Tuesday, June 21. 2005
Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Kirchenrecht, News Kommentare, Türkei und Zypern
Comments (4) Trackbacks (6) AKTUELLER BERICHT AUS ZYPERN UNTER BESONDERER BERÜCKSICHTIGUNG DER KATHOLISCHEN MINDERHEIT DER MARONITEN
Endlich ist es Padre Alex nach knapp vier Jahren Unterbrechung wieder gelungen, im Mai 2005 in das ehemalige Einsatzgebiet aufzubrechen und vor allem erstmals nachzusehen, in welcher Weise das von von der MIVA und vom österreichischen Militärbischof finanzierte Kraftfahrzeug der missionarischen und sozialen Arbeit der Franziskanerschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu (Francescane Missionarie del Sacro Cuore: F.M.S.C.) in den katholisch-maronitischen Gebieten Nordzyperns dient (derzeit wirken dort Sr. M. Piera Katsioloúdi SFSC [oder FMSC], Sr. M. Pierpaola Kouméttou SFSC [oder FMSC] und Sr. M. Bernadetta Visentín SFSC [oder FMSC]). Und es gibt doch so manches Erfreuliche zu berichten. Nicht nur war das neue Kraftfahrzeug für den Dienst der Schwestern schon längst überfällig gewesen, wird es auch ganz im Sinne der Bitte und der Spender umfassend zum Wohle der Bevölkerung eingesetzt, zum Heil an Seele und Leib. So sind die älteren Bewohner in und rund um Kormakiti beispielsweise weiterhin gut mit den richtigen Medikamenten versorgt.
Verbessert ist die Lage auch durch die Öffnung der künstlichen Grenzen zwischen dem völkerrechtlich für Gesamtzypern handelnden Südteil und dem zur autonomen türkischen Republik erklärten Nordteil sowie durch den EU-Beitritt des Inselstaates. Vom mehrheitlich griechischen Süden bzw. von der souveränen britischen Zone aus ist es nunmehr überhaupt kein (bürokratisches) Problem mehr, in den Norden zu fahren und dort zu verweilen: kein unnötiger Stempel in den EU-Paß, keine Fragen, wo man hinfährt und warum. Somit anerkennen die türkisch-zypriotischen Behörden doch indirekt den EU-Beitritt der Gesamtinsel, sicherlich auch, um den daniederliegenden Tourismus im Norden doch ein wenig wachsen zu lassen. Andererseits bleibt natürlich die Frage der enorm konzentrierten Präsenz des türkischen Militärs im Norden ungelöst, die wohl spätestens bei einem EU-Vollbeitritt der Türkei zu lösen wäre: streng genommen ist es bereits jetzt nicht erklärbar, wie und warum EU-Territorium von Soldaten eines Nicht-EU-Landes kontrolliert wird. Allerdings führt diese hohe Militärpräsenz auch zu einer relativ hohen Alltagssicherheit im Lande. Auch muß anerkannt werden, daß mittlerweile beispielsweise die katholisch-maronitischen Familien in Kormakitis ihre Herkunftshäuser nicht mehr eigentumsmäßig verlieren, nur weil sie einem Studium oder einer Arbeit im Süden nachgehen und auch dort mehrheitlich wohnen. Von daher gibt es bereits jetzt viele Investitionen auch in die sinnvolle Renovierung der alten Häuser, und besonders erfreulich war der Sonntag, 5. Juni 2005: nach 30 Jahren hatten sich sich vier Familien entschieden, ihre Kinder wie in ihren Jugendtagen zur heiligen Erstkommunion in Kormakiti zu führen. Sie wurden dazu vom Pfarrer und von den Schwestern optimal vorbereitet. Die Heilige Sonntagsmesse war somit ein ganz erfreuliches Ereignis für die katholische Minderheit in Zypern, wobei ich dem Pfarrer von Kormakiti, Antonios Fragkiskou, assistieren durfte. Pfarrer Antonaki ist seit 8. Februar 2001 der Nachfolger des berühmten und langjährigen Pfarrers von Kormakiti, Antonios Terzi, der sich weiterhin über Besuche freut, obwohl er bereits Richtung 100 Jahre Lebensalter (geboren am 22. August 1907) unterwegs ist. Antonios Terzi wurde am 14. Juni 1931 zum maronitisch-katholischen Priester geweiht und war seit 2. Februar 1935 Pfarrer in der Heimat. Große Verdienste kommen ihm besonders für die nicht einfache Zeit seit 1974 zu, als er mit den türkischen Behörden u. a. aushandeln konnte, daß beispielsweise die Glocken der schönen großen und vor 100 Jahren erbauten Pfarrkirche St. Georg weiterläuten dürften. Einmal mehr zeigte sich der Vorteil des Zölibates in politisch schwierigen Situationen, der einzig an das Heil der anvertrauten Seelen denken ließ. Während also Pfarrer Antonios 1931 als zölibatärer Kandidat geweiht wurde und im nächsten Jahr sein 75jähriges Priesterjubiläum feiert, erwählte der regierende katholische Erzbischof der Maroniten in Zypern, Msgr. Boutros Gemayel, Konsultor