Der verehrungswürdige Diener Gottes Johannes Paul II. ist auf dem Weg zur Seligsprechung und Heiligsprechung und somit zur Ehre der Altäre. Nachdem Seine Heiligkeit
Papst Benedikt XVI. die römische
Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse am 19. Dezember 2009 autorisiert hatte, unter anderen das Dekret über die heroischen Tugenden des
verstorbenen Papstes Johannes Paul II. (Karl Wojtyła, geboren am 18. Mai 1920 in Wadowice, Polen, und verstorben am 2. April 2005 in Rom) zu promulgieren, ist heute in Rom ein ganz wichtiges Buch über Johannes Paul II. vor seinem morgigen Erscheinen vorgestellt worden, unter dem Titel "
Perché è santo. Il vero Giovanni Paolo II raccontato dal postulatore della causa di beatificazione" (Rizzoli, 196 Seiten: "
Warum er heilig ist: der wahre Johannes Paul II.,
dargestellt vom Postulator des Seligsprechungsverfahrens").
Msgr. Slawomir Oder hat als amtlicher Hauptbefürworter der Seligsprechung gemeinsam mit dem Journalisten Saverio Gaeta das Werk verfaßt und somit schon vor dem Tag der Seligsprechung des verstorbenen Papstes den entscheidenden Beitrag dazu geleistet, Angriffe von "ganz links" und "ganz rechts" - um es vereinfacht zu sagen - gegen die Seligsprechung des Dieners Gottes Johannes Paul II. abzuwehren. Er zeigt damit auch exemplarisch, daß ein Postulator als "Anwalt" des Seligzusprechenden nicht nur alle Argumente und Beweise zu sammeln, sondern auch für die bessere Bekanntmachung des betreffenden Dieners Gottes zu sorgen hat.
Aus den mir vorliegenden italienischsprachigen Quellen stelle ich eine kleine Buchvorstellung zusammen und biete die wörtliche Übersetzung eines Teiles über Ali Agca. "
Eines Tages sah eine der im päpstlichen Appartment beschäftigten Ordensschwestern Johannes Paul II. besonders erschöpft und vertraute ihm an, um 'Eure Heiligkeit besorgt zu sein'. 'Auch ich bin um meine Heiligkeit besorgt' war die schlagfertige Antwort des lächelnden Papstes. Jetzt, da sich der Weg des Seligsprechungsverfahrens von Karol Wojtyla seinem natürlichen Abschluß nähert, erweist sich diese Sorge als unbegründet. Seine Tugenden - Glaube, Hoffnung, Liebe; aber auch Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Maßhalten; und dann noch Keuschheit, Armut, Gehorsam - haben sich in ihrer strahlenden Fülle gezeigt, dank der Zeugnisse derer, die im kanonischen Prozeß ausgesagt haben". So beginnt das Buch, das Slawomir Oder, der polnische Priester und Postulator der Seligsprechungscausa von Johannes Paul II. über den medienpräsentesten Papst der Geschichte geschrieben hat, bei dem die meisten vermeinen, schon alles über ihn zu wissen, weil sie ihn selbst gesehen hatten, persönlich gehört hatten oder viele seiner Ansprachen und Interpretationen gelesen hatten. Und doch sagte Karol Wojtyla über sich selbst: "
Sie versuchen mich von außen her zu verstehen. Aber ich kann nur von innen her verstanden werden." Und nichts erkundet das Leben einer Person mehr von innen her als ein kirchenrechtlicher Seligsprechungsprozeß. So hat das Verfahren dank der in den diözesanen Erhebungen 114 zu Wort gekommenen Zeugen und unter Verwendung von im Laufe des Verfahrens aufgetauchten nicht veröffentlichten Dokumenten völlig unbekannte Aspekte ans Licht gebracht, die das ganze menschliche, spirituelle und kirchliche Leben des Papstes ganz neu ausleuchten.
Im genannten Buch macht der Postulator des Verfahrens zum ersten Mal die Wahrheit über die Dokumentation der polnischen Geheimdienste bekannt, weiters den unveröffentlichten "offenen Brief" an den Attentäter Alì Agca, die Zeugnisse über die übernatürlichen Visionen des Papstes, einen unveröffentlichten Text zur Thematik eines möglichen Rücktritts aus gesundheitlichen Gründen und viele kleine unbekannte Episoden, die wie Mosaiksteine das spirituelle Profil des Dieners Gottes Karol, des Großen, erstehen lassen. Am 27. Dezember 1983 hatte Johannes Paul II. bekanntlich ein langes und intensives Gespräch mit seinem Attentäter im römischen Gefängnis von Rebibbia. Später erklärte der Papst: "
Heute konnte ich meinen Attentäter treffen und ihm nochmals meine Vergebung ausdrücken, wie ich es sofort getan hatte, sobald es mir nach dem Attentat möglich war. Wir haben uns als Menschen und Brüder getroffen, und alle Geschehnisse unseres Lebens führen uns zu dieser Brüderlichkeit". Der Papst vergab Alì Agca von Anbeginn, was er der Welt schon beim Beten des
Regina Coeli am 17. Mai 1981 aus dem Poliklinikum Gemelli mitteilte: "
Ich bete für den Bruder, der mich getroffen hat, dem ich aufrichtig vergeben habe". Eine Haltung, die sofort symptomatischen Wert annahm und viele Gewissen erschütterte, was aus den verschiedenen Zeugnissen hervorgeht. Nicht zuletzt jenes des polnisches Generals Jaruzelski: nachdem dieser bei einem Attentat 1994 schwer verletzt worden war, entschied er, die Verantwortlichen nicht zu verfolgen, und legte dar, wie ihn das Beispiel des Papstes eingenommen hätte.
