Thursday, August 18. 2005
Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in News Kommentare, Sonstiges
Comments (4) Trackbacks (0) KATHOLISCHER WELTJUGENDTAG MIT SEINER HEILIGKEIT PAPST BENEDIKT XVI. IN KÖLN
Erfreuliches und zunehmendes Interesse in allen Schichten der Bevölkerung und auf allen Ebenen der Gesellschaft sowie in den Medien besteht am XX. Weltjugendtag in Köln. Die Erfindung des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. zeigt weitere Früchte, und es hängt auch von unserem begleitenden Gebet ab, ob dieses wichtige Ereignis bleibende christliche Akzente in Staat und Gesellschaft hinterlassen wird können, aber auch zur Hinordnung vieler Diskussionen auf die eigentliche Botschaft des katholischen Glaubens führt. Dem dient ja auch der nun erschienene Katholische Kurzkatechismus als zusammenfassendes Kompendium (vgl. das Motu proprio Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. zur Approbation) zum Katechismus der Katholischen Kirche.
Die besten Internetadressen zur sachlichen Information über den Katholischen Weltjugendtag finden sich meines Erachtens unter anderem bei www.kath.net, www.vatican.va, www.radiovatikan.de, www.wjt2005.de und news.stjosef.at - auf der Seite von Radio Vatikan findet sich auch ein Exklusivinterview von Hw. Pater Eberhard von Gemmingen mit Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. im Vorfeld seines Pastoralbesuches in Deutschland, seiner ersten Auslandsreise. Dieses Gespräch sei hier nachgedruckt: Heiliger Vater, Sie haben am 25. April gesagt: "Ich freue mich auf Köln." Können Sie diese Freude ein bißchen konkretisieren? Ja - in vieler Hinsicht, erstens habe ich im Rheinland schöne Jahre verbracht, sodaß ich mich einfach freue, wieder 'mal den Charakter des Rheinlands zu atmen, diese weltoffene Stadt und all das, was damit verbunden ist. Dann überhaupt, daß die Vorsehung es gewollt hat, daß meine erste Auslandsreise nach Deutschland geht. Ich hätte nicht gewagt, das einzurichten. Aber wenn einem der liebe Gott das sozusagen antut, darf man sich darüber freuen. Und auch, daß diese erste Auslandsreise eine Begegnung mit jungen Menschen aus aller Welt ist. Der Jugend zu begegnen, ist immer etwas Schönes, weil sie voller Probleme - vielleicht - aber auch voller Hoffnung, voller Schwung und Erwartungen ist, weil in ihr die Dynamik der Zukunft steckt, und weil die Begegnung mit ihr auch einen selber dann wieder schwungvoller, freudiger und offener macht. Das sind so eine Reihe von Motiven, die diese Freude bei mir inzwischen verstärkt und nicht etwa vermindert haben. Heiliger Vater, können Sie sagen, was Sie der Jugend der Welt vor allem vermitteln wollen? Was ist die Hauptsache, die Sie 'rüberbringen wollen? Ja - ich möchte ihnen zeigen, daß es schön ist, ein Christ zu sein, denn es besteht ja weithin die Idee, Christentum sei eine Menge von Geboten und Verboten, Lehrsätzen, die man einhalten muß und dergleichen und insofern etwas Mühseliges und Belastendes. Man sei freier, wenn man diese Last nicht habe. Ich möchte demgegenüber deutlich machen: sozusagen von einer großen Liebe und Erkenntnis getragen zu sein, ist nicht etwa ein Gepäck, sondern sind Flügel, und es ist schön, ein Christ zu sein, mit dieser Erfahrung, daß es uns das Weite gibt, daß uns das auch eine große Gemeinschaft gibt, daß wir als Christen eben nie allein sind - in dem Sinn, daß immer Gott bei uns ist, aber auch, daß wir immer miteinander in einer großen Gemeinschaft stehen, Weggemeinschaft sind, ein Projekt der Zukunft haben und damit eben wirklich ein Dasein, das sich lohnt - die Freude am Christsein, daß es schön und auch richtig ist, zu glauben. Heiliger Vater, Papstsein heißt Brückenbauer sein, Pontifex sein. Nun hat die Kirche eine alte Weisheit und Sie begegnen einer schwungvollen Jugend, die