der Spezialkommission für Liturgie bei der Römischen Kongregation für die Ostkirchen, im Nachfolger des Pfarrer Antonios am 8. Februar 2001 einen hochverdienten und verheirateten Lehrer, den er bereits am 17. Mai 1998 zum Priester geweiht hatte, eben den am 1. November 1935 geborenen Pfarrer Antonios Fragkiskou, der sein Amt mit großem Engagement und Treue zum Glaubensgut der Kirche versieht, wie man es auch leicht bei der würdigen Feier der Heiligen Erstkommunion sehen konnte. Diese nicht-zölibatäre Nachfolgelösung für Kormakiti war dem Erzbischof auf Basis des zweiten von Papst Johannes Paul II. am 18. Oktober 1990 promulgierten Gesetzbuches der Katholischen Kirche möglich, nämlich auf Basis des CCEO = Codex der katholischen Ostkirchen, vgl. dort ab can. 367 über die Rechte und Pflichten der Kleriker, besonders can. 373: Caelibatus clericorum propter regnum coelorum delectus et sacerdotio tam congruus ubique permagni faciendus est, prout fert universae Ecclesiae traditio; item status clericorum matrimonio iunctorum praxi Ecclesiae primaevae et Ecclesiarum orientalium per saecula sancitus in honore habendus est. ["Der Zölibat der Kleriker, um des Himmelreiches willen gewählt und dem Priestertum sehr angemessen, ist überall sehr hoch zu schätzen, so wie es die Tradition der Kirche ist; ebenso ist der Stand der verheirateten Kleriker, der in der Praxis der jungen Kirche und der orientalischen Kirchen durch die Jahrhunderte bestätigt ist, in Ehren zu halten." Wobei an die Forschungsergebnisse des österreichischen Kardinals Stickler zu erinnern ist, daß sich nämlich (auch) die geweihten Verheirateten ab dem Zeitpunkt ihrer Weihe des Ehevollzugs enthalten haben sollen, ganz im Sinne des radikalen Nachfolgerufes Jesu Christi.] Weiters can. 374: Clerici caelibes et coniugati castitatis decore elucere debent; iuris particularis est statuere opportuna media ad hunc finem assequendum adhibenda. ["Die unverheirateten und die verheirateten Kleriker müssen sich durch die Tugend der Keuschheit auszeichnen; es ist Sache des Partikularrechts, geeignete Mittel festzulegen, um dieses Ziel zu erreichen."] Weiters can. 375: In vita familiari ducenda atque filiis educandis clerici coniugati ceteris christifidelibus praeclarum exemplum praebeant. ["In der Führung des Familienlebens und bei der Erziehung der Kinder sollen die verheirateten Kleriker den übrigen Christgläubigen ein vortreffliches Beispiel geben."] Aber auch can. 352 § 1: Formatio pastoralis aptanda est ad loci et temporis condiciones, ad dotes alumnorum sive caelibum sive coniugatorum et ad necessitates ministeriorum, ad quae se praeparant. ["Die pastorale Bildung muß den Bedingungen des Ortes und der Zeit, den Begabungen der Alumnen, seien sie unverheiratet oder verheiratete, und den Erfordernissen der Dienste angepaßt sein, auf die sich sich vorbereiten."] Selbstverständlich ist die Frage nicht unberechtigt, warum eine solche Lösung nur den dem CCEO unterstellten katholischen Rituskirchen und damit auch dem einzigen in Zypern regierenden katholischen Erzbischof möglich war und ist und nicht auch der in unseren Breiten ausgedehnten und dem CIC 1983 unterstellten lateinischen Rituskirche und ihren regierenden Hirten. Weiterhin unerfreulich ist die unökumenische Praxis mancher unbelehrbarer orthodoxer Priester auf der Insel, welche die katholische Taufe nicht anerkennen wollen und bei Heirat eines Katholiken mit einer Orthodoxen absurderweise oft auf einer neuen Taufe des katholischen Partners bestehen wollen, obwohl an der Gültigkeit der trinitarisch gespendeten Taufe weder da noch dort Zweifel bestehen dürften. Viele Personen und Orte, die aus dem Einsatz als Militärpfarrer im Jahre 1998 und 1999 und aus dem Besuch des Jahres 2001 in lebhafter Erinnerung standen, konnten nunmehr im Juni 2005 wieder angetroffen werden. Das ehemals österreichische Camp in Famagusta ist weiterhin von den nachgefolgten slowakischen UN-Soldaten besiedelt. Die Vielseitigkeit des real noch immer in vier Zonen zerteilten Zypern kann aber nur als Empfehlung für aufgeschlossene und interessierte Reisende angesehen werden, sie reicht von der totalen Abgeschiedenheit immer noch unberührt erscheinender Strände bishin zur totalen Unterhaltung altbekannter Orte. Jedenfalls ist auch die Wasser- und Salzqualität weiterhin für die gesamte Insel hervorzuheben ;-) Viele neue Photographien sind entstanden, vielleicht ergibt sich die zeitliche Möglichkeit, die bisherigen Zypernalben auszubauen - hier schon ein ganz, ganz kleiner Auszug: In diesem Sinne auf Wiedersehen hier oder dort, Euer Padre Alex http://www.internetpfarre.de Comments
