugnis gaben von Jesus Christus als dem göttlichen Christkind, das jeden einzelnen zum wahren Glauben und zur Rettung seiner Seele beruft durch Glaube und Taufe. Und ich sage es deutlich: auch die christlichen Symbole, die sich zum Teil seit Generationen in glücklicher Weise kulturell verwurzelt haben, seien daher in der Advent- und Weihnachtszeit beachtet: ein würdiger Stern, ein schöner Christbaum, ein Adventkranz, die Krippe mit ihren Figuren und besonders mit dem Christkind, aber auch die Hinführung durch den heiligen Bischof Nikolaus. Aber bitte nicht das Mitschwimmen im Weihnachtsmann-Strom. Den Weihnachtsmann gab und es nicht; es ist unschön, wenn sich in einem Ort auf den Balkonen die künstlich aufgehängten und herumkletternden Plastikweihnachtsmänner türmen. Bei allem Verständnis immerhin für das Andeuten der geprägten Zeit, aber bitte nicht mit dem coca-cola-trinkenden Weihnachtsmann. Wir glauben an das Christkind mit allen Konsequenzen, und daher sollten wir im Advent etwas für unsere unsterblichen Seelen tun, wir sollten Pausen der Stille bewußt einlegen und Gott an uns handeln lassen (vgl. die Anregungen im wertvollen geistlichen Büchlein Verwandlung der Sinne von Heinrich Reinhardt). Wir sollten mehr nachdenken über die letzten Gründe, warum überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts, wir sollten den Sinn unseres Lebens wieder neu erkennen, den uns nur das Christkind vollständig erschließen kann. Deshalb freut es mich sehr, daß der Prediger der Buchenhüller Glaubenswoche, H. H. Prof. Dr. Heinrich Reinhardt, die Universität in Eichstätt besuchen wird und am Donnerstag, den 16. Dezember 2004, um 19.30 Uhr einen öffentlichen Vortrag halten wird, der mit den letzten Gründen unseres Lebens zu tun hat. Es wird diesmal kein geistlicher Vortrag im eigentlichen Sinn sein, aber es wird eine philosophische Vorlesung sein, die uns klarmachen wird, welche Wissenschaften das Ganze reflektieren können und was die Physik, was die Naturwissenschaften ohne Kompetenzüberschreitung nicht beantworten können angesichts der Weihnacht, angesichts der Geistseele des Menschen, angesichts des unaufhörlich näher kommenden Todes eines jeden Menschen. Daher geht es im Vortrag um die Meta-physik, um die (notwendige) Wiederkehr der Metaphysik in der Philosophie von heute. In definitiver Weise kann uns dazu die Christliche Philosophie verhelfen, wie es der Priesterphilosoph Reinhardt vorgelegt hat. Ein neues Kirchenjahr ist ein guter Anlaß, wieder nach den Gründen zu fragen, nach den Urgründen, warum überhaupt etwas ist und warum nicht vielmehr nichts ist und so gestärkt von klarer Erkenntnis neu unser Ja zum Glauben an das Christkind zu sprechen, dem wir die Offenbarung verdanken, die uns die metaphysisch gewonnenen Erkenntnis mit letzter Sicherheit bestätigt und erhellt. Es ist nicht nötig, daß man bei einem wissenschaftlichen Vortrag alles versteht, jeder kann für sich etwas mitnehmen. Die methodisch streng arbeitende Philosophie kann uns letztlich als Christliche Philosophie nur hinführen zur vollen Wahrheit des katholischen Christentums, ein Wegbereiter sein, der uns Gründe erschließt, die uns nahelegen, wieder unser Ja zum Glauben zu erneuern, wir, die wir uns anschicken, das Mysterium der Menschwerdung Gottes wieder neu zu feiern, denn wenn wir Weihnachten nicht mehr wirklich religiös begehen, haben wir alles verloren, die wahre Religion des Christentums und den Sinnes Lebens, dies verhüte für immer das göttliche Christkind durch sein Opfer in jeder Messe. AMEN. Trackbacks
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