Tuesday, April 18. 2006
Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Katholische Lehre
Comments (0) Trackbacks (0) OSTERPREDIGT AM OSTERMONTAG ALS NACHKLANG DER OSTERNACHT: IT'S MY LIFE, I GONNA LIVE FOREVER
Liebe Andächtige!
Am Ostermittwoch ist um 17.30 Uhr die letzte Erstkommunionstunde in der Wallfahrtskirche, da wir am kommenden Weißen Sonntag den großen Eucharistischen Festtag für unsere Erstkommunikanten erwarten. Dabei wird nicht nur ihnen und weltweit all jenen ein vollkommener Ablaß gewährt, die zum ersten Mal zum Tisch des Herrn treten, sondern auch uns allen, die an dieser Feier der heiligen Erstkommunion andächtig teilnehmen. Darüber hinaus wird ein vollkommener Ablaß am kommenden Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, wie der Sonntag auch heißt, jenen gewährt, die in einer Kirche oder Kapelle vor dem Tabernakel das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser beten und den barmherzigen Heiland anrufen, beispielsweise mit der empfohlenen Anrufung: "Barmherziger Jesus, ich vertraue auf dich!" Die bereits abgelegte Osterbeichte ist für den Gewinn eines vollkommenen Ablasses noch ausreichend, wenn sie nicht länger als drei Wochen zurückliegt und die würdige Kommunion und das Gebet nach Meinung des Heiligen Vaters hinzukommen. So ist der kommende Sonntag ein doppelter Ansporn für all jene, die ihre jährliche Beichte bzw. ihre Osterbeichte noch nachholen müßten. In der Osternacht hatten wir unter anderem gefragt, ob Christen eigentlich mitsingen können, wenn es da heißt: It's my life, I ain't gonna live forever. (Bon Jovi) Es ist mein Leben, ich werde nicht für immer leben. Die Frage ist umso interessanter, wenn man sich die theologisch offenbar sehr schlecht betreute Seite einer österreichischen Diözese ansieht, die seit einigen Tagen ihre Besucher fragt: "Was stellen Sie sich am ehesten unter der Auferstehung von den Toten vor?" Die bisher 826 Teilnehmer konnten unter fünf Antworten auswählen, und jetzt kommt das Absurde schlechthin: keine einzige vorgegebene Antwort entspricht unserem heiligen und unfehlbaren Glauben, und das bei einem Glaubenssatz, mit dem das Christentum steht und fällt. Angeboten wurde unter "(a) Der Körper stirbt, die Seele lebt weiter" - das hätten mehr als 50 % angekreuzt. Nun ist es zwar richtig, daß sich bei unserem Tod die Seele vom Körper trennt, und da wir keine göttliche Natur tragen, beginnen unserer Leiber normalerweise zu verwesen. Anders war es ja bei Jesus, dessen ewige Gottheit sich auch nicht im Grab verabschiedete, wie uns heute der heilige Petrus vermittelt: "sein Leib schaut die Verwesung nicht." (Apg 2,31) Nun stimmt es also durchaus, daß nur der Körper stirbt, wobei wir sagen müssen: das Sterben erlebt der ganze Mensch, dies kann uns niemand abnehmen. Aber die Unsterblichkeit der Seele ist eben noch nicht die christliche Urbotschaft, sondern genau genommen eine philosophische Selbstverständlichkeit. Die besondere Botschaft des Christentums ist, und damit geben wir die einzig richtige Antwort auf die Frage nach der Auferstehung: am Jüngsten Tage wird sich jede einzelne unsterbliche Menschenseele wieder mit ihrem, dann aber im Falle ihrer Rettung vollständig verherrlichten Leib vereinen dürfen, und nichts anderes ist die Auferstehung des Fleisches, die wir in der Osternacht wieder feierlich bezeugt haben, insbesondere bei der feierlichen Erneuerung unseres Taufversprechens. Deswegen hatte ich gesagt: I ain't gonna live forever muß ergänzt werden, ich werde nicht ewig auf dieser Erde leben, ich werde nicht immer hier sein, aber I gonna live forever, ich werde ewig leben, ich bin schon unsterblich, und zwar aus einem doppelten Grund: einerseits weil die Existenz und die Unsterblichkeit jeder einzelnen Menschenseele nicht geleugnet werden können, andernfalls könnten wir auch jetzt nicht in diese heilige