Monday, November 7. 2005
Posted by Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Katholische Lehre, News Kommentare
Comments (0) Trackbacks (0) BRAUCHEN WIR SEXUELLE INTELLIGENZ? UND WAS IST EIGENTLICH LIEBE? UND DER ZÖLIBAT?
"Rein" sexuell-triebhafte "Liebe" ohne Zuneigung der Herzen hat mit der Fülle des Begriffes Liebe nur wenig zu tun. Korrekt müßte es statt "Liebe machen" und ähnlichem dann einfach heißen "gegenseitige sexuelle Befriedigung", wenn alles für beide Beteiligten auch wirklich "paßt". Wenn schon "rein sexuelle" Liebe den Begriff Liebe im vollen Sinne verdiente, was müßten wir dann zu dem sagen, von dem dieser kleine Beitrag eigentlich handeln soll? Moment, wird in diesem Beitrag "sexuelle Liebe" abgewertet oder schlechtgemacht? Nein, ganz und gar nicht, aber ..., und diesem "Aber" gehen wir hier (sicherlich unvollständig) nach. Und: kann nicht doch aus einer "rein" sexuellen Beziehung auch dauerhafte Liebe werden? Ja, sicher, ausgeschlossen ist es nicht, aber deswegen ist es noch lange nicht in Ordnung, die "Reihenfolge" umzudrehen, die Gott eigentlich vorsah.
Im Grunde können wir ausgehend vom "rein" Sexuellen, das unsere Zeit oberflächlich 24 Stunden lang medial zu interessieren scheint, drei Ebenen unterscheiden: 1. Sex um des Sexes oder um der "Schönheit" willen. 2. Sex um einer (vergänglichen) Verliebtheit willen. 3. Sex um der Liebe willen. Sicher wird man diese Ebenen nicht immer klinisch rein unterscheiden können, aber die Punkte (1) und (2) bergen eben ganz schöne Risiken in sich, und nur innerhalb der dritten Ebene einer entschiedenen und gegenseitig auf immer versprochenen (ehelichen) Liebe ist auch alles andere gut eingebunden und zuverlässig beheimatet. Denn nur in Ebene (3) drückt Sex (in welcher Intensität auch immer) wirklich die längst feststehende gegenseitige Entscheidung zur dauerhaften Liebe aus. Bei den ersten beiden Ebenen fehlt die Verantwortung für das Ganze (da ist eingeschlossen die Liebe zu Gott, die Frage nach Seinem Willen, da ist eingeschlossen die Liebe zu möglichen Kindern, deren Existenz - selbst wenn ungeplant - nie ausgelöscht werden darf usw.) - andererseits ist es auf Ebene (3) trotzdem nötig, immer neu zu investieren, d. h. die Eheleute haben die heilige Pflicht, das Feuer der Liebe immer wieder kreativ neu zueinander zu entfachen und nicht nachzulassen, sich die Liebe in welcher legitimen Form immer neu zu zeigen. Soll heißen, Faulheit zur Investition in der wahren Liebe kann auch nicht durchgehen. Diskussionen wird es heute immer wieder geben, wann die Ebene (3) beginnt. Die Kirche muß im Sinne des Schutzes stabiler Ehen, stabiler Familien und stabiler Elternpaare für die möglichen Kinder gemäß der Schöpfungsordnung dafür plädieren, daß die Ebene (3) erst beginnt mit dem Tag der gültigen Hochzeit, des freien Austausches des JA-Wortes aus Liebe und zur dauerhaften Liebe. Manche sich besonders verständig gebende Eltern und Seelsorger werden meinen, daß diese Ebene bereits mit der Verlobung oder etwaigen Vorstufen zur Verlobung beginnt, sozusagen, wenn "man" doch schon längst "weiß", immer beisammenzubleiben. Aber letztlich wird das volle und bedingungslose Vertrauen in diese Zukunft zweier Menschen erst mit dem öffentlichen Eheschluß bezeugt, weshalb Sex vor der Ehe zwar graduell unterschiedlich bewertet sein muß, aber nie die Gutheißung der Kirche