Unveröffentlicht ist hingegen der "offene Brief", den der Heilige Vater am 11. September 1981 im Hinblick auf die
Generalaudienz des nachfolgenden 21. Oktober 1981 begonnen hatte. Doch er hielt dann die vollständige Veröffentlichung nicht für ratsam, möglicherweise aus Klugheitsgründen in Verbindung mit den damals laufenden Ermittlungen. Die aufgefundenen zwei handschriftlichen Seiten, welche oberhalb mit einem großen X gekennzeichnet waren, lauten wörtlich: "
1. Auch heute wünsche ich, einige Worte dieses unseres Zusammentreffens während der Audienz dem mit dem Ereignis des 13. Mai in Verbindung stehenden Thema zu widmen. An jenem Tage sind sich zwei Menschen begegnet: einer, der dem anderen das Leben zu nehmen trachtete - und jener andere, dem man das Leben zu nehmen trachtete. Die Göttliche Vorsehung hat jedoch bewirkt, daß dieses Leben nicht genommen wurde. Und deshalb kann sich jener andere Mensch an den ersteren wenden, kann mit ihm sprechen - und das scheint unter Berücksichtigung der Natur des Geschehens besonders bedeutsam und sachdienlich. Es ist wichtig, daß nicht einmal eine Episode wie jene des 13. Mai eine Kluft zwischen dem einen und dem anderen Menschen schaffen kann, um so eine völlige Stille zu bewirken, die den Abbruch jeder Kommunikation bedeutet. Christus - das fleischgewordene Wort - hatte uns über diese Wahrheit mit Worten belehrt, der nie aufhört, den Kontakt zwischen den Menschen herbeizuführen, trotz der Distanz, die von Geschehnissen herrührt, die manchmal den einen gegen den anderen stellen.
Und so ist das, was ich euch, meinen lieben Zuhörern der Audienz, sagen möchte, doch auch in gleicher Weise an diesen meinen Bruder gerichtet, der mir am 13. Mai das Leben nehmen wollte, und auch wenn sich dies nicht verwirklicht hat, so ist er die Ursache vieler Verletzungen geworden, die ich für einige Monate behandeln werde müssen. So sind meine heutigen Worte in einem gewissen Sinn ein 'offener Brief' (vielleicht in Teilen ähnlich jenem vor einiger Zeit von Paul VI. geschriebenen Brief, nachdem Aldo Moro entführt worden war, aber gleichzeitig davon sehr zu unterscheiden). 2. Das erste Wort dieses 'Briefes' - besser, dieser offenen Rede - ist bereits am 17. Mai öffentlich gesagt worden, während des Angelus. Erlaubt mir, diesen Text zu zitieren (alles zu zitieren oder wenigstens jenen Teil, der von der Vergebung spricht ... vielleicht wird es besser sein, alles zu bringen, um auch an zwei Personen zu erinnern, die verletzt worden waren!) Am Sonntag, dem 17. Mai, sind diese Worte öffentlich gesagt worden. Aber die Möglichkeit, sie noch früher auszusprechen, in der Ambulanz, die mich vom Vatikan in das Poliklinikum Gemelli brachte, wo der erste und entscheidende chirurgische Eingriff gemacht wurde, betrachte ich als Frucht einer besonderen mir von Jesus gewährten Gnade, von meinem Herrn und Meister. Ja! Ich glaube, daß es eine besondere Gnade des gekreuzigten Jesus war, der unter den verschiedenen auf Golgota ausgesprochenen Worten vor allen anderen jenes 'Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun' ausgesprochen hatte. Der Akt der Vergebung ist die erste und fundamentale Bedingung, damit wir Menschen nicht gegenseitig voneinander getrennt und einer gegen den anderen gestellt sind. Weil wir bei Gott, der unser Vater ist, das Einvernehmen und die Einheit finden. Dies ist wichtig und wesentlich, wenn es um das Verhalten des einen Menschen gegenüber dem anderen geht, aber auch ..."