Kommunikation getreten sein, wären wir einfach geistlose Maschinen oder rein instinktgebundene Obertiere, doch wir sind Menschen aus Fleisch und Blut, belebt einzig und allein durch die jeweils eigene unsterbliche Seele, bei der Zeugung direkt von Gott eingeschaffen. Andererseits werden wir ewig leben, weil die Auferstehung des Fleisches die volle Wiederherstellung jedes einzelnen geretteten Menschen bedeuten wird, indem in gewohnter, aber unvorstellbar erfüllender Weise Seele und Leib wieder ganz zueinander finden, in unvorstellbarer Harmonie nach dem Beispiel der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Unsterblichkeit der Seele und Auferstehung des Fleisches sind für uns die von der ganzen Heiligen Schrift absolut verbürgten Garanten, daß wir ewig leben werden, und zwar, ob wir wollen oder nicht. Und von daher kommt einem jedem von uns, jedem menschlichen Leben diese enorme persönliche Verantwortung zu. Deshalb hatte ich in der Osternacht und am Ostersonntag gesagt: ja, it's my life, es ist mein Leben, es ist Dein Leben, aber nicht im egoistisch ausbeutenden Sinne, sondern im Sinne einer Verantwortung im Blick auf die Unsterblichkeit der Seele, auf die jeweils geschenkten Talente und im Blick auf die Auferstehung des Fleisches, sodaß wir den Leib jedes Menschen integral achten und niemals abwerten dürfen. Auch das ungeborene Kind sagt ohne Stimme von seiner Empfängnis an, d. h. schon vor der Einnistung: it's my life! Wenn wir aber It's my life / Es ist mein Leben einfach so stehen ließen, könnte jemand meinen, ich müßte diese Erde und dieses Leben um jeden Preis, sogar über Leichen, auspressen, ausbeuten, so gut wie möglich - das aber wird niemanden dauerhaft glücklich machen, das hat mit Leben und Liebe nur noch ganz wenig zu tun. Wenn der Anreiz einer Ausbeutung dieser Erde und des eigenen irdischen Lebens nur wäre: Lebe schnell und intensiv, weil es morgen vorbei sein könnte, dann wäre dies nicht der Anreiz zur vollen Liebe und damit zum vollen Leben als Menschen. Ich sage: als Menschen. Denn als getaufte und gefirmte Christen sagen wir noch mehr: It's my life, I ain't gonna be just a face in the crowd. Genau das ist es, das ist sogar zutiefst christlich. Es ist mein Leben, ich werde nicht nur ein Gesicht in der Menge sein. Ich hatte in der Osternacht aufgerufen, daß jeder Mensch er selbst sein und werden soll. Wir haben die lebenslange Aufgabe, unseres wahres Selbst zu erkennen. Wer bin ich vor Gott, wer bin ich angesichts der alles überstrahlenden Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus? Wer werde ich für immer sein? Wie werde ich sterben, als wer werde ich sterben und doch ewig leben? Die große Botschaft des Christentums ist: im Tod werde ich, wirst Du sogar wirklich ganz und gar Du selbst, und zwar, ob Du willst oder nicht, ob wir wollen oder nicht. Wer aber sein wahres Wesen verleugnet hat, wer sich verstellt hat, wer den Ruf der absoluten Liebe von Gott her mit welchen Ausreden auch immer überhören wollte, wird es im Tod schmerzvoll erkennen, im schlimmsten Falle in ewiger Trennung von Gott, seinem Schöpfer und Erlöser. Nur wer gerungen hat, wirklich er selbst zu bleiben, wirklich authentisch und ehrlich die Selbstvervollkommnung so gut wie möglich voranzutreiben, wird beim persönlichen Gericht glücklich anerkennen, was drüben noch von Gott her vollendet werden muß, um schließlich im durch Jesu Blut zurückverdienten ewigen Paradies als Auferstandener, als Auferstandene einen unvorstellbaren Genuß ewig spannenden, kreativen und niemals mit unseren Worten beschreibbaren Glückes zu erfahren. Wir werden also nicht mit dem Tod (nach Ansicht einiger fernöstlicher und buddhistischer Theorien) aufgehen in einer anonymen Masse, sodaß man uns nie mehr finden kann, nein wir werden jeweils einzeln in voller Persönlichkeit mit unserer ganzen Geschichte