empfangen kann. Und letztlich muß man sich schon fragen, wo die vielzitierte Kreativität bleibt, wenn zwei Verliebt-Verlobten nur die rein sexuelle Ebene der Bezeugung des Zusammengehörigkeitsgefühls einfällt. Es gibt doch so viele sittlich einwandfreie Möglichkeiten des Beisammenseins, die bishin zum gemeinsamen Tanz reichen können. Bedeuten Zuneigung, "dieselbe Wellenlänge", Verliebtheit und Sympathie schon Liebe im eigentlichen Sinn? Oder sind das Vorstufen zur Liebe? Nächstenliebe jedenfalls im ethischen bzw. übernatürlich-christlichen Sinn darf sich gar nicht abhängig machen vom Vorhandensein einer Zuneigung, Sympathie und Wellenlänge. Was aber ist dann Liebe? Gibt es Liebe auf den ersten Blick? Genaugenommen kann es nur Verliebtheit auf den ersten Blick geben. Es ist also zweifelhaft, ob Verliebtheit ein Indikator für Liebe sein kann, wohingegen echte Sym-pathie ganz ursprünglich verstanden sein könnte als echtes Mit-Leiden und somit sogar mehr ausdrücken würde als nur das Hochgefühl einer Verliebtheit. Nein, die Erfahrung lehrt doch eindeutig: erst in einer echten Phase der Trennung, erst mit der Zeit wird klar, ob Verliebte wirklich zur Liebe bereit sind, und eben genau dieser Wachstumsprozeß oder das Erkennen, ob ein solcher Prozeß realistisch erscheint, kann durch die "Sofort-Sex-Liebe" gewaltig verdeckt werden. Und daraus können dann falsche Entscheidungen folgen. Liebe ist offensichtlich nicht immer Liebe. Wahre Liebe muß nicht von triebhafter Liebe getragen sein. Nächstenliebe im christlichen Sinn umfaßt sogar paradoxerweise den Feind. Was aber ist dann Liebe? Außerdem ist Liebe zwischen Eltern und Kindern etwas anderes als Liebe zwischen Ehemann und Ehefrau und wiederum etwas anderes als freundschaftliche Liebe, Liebe echter Freunde oder Freundinnen. Denn diese Liebes-Formen können sich unterschiedlich ausdrücken, und nicht jeder Liebes-Form ist auch jeder (mögliche) Liebesausdruck schon (sittlich) angemessen. Es kann z. B. nicht sein, die Naturordnung kraft einer zweifelhaften "Liebe" außer Kraft setzen zu wollen, es kann nie in Ordnung sein, wenn jemand behauptet, heute sei er "heterosexuell" (als ob die natürliche Berufung von Mann und Frau lediglich "Heterosexualität" wäre), morgen "homosexuell", übermorgen "bisexuell", als ob man die natürliche Berufung von Mann und Frau einfach ablegen und "sexuelle Orientierungen" wie Automarken wechseln könnte oder dürfte. Wenn nicht der polarisierte Ernstfall "Mann und Frau" vorliegt, kann es niemals auch nur den legitimen Gedanken einer sexuellen Liebesbezeugung geben, wenn es auch stimmt, daß Liebe immer den ganzen Menschen umfaßt, aber ausdrücken kann und darf sich das Sexuelle aus Liebe nur naturgemäß und nicht per-vers. Wahre Liebe achtet nämlich die Natur der Menschen und Dinge und damit den Schöpfergott, und so kann wahre Liebe nicht aus "Mann - Mann" oder "Frau - Frau" plötzlich eine So-als-ob-Mann-Frau-Beziehung machen. Im übrigen ist es sicher keine Liebe, nur den "Sex" am Menschen zu lieben. Liebe ist also nicht nur ein momentanes Hochgefühl, das eben nur eine gewisse Zeit anhält und eine gewisse Zeit "Power" schenkt, sondern Liebe im existentiellen Sinn ist eine fundamentale Entscheidung und Lebenshaltung. Zur wahren Liebe kann im letzten nur der Mensch fähig sein, der sich in seinem gesamten Leben, in allen Lebensbereichen für die Liebe unter allen