aber noch nicht allzu viel Weisheit besitzt Wie kann eine Brücke gebaut werden zwischen dieser alten Weisheit - auch eines doch ein wenig betagten Papstes - und einer Jugend? Wie geht das? (lacht) Ja - wir werden sehen, inwieweit der Herr mir hilft. Aber jedenfalls Weisheit in sich ist nicht etwas Abgestandenes - wie wir im Deutschen ein bißchen dieses Wort Weisheit mit diesem Geschmack verbinden, sondern ist Verstehen dessen, worum es geht, ist der Blick aufs Wesentliche. Die jungen Menschen wollen natürlich das Leben erst erlernen, es selber neu entdecken, nicht einfach von anderen vorgekaut bekommen. Das ist vielleicht der Gegensatz, den man da sehen könnte. Aber zugleich ist Weisheit eben gerade das, was eben Welt interpretiert, was auch immer wieder neu ist, weil es in den neuen Kontexten dann wieder hinführt auf das, worauf es ankommt und wie man das, worauf es ankommt, verwirklichen kann. Insofern ist - glaube ich - das Sprechen, Glauben, Leben von etwas heraus, das der Menschheit geschenkt worden ist und ihr Lichter aufgesteckt hat, nicht Vorkauen von etwas Abgestandenem, sondern ist gerade - sozusagen - der Dynamik der Jugend angemessen, die ja auch nach dem Großen, nach dem Ganzen fragt. Und darum geht es in der Weisheit des Glaubens, daß wir nicht eine Menge von Details kennen - die sind für jeden Beruf wichtig - aber, daß wir über allen Details wissen, worum es im Leben geht und wie Menschsein, wie Zukunft zu gestalten ist. Heiliger Vater, Sie haben auch gesagt: "Die Kirche ist jung, sie ist nichts Altes." Können Sie noch ein bißchen genauer sagen, was Sie damit meinen? Ja, sie ist zunächst jung, sagen wir, in dem biologischen Sinn, daß ihr sehr viele junge Menschen angehören. Sie ist aber auch in dem Sinne jung, daß ihr Glaube sozusagen aus dem frischen Quell Gottes selber kommt, von daher also, wo das wirklich Neue und Erneuernde da ist. Das ist nicht eine abgestandene Kost, die wir seit 2000 Jahren haben und die immer wieder aufgekocht wird, sondern Gott selbst ist der Quell aller Jugend und allen Lebens. Und wenn der Glaube eben eine Gabe ist, die von ihm her kommt sozusagen das frische Wasser, das uns immer wieder gegeben wird, mit dem wir dann leben können und das wir sozusagen als Kraft in die Wege der Welt einspeisen dürfen - dann ist eben Kirche eine verjüngende Kraft. Es gibt einen Kirchenvater, der einmal die Kirche gesehen hat und dabei das Sonderbare sah, daß sie im Lauf der Jahre nicht älter, sondern immer jünger wird, weil sie immer mehr dem Herrn entgegengeht, das heißt immer mehr der Quelle entgegen, von der Jungsein, von der Neuheit, Erfrischung, die frische Kraft des Lebens kommt. Sie kennen ja die Kirche in Deutschland besser als ich und wir alle, und da kommt die Frage nach der Ökumene, nach der Kircheneinheit zwischen der katholischen und den evangelischen Kirchen, eine zentrale Frage. Und es gibt vielleicht utopische Hoffnungen, daß der Weltjugendtag einen Durchbruch in Sachen Ökumene bringen könnte. Spielt Ökumene dabei eine kleine, eine mittlere, eine große Rolle? Ja - sie ist in sofern da, als der Auftrag zur Einheit, der das ganze Wesen der Kirche durchdringt, nicht irgendeine marginale Aufgabe am Rande ist. Gerade wenn man den Glauben zentral lebt und behandelt, ist er Aufbruch zur Einheit hin. Die konkreten ökumenischen Gespräch sind natürlich nicht so groß geschrieben, weil es ja vor allem eine Begegnung von katholischen jungen Menschen aus der ganzen Welt ist - freilich auch von solchen, die nicht katholisch sind, die aber fragen möchten, ob hier vielleicht etwas zu finden ist und die insofern in dem inneren Begegnen der Jugend, die ja nicht nur mit dem Papst spricht, sondern vor allen Dingen sich untereinander begegnet, gerade auch diese Dimension dann anwesend sein wird. Ich werde