erkennbar sein. It's my life forever, aber nur dann, wenn wir es für Gott und für andere aus ganzem Herzen immer wieder verschenkt haben, wenn wir das Leben derart intensiv gelebt haben, daß wir es für Gott und für die wahre authentische, den anderen wirklich voll berücksichtigenden Nächstenliebe hingegeben haben. It's my life, and it's now or never. Das stimmt insofern, als es nur dieses eine irdische Leben gibt, es gibt keine Wiederholungsmöglichkeit, wir müssen jetzt als Christen glauben, leben und vor allem lieben. Unsere Motivation hat uns heute der heilige Paulus in bekannter Weise verkündet: "Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich" (1 Kor 15,3 - 6), und deshalb fragte der Heilige Vater Benedikt XVI. in der Heiligen Osternacht: "Wie kann dieses Ereignis wirklich bei mir ankommen und mein Leben in sich hinein- und hinaufziehen? Die zunächst vielleicht überraschend erscheinende, aber ganz reale Antwort darauf lautet: Es kommt zu mir durch Glaube und Taufe. Deswegen gehört die Taufe zur Osternacht ... Die Taufe bedeutet genau dies, daß wir nicht von einem vergangenen Ereignis reden hören, sondern daß ein weltgeschichtlicher Durchbruch zu mir kommt und nach mir greift. Taufe ist etwas ganz anderes als ein Akt kirchlicher Sozialisierung ... Sie ist auch mehr als eine bloße Abwaschung, als eine Art seelischer Reinigung und Verschönerung. Sie ist wirklich Tod und Auferstehung, Wiedergeburt, Umbruch in ein neues Leben hinein." Und da müssen wir sofort anschließen: der Begriff Wiedergeburt im Zusammenhang mit unserer heiligen Taufe meint nicht einmal ansatzweise das, was als zweite Antwort auf die Frage zur Auferstehung auf jener schon genannten und offenbar schlecht betreuten Diözesanseite angeboten wird: "(b) Man wird als anderer Mensch wiedergeboren." Das würde neuerlich bedeuten: wir wären nicht dauerhaft wir selbst, dann würde es nicht mehr stimmen: it's my life, diese Wiedergeburt aber hat es nie und wird es nie geben, sie wäre eine ewige und völlig sinnlose Belastung, sie widerspricht sogar jeder gesunden menschlichen Erfahrung. Wiedergeburt in der Taufe meint, daß wir mit dem heiligen Paulus ehrlich sprechen können: Ich lebe, doch "nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir" (Gal 2, 20). So wie ich es gesagt habe, daß unsere Herzen immer mehr im Gleichklang mit dem Göttlichen Herzen Jesu schlagen. Und so stimmt es wirklich, was uns der Introitus dieser Festmesse heute verkündet: durch die Auferstehung und durch die jeweils eigene Taufe hat euch der Herr längst "in das Land geführt, wo Milch und Honig strömen. Immer soll das Gesetz des Herrn in eurem Herzen sein. Halleluja." (Vgl. Ex 13, 5.9) Und das wird nur möglich sein, wenn wir immer wieder kraft des Heiligen Geistes den Auferstandenen nach Art der Emmausjünger neu erkennen, verborgen unter der rein äußerlich verbliebenen Gestalt von Brot und Wein im Allerheiligsten Sakrament des Altares. Deshalb lehrt Papst Benedikt XVI. in seinem ersten Rundschreiben GOTT IST DIE LIEBE, daß wir in der Heiligen Kommunion nicht nur einfach das mit Mariae Verkündigung und Weihnachten fleischgewordene Wort empfangen, sondern wir werden in die Dynamik Seiner Hingabe hineingenommen. Diesem Akt Seiner Hingabe am Kreuz hat Jesus bleibende Gegenwart verliehen durch die Einsetzung der Heiligsten Eucharistie während des Letzten Abendmahles. Das biblische Bild von der Ehe zwischen Gott und Israel, zwischen Gott und Seinem Volk, wird in einer zuvor nicht auszudenkenden Weise Wirklichkeit: aus dem Gegenüber zu Gott wird durch die Gemeinschaft mit der Hingabe Jesu Gemeinschaft mit Seinem Leib und Blut, wird Vereinigung: die 'Mystik' des Allerheiligsten Sakramentes des Altares, die auf dem Abstieg Gottes zu uns beruht, reicht weiter und führt höher, als jede mystische Aufstiegsbegegnung des Menschen reichen könnte. Das ist der