Umständen entschieden hat und nicht bereit ist, sich von irgendjemandem und von irgendetwas abbringen zu lassen von dieser seiner Grundhaltung und Grundentscheidung zur Nächstenliebe. Wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder lieben die, von denen sie geliebt werden. Und wenn ihr nur denen Gutes tut, die euch Gutes tun, welchen Dank erwartet ihr dafür? Das tun auch die Sünder. Und wenn ihr nur denen etwas leiht, von denen ihr es zurückzubekommen hofft, welchen Dank erwartet ihr dafür? Auch die Sünder leihen Sündern in der Hoffnung, alles zurückzubekommen. Ihr aber sollt eure Feinde lieben und sollt Gutes tun und leihen, auch wo ihr nichts dafür erhoffen könnt. Dann wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein; denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet ihr nicht gerichtet werden. (Lk 6,32 - 37) Wie aber nun den Lebenspartner, die Frau des Lebens / den Mann des Lebens finden, der sich von seiner ganzen Lebenshaltung nicht nur (im besten Falle) für einen Egoismus "zu zwei" entschieden hat, sondern der bereit ist, ein ganzes Eheleben hindurch alle notwendigen Opfer zu bringen, damit eine Beziehung in guten und schlimmen und schlimmsten Tagen durchhält. Wie im vorhinein wissen, ob jemand zur umfassenden ehelichen Solidarität in jeder Weise bereit ist? Wie im vorhinein wissen, ob jemand das Entwicklungspotential mitbringt, um die Liebe im bleibenden Sinne immer mehr entwickeln zu können? Ohne glaubensvolles Vertrauen und ohne vertrauensvolles Glauben ist hier nichts zu machen, es gibt keinen Test für die wahre Liebe ohne Ablaufdatum. (Deshalb ist dieses "Glauben" eine philosophische Vorstufe zum religiösen Glauben.) Der "rein" sexuelle Bereich birgt diesbezüglich - um das oben Begonnene fortzusetzen - hier sicherlich zwei Faktoren, ein großes Risiko und nur eine kleine Chance. Das Risiko ist diesbezüglich, sich so früh auf diese Ebene zu konzentrieren, die - sind wir jetzt einmal ehrlich - praktisch gesehen zwischen den meisten Männern und Frauen (mindestens nach einer gewissen Phase der gegenseitigen Einstellung auf den anderen) nie ein besonderes Problem darstellen wird, abgesehen von echten Fällen einer biologischen Störung oder Persönlichkeitsstörung. Denn die dort gefundene rasche Befriedigung und möglicherweise Harmonie kann über alles andere radikal hinwegtäuschen. Allerdings wird man ("den Heiden") zugestehen müssen, daß sich selbst auf dieser sexuellen Ebene durchaus noch zeigen kann, ob ein solidarisches Gleichgewicht möglich ist. Doch wird dies nur ganz wenigen auch wirklich klar werden, womit zugegeben ist, daß ein alter italienische Schlager schon einen gewissen wahren Kern enthalten wird, wenn es da sinngemäß heißt: Männer seien wie Kinder, nur im Bett könntest Du sie als Frau wirklich kennenlernen. Doch in Wirklichkeit ist diese Sicht eine illegitime Isolierung eines Aspektes der Kenntnis eines Menschen, und noch dazu kein notwendiger Aspekt vor einem Eheschluß. Also nicht nach dem Äußeren und nicht nach dem Gefallen gehen? Warum nicht, aber die Kennenlernphase muß von Disziplin getragen sein. Besteht ein Freund / eine Freundin auf der sexuellen Ebene und verknüpft dies sogar mit dem Hinweis, ansonsten wäre es "aus", wird sofort klar, daß hier die wahre Liebe anders handeln würde bzw. noch gar nicht vorhanden sein kann. Dem anderen Partner ist absolut Zeit zu