Die Generalaudienz vom 21. Oktober 1981 handelte dann in der Tat von der
Vergebungsbereitschaft und nahm auch Bezug auf das Attentat, aber nicht in der zuvor nachlesbaren Ausführlichkeit. In deutscher Sprache faßte der
Diener Gottes Johannes Paul II. damals zusammen: "
Liebe Brüder und Schwestern! Herzlich heiße ich euch alle zu dieser Audienz willkommen. Unsere Gedanken gehen heute noch einmal zurück zum Geschehen vom 13. Mai. Schon am Tage des Attentats und beim nachfolgenden sonntäglichen Angelusgebet habe ich dem Attentäter in christlicher Liebe verziehen. Christus selbst hat uns dazu nachdrücklich ermahnt und uns in seiner eigenen Todesstunde ein leuchtendes Beispiel gegeben, indem er am Kreuz für seine Henker betete: 'Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun'. Seit Kains Bluttat ist jeder Mord ein Brudermord dessen Blut von der Erde laut zu Gott gen Himmel schreit. Beten wir für alle, die sich auch heute noch dadurch ihre Hände und ihr Gewissen beflecken: 'Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern'." Das neue Buch enthält dann noch weitere Hinweise auf das heiligmäßige Leben und Sterben des Dieners Gottes Johannes Paul II., unter anderen auch seine freiwilligen Bußübungen und sein persönliches Fasten. So freue ich mich schon sehr auf den Tag der Seligsprechung des verstorbenen Papstes.
Für mich persönlich steht über dem Pontifikat des verehrungswürdigen Papstes
das, was er in der großen Moralenzyklika "
Glanz der Wahrheit" in der Nummer 26 geschrieben hatte: "Kein Riß darf die
Harmonie zwischen Glaube und Leben gefährden: die
Einheit der Kirche wird nicht nur von den Christen verletzt, die die Glaubenswahrheiten ablehnen oder verzerren, sondern auch von jenen, die die sittlichen Verpflichtungen verkennen, zu denen sie das Evangelium aufruft (vgl. 1 Kor 5, 9-13)." So hat die Kirche viele Heilige hervorgebracht, und so laufen viele andere Seligsprechungsverfahren verschiedenen Orten bzw. Diözesen der Katholischen Kirche. Ich verweise abschließend nur auf zwei wieder aufgenommene Prozesse, die mir ein wenig vertrauter sind: so auf die Wiederaufnahme des Seligsprechungsverfahrens für den verstorbenen
Jesuiten Pater Jakob Rem SJ und für den verstorbenen Diözesanpriester und berühmten
Professor für Sozialethik, Johannes Messner. Da es sich auch bei diesen beiden um keine Blutmärtyrer handelt, ist so wie im Falle des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. ein Wunder auf die Fürsprache des Seligzusprechenden nachzuweisen. So dürfen und sollen wir die im Blogeintrag genannten und alle anderen uns bekannten Diener und Dienerinnen Gottes häufig anrufen und so dem Willen des dreifaltigen Gottes noch besser entsprechen. Im Gebet verbunden, Euer Vizeoffizial Dr. Alexander Pytlik - Padre Alex
Es folgt meine deutsche Übersetzung, die auch bei kath.net abrufbar ist, wobei der Vorspann des heute publizierten Motu Proprio (des 21. September 2010) von mir vornehmlich aus dem vom Heiligen Stuhl angebotenen italienischen Text und die Gesetzespassagen
Tracked: Oct 12, 17:37
Vieles gäbe es zum Jahr 2010 zu sagen, aber eines steht für mich fest: der regierende Heilige Vater Papst Benedikt XVI. hat ein weiteres Jahr ganz entscheidend geprägt. Und so sei heute der bereits unterhalb oder innerhalb einiger meiner Blogeinträge (vgl
Tracked: Dec 29, 00:00
Schon zu Beginn des neuen Jahres 2011 erweist sich die am 8. Dezember 2010 von Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. unterzeichnete Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages am 1. Januar 2011 als dermaßen aktuell und richtungsweisend, daß ich den gesamten
Tracked: Jan 04, 08:07
INFORMATION DER KONGREGATION FÜR DIE SELIG- UND HEILIGSPRECHUNGSPROZESSE ÜBER DEN VERLAUF DES SELIGSPRECHUNGSFALLES DES VEREHRUNGSWÜRDIGEN DIENERS GOTTES JOHANNES PAUL II. (KAROL WOJTYŁA) Am 14. Januar 2011 hat der Heilige Vater Benedikt XVI. während d
Tracked: Jan 14, 15:08
HOMMAGE AN DEN SELIGEN PAPST JOHANNES PAUL II. So vieles trifft heute zusammen, sogar der Monat Mai beginnt bereits und damit eine besondere Zeit der Verehrung der Mutter Jesu Christi. In älterer Zeit haben heute, am Weißen Sonntag, die Täuflinge der H
Tracked: May 01, 08:25