eine Begegnung mit unseren evangelischen Freunden haben, und wir werden leider wenig Zeit haben, weil das Gepäck des Tages sehr groß ist, aber doch immerhin etwas Zeit haben, uns zu besinnen, wie es weitergehen soll. Ich erinnere mich sehr gut und gerne an den ersten Deutschlandbesuch von Papst Johannes Paul II., wie er in Mainz mit den Vertretern der evangelischen Gemeinschaften an einem Tisch saß und man miteinander entwickelt hat, wie es weitergehen soll. Es wurde dann ja die Kommission gegründet, aus der dann der Rechtfertigungskonsens hervorging. Das Wesentliche - so denke ich - ist das wir eben alle gerade in der Zentralität unseres Christseins und nicht nur in bestimmten Begegnungsaugenblicken immer die Einheit im Blick haben und insofern das, was wir gläubig tun, immer von innen her auch ökumenisch ist. Heiliger Vater, es gibt ja gerade auch in unseren nördlichen und reichen Ländern Abwendung nicht nur aller Menschen von Kirche und Glauben, sondern gerade auch der Jungen. Kann man da etwas dagegensetzen oder vor allem: wie kann man vielleicht die Sinnfrage - was hat mein Leben für einen Sinn? - so beantworten, daß die Jugend sagt: "Kirche ist d i e Sache, unsere Sache!" (lacht) Ja - wir alle versuchen, den Jungen das Evangelium zu bringen, denn das ist die Botschaft, auf die wir warten. Es ist klar, daß es in unserer modernen westlichen Gesellschaft viele Bleigewichte gibt, die uns vom Christentum wegdrängen. Der Glaube und Gott scheinen sehr fern zu sein, das Leben selbst voller Möglichkeiten und Aufgaben. Man will das Leben zunächst selbst ergreifen, es soviel leben wie es nur geht. Ich denke dabei an den verlorenen Sohn, der auch dachte, im Vaterhaus sei es langweilig, er müsse das Leben so richtig ausschöpfen, an mich reißen und genießen, bis er dann merkt, das es richtig leer ist und daß er frei und groß war, als er im eigenen Vaterhaus lebte. Nun also denke ich: jedenfalls unter den jungen Menschen breitet sich doch aber auch die Empfindung aus, daß all diese Vergnügungen, die uns angeboten werden, und der ganze Freizeitbetrieb, all das, was man macht und machen kann, kaufen und verkaufen kann, nicht das Ganze sein kann, daß es irgendwie um mehr geht. Und insofern ist - denke ich - doch auch eine große Frage danach da, was denn nun das Eigentliche sei. Das alles, was wir da so haben und kaufen können, kann es nicht sein. Deswegen gibt es ja auch sozusagen den Markt der Religionen, der dann das auch gleichsam als Ware wieder anbietet und damit auch degradiert. Aber er ist ein Zeichen dafür, daß eine Frage da ist. Und diese Frage wirklich zu erkennen und nicht an ihr vorbeizureden, nicht Christentum als etwas nun Abgetanes und genügend Ausprobiertes zur Seite schieben zu lassen, sondern gerade als die - weil von Gott selbst herkommende und daher immer frische Möglichkeit, die auch immer neue Dimensionen in sich birgt und entbirgt, erkennen zu lassen - der Herr sagt ja: der Herr wird euch einführen in Dinge, die ich jetzt nicht sagen kann. Das Christentum ist voll unentdeckter Dimensionen und zeigt sich eben frisch und neu, wenn man seine Frage wieder wirklich von Grund auf stellt - sozusagen das Aufeinandertreffen der Frage, die da ist, und der Antwort, die wir leben und die wir sozusagen immer selbst durch die Frage hindurch erst neu empfangen - das sollte das Ereignis in der Begegnung zwischen Verkündigung und jungen Menschen sein. Ich persönlich lebe derzeit in dem Gefühl, daß Europa sich immer mehr aufgibt, seine im Christentum begründeten und seine humanen Werte immer weniger zählen. Chinesen und Inder arbeiten sehr hart, sind gut gebildet, während wir in Europa zum Teil faul, mißmutig sind. Es geht um die christlichen Wurzeln - jetzt gerade auch in der Europäischen Verfassung. Europa ist in der Krise. Könnte durch