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Ihre Karte aus Zypern (hat bei Inge und mir) einen Ehrenplatz. Dafür noch einmal vielen Dank. Ich hoffe, Sie dürfen auch noch vor dem 2. September 'mal nach Wien, derzeit bin ich zwar eingewickelt wie eine Mumie, es gibt aber Schlimmeres. Liebe Grüße aus Wien 10. Wolfgang Kirchleitner
Wenn sich vor dem 2. September ein Besuch ausgehen sollte, melde ich mich. Ja, offenbar sind mittlerweile alle von Zypern abgesendeten Karten angekommen, die griechischen, die türkischen und die britischen. Aber es stimmt schon: es sind nicht viele, die eine Postkarte erhalten haben ;-) Beste Grüße und gute Besserung! Padre Alex
bei mir ist auch eine angekommen ... auch wenn die Handschrift ned immer leicht zu lesen ... ist ... hab auch ich mich SEHR über die nette Karte gefreut. Noch schöner wäre natürlich, persönlich 'nen Cyprus-Urlaub zu erleben ... z. B. Ende September
;-) LG Dominik
Ja, Zypern bleibt in jedem Falle spannend, ob Du nun dort bist oder nicht ;-) Kurz nach meiner Rückkehr kam die positive Nachricht, daß nun von der türkisch(zypriotisch)en Verwaltungsseite her ganz offiziell alle maronitischen Katholiken nach Kormakiti (Koruçam) zurückkehren dürfen, ohne auf die zypriotische EU-Staatsbürgerschaft verzichten zu müssen. Serdar Denktaş gab bekannt, daß ein entsprechendes offizielles Dekret erlassen würde. (Nun gut, wir wissen natürlich, daß viele der auf der Insel geborenen Türkischzyprioten das Angebot der die Gesamtinsel repräsentierenden Südregierung zur Ausstellung offizieller zypriotischer Papiere und damit eines EU-Passes angenommen haben, ob dies nun der türkisch[-zypriotisch]en Verwaltung recht ist oder nicht. Trotzdem wird man diesen positiven Schritt im Falle der katholischen Minderheit positiv bewerten dürfen.)
Etwas anders liegt die Sache bei der Anerkennung Zyperns als EU-Mitglied bzw. bei der Anerkennung der Südregierung als der repräsentativen Kraft der gesamten Insel nach internationalem Recht seitens der Türkei. Die juridische Frage lautet: hat die Türkei nun Zypern de facto anerkannt oder doch nicht? Denn wie können EU-Aufnahmegespräche beginnen, wenn die Türkei ein Mitglied einfach ignoriert? Wenn man die französische Forderung nach Anerkennung hört, dann scheint die Türkei Zypern nicht anerkannt zu haben. Andere jedoch meinen, daß die Türkei Zypern trotz der gar nicht zulässigen Erklärung anerkannt hätte. Die türkische Erklärung selbst ist recht geschickt formuliert, so heißt es z. B.: "Die Republik Zypern, auf die das Protokoll Bezug nimmt, ist nicht der ursprüngliche, 1960 gegründete Partnerstaat (...) Die Türkei wird die griechisch-zypriotischen Behörden deshalb weiterhin als amtierende Amtsgewalt, Kontrolle und Rechtsprechung nur für das Gebiet südlich der Pufferzone ansehen, wie das derzeit der Fall ist, und nicht als Vertretung des türkisch-zypriotischen Volkes, und wird mit deren Handlungen entsprechend umgehen ... Die Türkei erklärt, daß die Unterzeichnung, Ratifizierung und Umsetzung dieses Protokolls weder eine Anerkennung der Republik Zypern in irgendeiner Form darstellt, noch die Rechte und Pflichten der Türkei beeinflußt, die aus dem Garantievertrag, dem Bündnisabkommen und dem Gründungsabkommen von 1960 entstehen (...) Bis zu einer einvernehmlichen Lösung bleibt die Haltung der Türkei zu Zypern unverändert. Die Türkei betont ihre Bereitschaft zur Aufnahme von Beziehungen mit dem neuen Partnerstaat, der nach einer einvernehmlichen Lösung auf Zypern entstehen wird." Trotzdem atmet aus der Erklärung ein Geist der Vergangenheit, der in den EU-Verhandlungen überwunden werden muß. Und außerdem ist dies alles eine Augenauswischerei, da die ökonomischen Verflechtungen seit der sogenannten Grenzöffnung und seit dem EU-Beitritt zwischen dem Südteil und dem besetzten Teil stark zugenommen haben, auch was die Annahme einer Arbeit seitens vieler Türkisch-Zyprioten im Südteil betrifft. Also, hoffen wir das Beste! Padre Alex |
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