lassen, und wenn es Richtung Lebensprojekt (= Ehe) gehen soll, dann muß sich gerade am Anfang dies alles bewähren, ansonsten wird die Beziehungsarbeit später um so schwieriger. Natürlich kann sie auch gelingen, aber das Risiko des Irrtums in der Liebe steigt mit der sexuellen Früherfahrung eindeutig an, weshalb es sehr wahrscheinlich erscheint, daß die sogenannte "sexuelle Revolution" - so sie überhaupt so umfassend wie behauptet stattgefunden hätte - mit ein Grund dafür ist, daß es so viele "Scheidungen" gibt. Und eben weil Liebe daher in Wirklichkeit dem Einzelmenschen aus eigener Kraft aufgrund der Hinneigung zur Sünde im wahren und dauerhaften Sinne nicht möglich ist, wird man von gläubigen und gläubig praktizierenden Menschen mehr erwarten dürfen. Der Christ, der in der heiligen Taufe und in der heiligen Firmung die Fähigkeit zur übernatürlichen Liebe kraft des Heiligen Geistes geschenkt bekommen hat, er wird - schöpfend aus den Quellen des Glaubens, aus den Sakramenten, die Jesus Christus aus reiner Liebe eingesetzt hat - von Gott selbst immer wieder jene Kraft erhalten, um lieben zu können und nicht zu scheitern in der wahren Liebe. Deshalb ist es nicht egal, ob man als Christ eine Christin heiratet oder nicht. Natürlich ist es gut, auch die gemeinsamen Interessen durchzusehen und vor allem den Grundcharakter des anderen Menschen kennenzulernen. Aber selbst die gemeinsamen Interessen und vieles andere verblassen mit der Zeit, die Attraktivität verblaßt, bleibend ist nur der Elan und der übernatürliche Eifer kraft der Liebe, die von Gott selbst geschenkt ist, weil Gott selbst die Liebe in einem einzigartigen Sinn ist (vgl. 1 Joh 4,8). Es gibt also durchaus viele Täuschungen, was die Suche nach dem richtigen Ehepartner / nach der richtigen Ehepartnerin betrifft. Nicht jede Liebesheirat ist auch wirklich eine Heirat zur Liebe. Eines aber ist von vorneherein klar: alles, was der Schöpfungsordnung Gottes widerspricht, kann nicht den Segen Gottes erhalten oder in sich tragen. Deshalb scheiden bei diesen Gedanken alle (ehelichen) Partnerschaften schon von der Definition her aus, die nicht auf Mann und Frau basieren, denn diese sind natürlicherweise aufeinander angelegt und nicht anders. Aber ist zwischen Mann und Frau nicht schon der "rein" sexuelle Bereich etwas, das lange zusammenbindet? Keine Frage, dieser Existenzbereich kann sehr lange zusammenhalten, aber er bietet eben für sich alleine nie die Garantie einer funktionierenden Ehe, wenn die solidarisch-liebevolle Haltung dahinter fehlt und sich nicht weiterentwickelt. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen! (Mk 10,7 - 9) Die wahre Liebe zeigt sich eben darin dann auch, daß das menschliche Leben in allein seinen Möglichkeiten geachtet wird: es kann nicht sein, daß nur ein Partner Gesundheitsschäden für eine "Verhütung" zu tragen hat, es kann nicht sein, daß die Abtreibung ein Mittel zum "Egoismus zu zweit" wird, es kann nicht sein, daß Verhütungsmittel eingesetzt werden, die in Wirklichkeit immer wieder wie Tötungsmittel wirken können. Ja, aber sind dann nur Heilige fähig, die Liebe im umfassenden Sinne zu leben und zu schenken? Im strengen Sinne ja, aber wenn wir die christliche Haltung ins Herz aufnehmen, immer den ersten Schritt tun zu wollen, immer zur Vergebung bereit zu sein, dann ist der erste und entscheidende Schritt getan. Nur müssen