Noch in der Weihnachtszeit des zu Ende gegangenen Jahres 2006 erhielt ich eine Kurznachricht aus
Zypern: "
Merry Christmas to you with full health and happiness. Father Antonios also greets you, and our nuns. We all love you. Please take good care of yourself. With respect, Ioannis". Der dreifaltige Gott hat es gefügt, daß der am 22. August 1907 in
Kormàkitis (Koruçam / Zypern) geborene katholische Priester des maronitischen Ritus, Hochwürden Antonios Terzi, am Hochfest des heiligen Maron, des Meilensteins der katholischen Rituskirche der Maroniten, und somit am vergangenen Freitag, dem 9. Februar 2007, um 17 Uhr auf dem Weg ins Spital (Nicosia / Lefkoşa) nach einem Herzversagen entschlafen und mit seiner unsterblichen Seele vor den Richterstuhl Gottes getreten ist. Der Leib einer der bedeutendsten katholischen Priesterpersönlichkeiten der Insel Zypern wurde am gestrigen 12. Februar 2007 im Rahmen der feierlichen maronitischen Liturgie in seinem Heimat- und Pfarrort Kormàkitis vom regierenden hochwürdigsten Erzbischof Msgr. Boutros Gemayel, Konsultor der Spezialkommission für Liturgie bei der römischen Kongregation für die Ostkirchen, bestattet. Schon am Vormittag konnten sich die Christgläubigen und alle, die Vater Antonios geschätzt hatten, in Gegenwart des in Priestergewänder gekleideten Leichnams verabschieden. Am Requiem und am Begräbnis nahmen etwa 2500 Personen teil, die in die katholische Pfarrkirche St. Georg nicht mehr hineinpaßten. Darunter der Klerus der maronitischen Rituskirche mit dem maronitischen Generalvikar Msgr. Ioannis Orphanou, aber auch
lateinische Priester des Franziskanerordens und Vertreter der politischen Parteien und verschiedener Kommunitäten. Nachdem in der Kirche dank moderner Technik noch einmal die von Hochwürden Antonios nach maronitischem Ritus in der Sprache Jesu gesungenen heiligen Wandlungsworte erklungen waren - ein bewegender Moment für viele Christgläubige, die zu Tränen gerührt waren - zog die Prozession rosenkranzbetend zum Friedhof des noch heute mehrheitlich maronitisch-katholisch bewohnten Ortes Kormàkitis (Koruçam im seit 1974 türkisch kontrollierten Nordteil der Insel Zypern).
Persönlich kenne ich den verstorbenen Priester Antonios Terzi seit meinem Einsatz als römisch-katholischer Militärpfarrer für UN-Soldaten, d. h. seit
Oktober 1998. Dank eines Hinweises eines Wiener Steuerberaters vor dem Beginn meines Einsatzes wußte ich von Anbeginn über die katholische Minderheit der Maroniten Bescheid und organisierte sehr bald einen ersten Besuch in Kormàkitis bei diesen unseren Glaubensbrüdern. Schon im Dezember gab es dann die erste Bildungs- und Erholungsfahrt für Soldaten, und an vielen Sonntagen konnte ich Vater Antonios bei der Austeilung der Heiligen Kommunion helfen, da im österreichisch geführten Bataillon (Hauptquartier in Famagusta) die Heilige Sonntagsmesse im Hinblick auf die von Ausflügen zurückkehrenden österreichischen, ungarischen und slowenischen Soldaten sowie katholischen Studenten der benachbarten Universität jeweils am Abend zelebriert wurde. An vielen Sonntagen fuhren Vater Antonios und ich zum Fischessen und besprachen viele Fragen der Kirche und der Welt. Mitbruder Terzi beherrschte acht Sprachen: Arabisch, Aramäisch, Englisch, Griechisch, Französisch, Italienisch, Latein und den arabischen Dialekt von Kormàkitis. Es war ihm sehr wichtig, daß ich bei der Mitfeier der maronitischen Meßliturgie genau wußte, welcher Teil nun folgte. Besonders verwies er immer auf den Beginn der heiligen Konsekrationsworte in aramäischer Sprache, die ich dann nach seinem Willen in meinem römischen Meßbuch älterer Edition mitlesen konnte. Er liebte den jeweiligen "alten Ritus", so auch den alten lateinischen Meßritus, der nun wieder durch die Päpste seine
normale Anerkennung erfahren hat und noch mehr erfahren wird. Bis Februar 2001 amtierte Vater Antonios als Pfarrer von Kormàkitis, ununterbrochen seit dem Jahre 1961 (zuvor von von 1940 - 1944). Als Pfarrer war er fast zu jeder Stunde brevierbetend in der Pfarrkirche St. Georg zu finden und freute sich über Besuch und heilige Beichten.