Wert jedes einzelnen Meßopfers, in dem ja das blutige Liebesopfer, die Hingabe Jesu, wirklich unblutig gegenwärtig wird. Aber nur wer im Blick auf die kommende Auferstehung des Fleisches auch selbst immer wieder bereit ist, jegliches nach dem Willen Gottes unvermeidbare Leid als persönliches Kreuz zu tragen, bringt die Voraussetzung mit, echte Liebe gegenüber Gott und gegenüber seinem Nächsten zu leben, selbst wenn es schwerste Opfer kostet. Deshalb muß sich nach dem Sinn der ersten Enzyklika Seiner Heiligkeit Benedikt XVI. der in den Menschen als Mann und Frau eingeschaffene Eros (die begehrende Liebe) gnadenhaft mit der Agape (die sich für den anderen hingebende Liebe) verbinden und sich von dieser wahren Opferliebe reinigen und erhöhen lassen. Das ist eine lebenslange Aufgabe, in ganz besonderer Weise für alle Eheleute, die wir immer wieder neu ermutigen müssen, in die eheliche Liebe voll und ganz zu investieren. Und wenn es uns dank des Ostermorgens und dank des letzten päpstlichen Schreibens klarer denn je aufleuchtet, daß das wahre katholische Christentum nie leibfeindlich war, so leuchtet uns genauso klar auf, daß Erotik im vollen Sinne nur in der Intimität einer gültigen Ehe ihre ganze Berechtigung und Würde erhält. Glück in der Liebe hat daher mit der richtigen Verbindung von Eros und Agape zu tun. Der Papst hat also die uralte Frage gestellt, und er hat sie direkt an den Schöpfer des Menschen selbst gestellt und somit die richtigen Antworten gefunden: I wanna know what love is, I want you to show me. Erst der von der Agape umfangene Eros wird insgesamt wieder zu mehr Kinderreichtum führen, wird die Scheidungsraten wieder sinken lassen, da nur so das jeweils richtige Gleichgewicht von Nähe und Distanz, von nötiger Freiheit und gegenseitigem, auch rein körperlichen Besitz gefunden werden kann. Am Karfreitag sahen wir, daß die höchste Agape aus dem Herzen Jesu kommt. Wer diese Liebe noch nicht ansatzweise begreift, wer nicht vom Kreuz her lebt, wird nie lebenslang leben können, weder in der Ehe noch im Priestertum. Nur durch das Kreuz und die Grablegung hindurch kam die Auferstehung des Fleisches. Wir haben der Liebe geglaubt, die durch die Auferstehung im vollen Sinne besiegelt wurde. Und genau darauf hatten wir uns in der vierzigtägigen Fastenzeit durch bewußten Verzicht auf Erlaubtes vorbereitet, und es hat schon seinen Sinn, daß die Faschingszeit mit dem Aschermittwoch beendet ist und daß so die Fastenzeit (so wie der Advent) als geschlossene Zeit auch das lebhafte Ausgehen bis zur Osternacht (bis zur Weihnacht) hinter sich läßt. Christentum ist daher in Wirklichkeit Vitalität, ist Revolution der Herzen, ist Revolution der Vergebung, es kann nach dieser Osternacht keinen Platz mehr geben für Nachtragendes, es muß ein Neubeginn erfolgen können, und nicht nur die Klügeren werden den ersten Schritt machen, die Liebe wird sich noch wesentlich mehr zeigen müssen. Wer selbst Vergebung erfahren hat, muß auch dem anderen wieder eine neue Chance geben: der Neid und das vergällende Gequatsche müssen aufhören - Christentum ist nicht verfaultes, übergehorsames, zurückgezogenes, angepaßtes, ängstliches, all zu ziviles Bürgertum - better stand tall when they're calling you out, don't bend, don't break, baby, don't back down - sondern Christentum ist Persönlichkeit, ist unkonventionell, ist absolut zugehend auf die Wahrheit der Sachen, ist Einstehen für den anderen, ist reine Liebe zu Gott und zum Nächsten, ist Versöhnung kraft des Opfers Christi in jeder Messe, Christentum ist life, weil life is life, und nur mit dem Christentum ist life wirklich life. Und so schließe ich mit jenem Wort, das in der Karfreitagspredigt im Mittelpunkt gestanden ist: "Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt." (Joh 15,13) AMEN. Trackbacks
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