so einen Weltjugendtag mit vielleicht nahezu einer Million Leuten ein Impuls gegeben werden, wirklich nach den christlichen Wurzeln zu suchen und gerade von der Jugend her - damit wir human weiterleben können? Wir hoffen es, denn gerade ein solches Zusammentreffen von Menschen aus allen Kontinenten sollte auch dem alten Kontinent, der der Gastgeber ist einen neuen Impuls geben und uns helfen, daß wir nicht nur das Kranke, das Müde, das Verfehlte an der europäischen Geschichte sehen - denn wir sind ja doch in einer Art Selbstbemitleidung und Selbstverurteilung - ja es gab viel Krankes in allen Geschichten, auch in der unseren, die so große technische Möglichkeiten entwickelt hat - es ist dann besonders dramatisch geworden - aber doch auch zu sehen, wie Großes von Europa ausgegangen ist: die ganze Welt würde ja nicht heute sozusagen die von Europa ausgegangene Zivilisation leben, wenn die nicht auch aus größeren Wurzeln käme. Nun bieten wir nur noch dies Letztere an und dann übernimmt man die Zivilisation, sucht sich aber andere Wurzeln dafür und gerät letzten Endes in Widersprüche. Ich glaube, diese Zivilisation mit all ihren Gefahren und ihren Hoffnungen kann nur gebändigt und zu ihrer Größe geführt werden, wenn sie die eigenen Kraftquellen wieder erkennt, wenn wir das Große wieder sehen, das dann dieser gefährdeten Möglichkeit des Menschseins seine Richtung und seine Größe gibt. Wenn wir wieder Freude daran haben, das wir in diesem Kontinent leben, der das Weltgeschick bestimmt hat - im Guten und im Bösen - und daß wir damit gerade einen bleibenden Auftrag haben, wieder das Wahre, das Reine und das Große und Zukunftgebende zu entdecken und damit weiterhin und auf eine neue und wohl bessere Weise im Dienst der ganzen Menschheit zu stehen. Kann man - als letzte Frage - ein Idealziel des Weltjugendtages in Köln formulieren? Was wäre das Ziel, wenn es ganz, ganz toll laufen würde? (lacht) Ja - nun, daß eben ein Schwung neuen Glaubens durch die Jugend geht - vor allem auch durch die Jugend in Deutschland und in Europa. Wir haben in Deutschland immer noch große christliche Institutionen. Es geschieht viel Christliches, aber es gibt auch eine sehr große Müdigkeit und wir sind so sehr mit Strukturfragen beschäftigt, daß der Schwund und die Freude des Glaubens fehlen. Wenn dieser Schwung, das Frohsein, daß wir Christus kennen, wieder neu aufleben würde und der Kirche in Deutschland und auch Europa eine neue Dynamik gäbe, dann denke ich, wäre das Ziel des Weltjugendtages erreicht. Heiliger Vater, vielen, vielen Dank für das Interview. Wir wünschen Gottes Segen für die schönen und auch anstrengenden Tage in Köln. (ENDE DES INTERVIEWS VON RADIO VATIKAN.) So wünsche ich allen Teilnehmern des Weltjugendtages eine reichhaltige geistliche Erfahrung und bitte Euch alle um Euer Gebet im Sinne der Ablaßgewährung des Heiligen Vaters! Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik / http://www.padre.at Trackbacks
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Ein interessantes und lesenswertes Interview. Bei der Lektüre allerdings stellte sich mir doch eine Frage: Seine Heiligkeit betont: "es besteht ja weithin die Idee, Christentum sei eine Menge von Geboten und Verboten, Lehrsätzen, die man einhalten muß und dergleichen und insofern etwas Mühseliges und Belastendes" - ja, woher kommt denn diese "Idee"? Wenn es diese "Idee" so, in dieser Form, gibt (lassen wir das 'mal so stehen) ... woher rührt sie? Nach wie vor kommen die meisten Meldungen über christliche Positionen und Meinungen aus den Reihen der Christenheit, speziell bei der katholischen Kirche eher aus den oberen Rängen der klerikalen Hierarchie; sollte die genannte "Idee" also existieren, so ist sie wohl in erster Linie auf Äußerungen und Taten der Kirche selbst zurückzuführen.