Sein besonderes Verdienst ist unter anderem die Treue zu der ihm anvertrauten Herde rund um das Jahr 1974, als die Republik Zypern im Norden von türkischen Truppen besetzt wurde. Vater Antonios Terzi war nicht bereit, seine Stelle als Pfarrer aufzugeben, sondern verharrte mit den zurückbleibenden, vor allem älteren katholischen Christen in Kormàkitis und stellte durch klares Auftreten in Verhandlungen mit den türkischen Behörden die Fortführung katholischer Seelsorge und Liturgie sicher. Vor allem gelang es ihm auch, daß die katholische Pfarrkirche St. Georg weiterhin ihre Glocken regelmäßig erklingen lassen durfte, was meinem Wissensstand gemäß wohl für viele Jahre die einzige (katholische) Kirche im Nordteil Zyperns blieb, welche sich dieses "Privileges" erfreuen durfte. Bis zuletzt verband Antonios Terzi sein Schicksal mit dem Ort Kormàkitis, sodaß in Einträgen maronitischer Internetforen zu seiner Ehre vom Felsen Kormàkitis die Rede ist. Lieber wollte er in der Kirche sterben als Flüchtling werden - durch diese Haltung fanden viele Gläubige den Mut, auch in Kormàkitis zu bleiben. Durch den Kontakt mit den Vereinten Nationen und mit Botschaften vieler Länder konnte er immer wieder für die Lebenssituation der Ortsgemeinschaft eintreten. Besonders hob Vater Antonios dabei den Beitrag des Heiligen Stuhles und des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. hervor. Noch in jungen Jahren konnte er viele Reisen unternehmen, in den Libanon, zu einigen katholischen Pilgerstätten, nach Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien. Er studierte viele ausgewählte Bücher (dies erlebte ich auch noch persönlich). 1923 hatte er mit den Studien der Philosophie und Theologie im Libanon begonnen. Am 14. Juni 1931 wurde er zum katholischen Priester des maronitischen Ritus geweiht, und ich freue mich daher sehr, ihn zum letzten Mal im Vorjahr 2006, im Jahr seines 75jährigen Priesterjubiläums, persönlich getroffen zu haben. Nach dem Empfang der heiligen Priesterweihe kehrte er nach Zypern zurück und diente als Priester, Lehrer und Katechet. Abgesehen von Larnaka und Famagusta (1935) versah er seinen Dienst in allen maronitischen Dörfern des Nordens: in Asomatos (1935 - 1939, 1945 - 1950), in Agia Marina (1953), in Karpaseia (1960 - 1961) und in Kormàkitis (1940- 1944, 1961-2001).
Hochwürden Antonios Terzi lebte in katholischer Selbstverständlichkeit all das, was in der römischen Instruktion "
Der Priester, Hirte und Leiter der Pfarrgemeinde" enthalten ist. Noch im
Jahr 2005 sagte er: "
A priest and two faithful they constitute parish. Five faithful without priest they do not constitute parish". Wenn der Diener Gottes Johannes Paul II.
im Jubiläumsjahr 2000 die Fürsprache der Muttergottes, der heiligen Apostel Petrus und Paulus, des heiligen Maron, des heiligen Charbel, der seligen Rafqa, des seligen Nimatullah Al-Hardini und aller Heiligen des Libanon für die Gläubigen der maronitischen Gemeinschaft hervorgehoben hat, so bin ich überzeugt, daß wir nunmehr auch den Priester Antonios Terzi anrufen können. Es ist ein schwerer Verlust, daß der allzeit bekennende katholische Priester und Beter nicht mehr in Kormàkitis weilt, aber die Maroniten, ganz Zypern und wir alle haben einen neuen Fürsprecher erhalten. Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik
P. S.: Mögen diese Photographien aus den letzten Jahren einen gewissen Eindruck der Persönlichkeit des verstorbenen Mitbruders Antonios Terzi geben:
Möglicherweise findet in unseren Breiten eine der nächsten Apostolischen Reisen Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nicht die Beachtung, die sie in Wirklichkeit verdiente. Meiner Meinung nach wird sein Besuch in Zypern vom 4. bis 6. Juni 2010 einer der
Tracked: Apr 29, 23:18