beide Partner hier ein solidarisches Gleichgewicht finden, denn es kann nicht sein, daß einer auf Kosten des anderen lebt, sondern es muß das große Ziel vor Augen sein, und das sind einerseits die von Gott selbst vorgesehenen Zwecke der Ehe und das ist im letzten dann die Erreichung den ewigen Ziele im Himmel durch die Annahme der Berufung als Eheleute, die ihren Bund nicht nur miteinander schließen, sondern auch wissen, daß dieser Bund bereits durch das gültige Jawort selbst auch ein Bund vor Gott wird und für Getaufte sogar bedeutet, sich gegenseitig eines der heiligen sieben Sakramente zu spenden, die Christus Jesus aus reiner Liebe einsetzte, so wie Er sich ganz bewußt bei der Hochzeit zu Kana offenbarte und das erste Wunder tat (vgl. Joh 2,1 - 12). Spätestens jetzt dürfte klar sein: die Trennung von entschiedener echter Liebe aus freiem Willen von der "rein" sexuellen Liebeslust war und ist eine der größten Fehler unserer Zeit und Welt. Wir müssen heute schon dankbar sein, wenn dies manche Jugendliche früher als sonst erkennen: das Beispiel so mancher märchenhafter Vorgaben aus Sex and the City führt nicht zur wahren Liebe, sondern im schlimmsten Falle von einer Enttäuschung zur nächsten und im besten Falle von einer kurzfristigen (Nicht-)Befriedigung zur nächsten, doch sind wir ehrlich: hängt die tragende und bleibende Liebe bis ins hohe Alter nur zu irgendeinem Zeitpunkt und in irgendeiner Weise von zahlreich gesammelter "sexueller Erfahrung" ab? Gibt es sexuelle Intelligenz wirklich nur dank sexueller Erfahrung, oder ist diese nicht in Wirklichkeit jedem Menschen angeboren? Ist es nicht in Wirklichkeit mehr als primitiv, diesen wunderschönen Bereich der sexuellen Begegnung dauernd dadurch abzuwerten, daß er nur noch Experimentierfeld zum Kennenlernen der nächsten "Opfer" ist, um dann ein bißchen gescheiter daherreden zu können? Ist es nicht in Wirklichkeit das Letzte, sich ausgerechnet im angeborenen Bereich des Sexuellen besonders viel einbilden zu wollen und darauf womöglich noch stolz zu sein? Nähe und Geborgenheit kann man auch haben, ohne das Sexuelle ganz "auszuleben". Sogar Kim Cattrall (= die sexbesessene Samantha Jones aus "Sex and the City", in der Serie "Alles außer Sex" wird es wohl ein Pendant geben) gab kürzlich anläßlich der Vorstellung ihres Buches Sexual Intelligence im Unterschied zu ihren Serienauftritten sinngemäß zu: es geht gar nicht um die Länge oder Beschaffenheit von Geschlechtsorganen, sondern es geht darum, an wem sie (in welcher Ausformung auch immer) hängen. Haben wir dazu wirklich die "Weisheiten" einer "Serienheldin" nötig? Nein, wiewohl das Anliegen auch weiterhin berechtigt ist, den Ehefrauen volle sexuelle Gleichberechtigung zuzuerkennen, was aber die Kirche nie anders gelehrt hat. Nur kann die Erreichung eines ehelichen Befriedigungsgleichgewichts nicht auf dem Wege unsittlicher Vorschläge (wie Selbstbefriedigung) empfohlen werden. Sexuelle Intelligenz umfaßt jedenfalls nicht nur bruchstückhaftes Wissen über angeblich so wichtige sexuelle Techniken ... Da ist es doch ein ganz anderer "Stolz", wenn eine Familie mit gottgeschenkten Kindern ihren Nachwuchs zeigen kann und die Eltern wissen, daß die Liebe gehalten hat und weiter halten wird, weil man dieses Opfer aus gegenseitiger und auch gemeinsam getragener Liebe auf sich genommen hat, aber man auch reich belohnt wurde von