Wenn die Botschaft des Christentum etwas Lebendiges, Befreiendes ist: wie erklärt sich Seine Heiligkeit die existierende - und tatsächlich ja wachsende - Ablehnung gegenüber der "frohen Botschaft"? Immerhin muß man anerkennen, daß hier mit ungleichen Mitteln geworben bzw. "abgeworben" wird: während die Kirche eine durchstrukturierte Organisation mit immensen personellen und finanziellen Mitteln ist, fehlt ihren Kritikern eine solche Struktur und erst recht die damit einhergehende gesellschaftliche Macht ... und dennoch besteht diese, recht weit verbreitete Ablehnung. Wie paßt das logisch zusammen? Wenn die Botschaft so beglückend ist, warum lehnen die Menschen sie dann ab?
Hallo Dominique!
Ihre Frage ist nicht die schlechteste. Woraus sich aber die veröffentlichte Meinung über die Katholische Kirche und den katholischen Glauben zusammensetzt und wer zu dieser am meisten beiträgt, das ist nicht leicht zu beantworten. Ich würde doch meinen, daß es sehr von den jeweiligen Chefredaktionen und Journalisten abhängt, möglicherweise auch von der Besitzergruppe des jeweiligen Mediums. (Ich denke, daß Sie falsch liegen: insgesamt ist das Geld nicht in oder bei der Kirche, sondern in ganz anderen Kanälen - denken Sie nur daran, wieviel Geld mit dem und um den Internationalen Terrorismus und um andere organisierte Kriminalitätsphänomene herum gemacht wird.) Und es könnte durchaus sein, daß sich bei manchen die Meinung, daß Christentum primär eine Menge von Geboten und Verboten wäre, einfachhin durch den veränderten Zeitgeist und durch den Rückgang allgemeiner, aber auch persönlicher Gläubigkeit sowie nicht mehr dementsprechend erhaltener Erziehung ergeben hat. Ja, wir könnten zugespitzt formulieren: nur bei jemandem, der nicht mehr an Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligen Geist lebendig glaubt, nur wer diesem wahren Gott nicht mehr mit Freude die erste Stelle einräumt, nur bei einem solchen Menschen kann der Eindruck entstehen, daß es eigentlich nur noch um Gebote ginge. In Wirklichkeit geht es aber um eine ganz große Sache, nämlich um die persönliche Nachfolge Christi. Nur wenn ich Jesus Christus gemäß Bibel und überlieferung (vor allem mit Hilfe des Katechismus) kennenlerne und liebe, dann fällt mir die Konsequenz eines christusgemäßen Lebens viel leichter, weil ich um das absolut unvergleichlich schöne Ziel weiß, das uns zuletzt am Hochfest Aufnahme Mariens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgeschienen ist. Am kommenden Sonntag (der neuen Zählordnung) heißt es im zu verkündenden Matthäusevangelium: "Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen." (Mt 16,24 - 27) Selbstverständlich ist Christentum nichts Durchschnittliches, sondern etwas, das jeden Menschen als Mann oder als Frau voll in Anspruch nimmt, das ganze Leben durchwirkt und zu einer enormen Sinntiefe und inneren Freude führt. Das Kreuz Christi ist unser Zeichen, es ist das deutliche JA Gottes zu uns Menschen. Dieser Glaube an die am Kreuz geschehene Erlösung ist es, der alles verwandelt, auch Leid und nach außen hin scheinbar gegebene Sinnlosigkeit. Nur wenn wir oft - mit Hilfe der Heiligen Messe - versuchen, uns diese Erlösung zu eigen zu machen und uns unter dem Kreuz zu Johannes und Maria dazu zu stellen, um mitzuleiden, lernen wir für unser Leben, daß es schon hier auf Erden glücklicher macht, für Gott und für andere zu leben als ausschließlich für unsere Eigeninteressen. Es geht schließlich um die Harmonie von Glaube und Leben. Der heilige Paulus ruft uns am kommenden 22. Sonntag im Jahreskreis zu: "Angesichts des Erbarmens Gottes ermahne ich euch, meine Brüder, euch selbst als lebendiges und heiliges Opfer darzubringen, das Gott gefällt; das ist für euch der wahre und angemessene Gottesdienst. Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm gefällt, was gut und vollkommen ist." (Röm 12,1 - 2) Mit besten Grüßen! Padre Alex
Nun, wo tatsächlich "das Geld" zu suchen ist, wäre eine nicht endenwollende Diskussion. Was allerdings zweifelsohne fest steht, ist, daß die katholische Kirche ein funktionierender und einflußreicher Apparat ist (und sein will), dem auf Seiten der "Ungläubigen" nichts Gleichwertiges gegenüber steht. Zwar haben viele Firmen, Verbände u. ä. ihrerseits Einfluß und ggf. gegenteilige Interessen, doch sind diese Aktivitäten kaum als koordiniert zu bezeichnen. Man muß schon zugeben, daß die Kirche hier an sich einen gewaltigen Vorteil hat - und dennoch ggw. mit Hängen und Würgen in deutschen Landen ein "Unentschieden" zuwege bringt. Diese relative Erfolglosigkeit, erst recht nach Jahrhunderten der Dominanz - was sind die Gründe?
Vielleicht liegt es ja auch an der Art der Argumentation, die Sie selbst hier verwenden: Bibelzitate haben für den Skeptiker und erst recht den Atheisten keinerlei Relevanz oder Beweiskraft - die erlangen sie erst, wenn das zugrunde liegende Axiom, nämlich die Gottheit, anerkannt wird. Die unter Gläubigen aller Konfessionen beliebte Argumentation mit Bilbelzitaten verstößt gegen die eindeutige Regel, daß das zu Definierende im Definierenden nicht vorkommen darf. Mit solchen Zitaten erreichen Sie lediglich die, die Sie ohnehin schon zu den Schäfchen zählen dürfen - der Skeptiker ist unbeeindruckt. Bedenken Sie: Kommunikation ist eine Angelegenheit zwischen Sender und Empfänger. Die Verantwortung zur korrekten Chiffrierung und Dechiffrierung der Botschaft liegt zwar bei beiden, aber es ist IHR bekundetes Interesse. Insofern haben Sie, WENN Sie denn die "Frohe Botschaft" übermitteln und verbreiten wollen, eine selbst auferlegte Bringschuld - da hilft es nichts, die Ursachen bei Medien oder sonst wo verorten zu wollen. Selbst, wenn Sie damit Recht hätten: es führt nicht weiter. Sie möchten die Botschaft "froh" erscheinen lassen - dann formulieren Sie sie doch auch bitte so. Das werden Sie allerdings nicht erreichen, indem Sie Menschen Aspekte ihrer Sexualität absprechen, Frauen die Entscheidung über ihren Körper verbieten oder dergleichen Dinge mehr, die expliziten Verbotscharakter haben. Insbesondere ist schwer zu vermitteln, wie eine Botschaft als "froh" begriffen werden soll, die Hölle und Fegefeuer denen androht, die nicht wahrhaftig glauben, insbesondere im Rahmen eines Kodex, der es ohnehin als nahezu unmöglich erscheinen läßt, ihm gerecht zu werden. Möglicherweise ist die Kirche hier in früheren Zeiten *zu* erfolgreich gewesen und wird heute die Geister, die sie damals rief, nicht mehr los.
Hallo Dominique!
Weiterhin meine ich, daß Sie die Organisiertheit der Katholischen Kirche weltweit und in Deutschland ein wenig überschätzen. Im übrigen geht es ja gar nicht primär um Organisation, sondern um die Verkündigung Jesu Christi als wahrhaft Gekreuzigten und Auferstandenen. Antworten hier im Blogbuch können nicht alle Aspekte ausführlich umfassen. Wenn Sie meine Seiten genauer ansehen, entdecken Sie zahlreiche Vernunftargumente für die Wahrheit des katholischen Glaubens, z. B. http://www.internetpfarre.de/glaube.htm Es gibt auch eine eigene Seite für Hinweise auf oder Beweise für Gott http://www.internetpfarre.de/gott.htm oder wie man sie auch immer nennen möchte. Beides gehört in der Verkündigung jedoch zusammen: die natürlichen und übernatürlichen Hinweise. Die Verkündigung unter Gebrauch von Zitaten der Heiligen Schrift ist ureigenster Auftrag der Kirche. Immer schon gab es dadurch spontane Bekehrungen, immer schon wirkte das Wort Gottes kurz- oder langfristig. Im Lukasevangelium 8,4 - 15 lesen wir: "Als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre! Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeit lang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen." Die Kirche kann weder auf die Begründung der Vernunftgemäßheit des Glaubens noch auf die direkte Verkündigung des Wortes Gottes verzichten. Eben deshalb ist der 1993 erschienene aktuelle Katechismus der Katholischen Kirche so wichtig, dessen Kurzfassung als Kompendium seit mehr als zwei Wochen auf dem Markt ist. Darin entdecken Sie eigene grundlegende Punkte zur Verbindung von Vernunft und Glaube (vgl. z. B. die KKK-Nummern 33 ff. und 166 ff.) - Sie rennen also bei mir offenen Türen ein, da die Katholische Kirche eben immer schon die Vernunft im notwendigen Maße verteidigt hat, auch darin, daß die Gotteserkenntnis als solche bereits durch diese möglich ist, wenn auch die Sicherheit dieser Vernunfterkenntnis und deren notwendige Vervollständigung erst mit dem Licht der Offenbarung Christ hinzutritt. Die Verkündigung Christi als des einzigen Erlösers kann sich daher nie gebunden sehen an irgendwelche säkularen Regeln, sondern folgt einer eigenen Gesetzmäßigkeit, die die Vernunftargumentation jedoch voll einschließt. Trotzdem sind die Verkündiger gerufen, die medialen Gesetzmäßigkeiten gut zu studieren und für die Verkündigung zu nützen. "Frohe Botschaft" wird aber nicht dadurch froh, daß sie an zeitgeistige und eine ständig wechselnde oberflächliche Frohheit angepaßt wird. Die frohe Botschaft fordert vielmehr auf, das Glück mit der Gnade Gottes zu ergreifen, nämlich das ewige Glück, daß schon auf Erden glücklich macht. In der Verkündigung des kommenden Paradieses, welches mit dem Tag der Auferstehung des Fleisches, d. h. mit der Wiedervereinigung der Seelen der Verstorbenen mit ihren Leibern, beginnt, geht es um die Angabe des mit keinem anderen (im Gegensatz dazu vergänglichen) Glück vergleichbaren Zieles unserer Pilgerschaft. Die geretteten und somit im Fegefeuer bzw. bereits im Himmel befindlichen Seelen werden ihre Leiber als herrliche Auferstehungsleiber wieder erhalten, während die aufgrund ihrer unbereuten bösen Taten auf ewig verdammten Seelen ihre Leiber zur vollen selbst erwählten Strafe erhalten werden. Es führt kein Weg vorbei: der gesunde Mensch trägt für seine Handlungen in jedem Moment volle Verantwortung. Der erste Schritt zur Annahme der Erlösung Christi am Kreuz ist der bewußte Glaube an den dreifaltigen Gott, dann der Empfang der heiligen Taufe, und dem folgt der logische Wunsch, sein Leben nach dem Glauben auszurichten, denn sonst bliebe der Glaube unfruchtbar. Und im Leben nach dem Glauben gibt es Glückspfeiler, die wir nicht übertreten dürfen. Es kann jemand gehindert werden, etwas Gutes fortzuführen, aber es kann niemand gezwungen werden, etwas in sich Böses zu tun. Gerade in der Moralverkündigung der Kirche gibt es keine einzige Weisung, die nicht von der Schöpfungsordnung her vernünftig begründbar wäre. Die Unsittlichkeit der Empfängnisverhütung http://www.internetpfarre.de/verhuetungsmittel.htm in der Ehe leuchtet dem unverblendeten Menschen sogar mit Leichtigkeit ein, denn dieser willkürliche Eingriff in den natürlichen Ablauf des Geschlechtsverkehrs war von Anbeginn nie für die Gemeinschaft von Mann und Frau vorgesehen. Die Kirche spricht daher den Menschen keine Aspekte ihrer Sexualität ab, sondern läßt sie sogar alle Aspekte (nicht nur die Lustaspekte) entdecken und fördert die rechte Einordnung aller Aspekte, und diese richtige, d. h. geglückte Integration der Sexualkraft ist nichts anderes als Keuschheit. Wo verbietet die Kirche den Frauen Entscheidungen über ihren Körper? Wenn Sie damit die Abtreibungstötung meinen, der durch keinen Umstand je gerechtfertigt werden kann, da unschuldiges menschliches Leben ab der Zeugung niemals getötet werden darf und somit das Lebensrecht immer zu achten ist, dann handelt es sich eben nicht mehr nur um den Körper und um die Würde der Frau alleine, sondern um zwei Menschenleben, die beide zu 100 % zu achten sind. Und es mehren sich die Stimmen von Publizistinnen, die genug haben vom Schönreden der aktuellen Kulturphänomene Abtreibung und Scheidung. "Auch Feministinnen sollte die hohe Zahl der Schwangerschaftsabbrüche nachdenklich machen. Trotz Aufklärung und Verhütungsmittel, die auf Plakatwänden witzig popularisiert werden, bleibt die Zahl der gesetzlichen Abbrüche bei etwa 135000 pro Jahr konstant, viel zu hoch und unbegreiflich." (Katharina Rutschky in der linksalternativen Berliner "Tageszeitung", wobei zu sagen ist, daß solche schönfärberisch genannten "gesetzlichen" Abbrüche nach dem Naturrecht immer rechtswidrig bleiben.) Und Susanne Gasche schreibt in der "Universitas", daß Kinder die Scheidung ihrer Eltern nicht als Sache eines fortschrittlichen, toleranten Lebensstils begreifen können, sondern sie als ein Unglück und als verhängnisvolles Vorbild erfahren, "das zeigt, wie wenig Verlaß im Leben selbst auf die ganz zentralen Dinge ist ... Welche Folgen es langfristig für unser Zusammenleben haben wird, wenn dieses Vertrauen von Anfang an unterminiert wird, ist noch gar nicht abzusehen." Und hier kommt die Kirche mit ihrer zeitlosen Botschaft und mit gültigen Prinzipien, die in ihrer Anwendung immer schon eine große Lebenshilfe waren. Welchen "Kodex" Sie daher meinen, ist rätselhaft. Selbstverständlich ist es möglich, das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe wirklich zu leben, wenn sich der Mensch ganz der Gnade Gottes öffnet. Dann wird er auch die Zehn Gebote als Untergrenze des Menschseins in der Gesellschaft anerkennen und beachten können. Und die Kirche als Hort der Wahrheit ist auch Hort der Barmherzigkeit: jederzeit sind Umkehr und Neubeginn möglich. Falsch ist es aber, die eigene Schwäche zum Maßstab der Orientierung zu machen und somit die Sünde einfach wegzuwischen. Richtig und sogar psychisch gesund ist es, Sünde als Sünde anzuerkennen, es zu beichten und ehrlich neu zu beginnen. Es geht immer um den rechten Mittelweg, um falschen Laxismus und falschen Skrupulantismus zu vermeiden. Die Kirche hilft dabei mit ihren Amtsträgern, mit ihrer Lehre und mit ihren Gnadenmitteln, den heiligen Sakramenten, wobei im Jahr der Eucharistie besonderes der nährhafte Wert des heiligen Meßopfers vor Augen steht. Klar ist daher auch, daß sich kirchliche Amtsträger nie darauf zurückziehen dürfen, ein quasi unantastbares staatsbügerliches Privatleben zu führen, sondern sich als gesellschaftliche Vorbilder in der Nachfolge Christi auch transparent darauf ausgerichtet zu leben zu mühen haben. Deshalb war es beispielsweise richtig, daß der verstorbene Papst Johannes Paul II. im Vorjahr eine Apostolische Visitation der Diözese St. Pölten anordnete und daß der regierende Papst Benedikt XVI. kürzlich den Rücktritt des argentinischen Bischofs Juan Carlos Maccarone angenommen hat. Mit besten Grüßen! Padre Alex |
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