den Kindern, die so viel Liebe zurückschenken, wie es eben - und dies ist ganz offen auszusprechen - manche in sich selbst verliebten Singles von heute nie erhalten werden, wenn sie nicht z. B. aus Gründen des Berufes bzw. der Berufung Vater- und Mutterschaft in dieser Weise nicht aktivieren konnten oder wollten und ihre eingestiftete Sehnsucht eben ohne eigene Schuld nie zur Erfüllung kommen konnte. Natürlich gibt es (geistige) Vater- und Mutterschaft auch auf anderer Ebene gegenüber anvertrauten Menschen. Und es muß sogar immer einzelne Menschen geben, die exemplarisch nur der Liebe im überzeitlichen Sinne leben, um immer wieder aufzuzeigen, von welchen Quellen sich die Liebe alleine tragend ernähren kann. Dies ist noch nicht ein endgültiger Grund für den Zölibat um des Himmelreiches willen, es zeigt aber auf, daß auch hier die Sache nur halten kann, wenn sie frei und aus Gründen der Liebe (zu Gott und zu den anderen) übernommen wurde. Vorteil dabei ist, daß Gott treu ist und nie enttäuscht, Nachteil ist, daß die Liebe nicht in eine ganz konkrete bleibende und von der Natur her vorgesehenen Partnerschaft zwischen Mann und Frau fließen kann. Das wahre Opfer im frei gewählten Zölibat ist daher nichts anderes als der Verzicht auf mögliche Nähe und Geborgenheit in der "Heimat" einer Frau des Lebens. Die eigentliche unvergängliche "Heimat" ist Gott, als vergängliche "Heimat" bleibt noch die Herkunftsfamilie, die aber für die Berufung mehr oder weniger verlassen wird. Und auf die neue "Heimat" einer eigenen Familie, darauf verzichtet der / die Zölibatäre - in welcher Berufung auch immer - um höherer Güter willen. Darum ist der Zölibat weniger ein sexuelles Opfer als vielmehr ein Opfer an möglicher Heimat und Geborgenheit, aber dieses Opfer kann nur erwählt werden aus freier Liebe zu Gott und den anvertrauten Seelen und Aufgaben. Diese mögliche und von der Schöpfung her grundsätzlich für alle vorgesehene neue Heimat ist auch nicht voll ersetzbar durch einen guten Freundeskreis. Keine Frage, Freunde sind ganz wichtig im Leben, und es kann auch sein, daß sich solche auch vereinzelt als wahre und bleibende Freunde erweisen, was erst in besonderen Lebenskrisen erkennbar wird. Dann nämlich wird klar, wer wirklich für Solidarität und Liebe steht und wer es auf ganz andere Ebenen abgesehen hatte, die in der westlichen Welt auf der Oberfläche oft sinnlos zelebriert werden. Letztlich wird klar: weder die freigewählte gültige Ehegemeinschaft zwischen Mann und Frau noch die aus höheren geistlichen oder geistigen (Berufungs)motiven heraus übernommene zölibatäre und somit vollkommene enthaltsame Lebensweise - wie es im übrigen jedem Unverheirateten aufgetragen ist - können nur immer wieder neu gelingen mit der Gnade Gottes. Ohne die Entgegennahme Seiner Hilfen und aller natürlichen sowie übernatürlichen Mittel sind diese Lebensprojekte zum Scheitern verurteilt. Dies aber darf nicht so mißverstanden werden, als ob gescheiterte Lebensprojekte immer darauf verweisen würden, daß Hilfen von Gott her nicht angenommen wurden oder nie ankamen. Und was tun, wenn Sünden und Fehler passiert sind, was tun, wenn Du Dich verlaufen hättest? Dann gibt es nur einen Weg zur Heilung, und der heißt immer gegenseitige Vergebung und Vergebung von Gott empfangen. Garantien in diesem irdischen Leben gibt es keine, weshalb wir immer kraft unserer Menschenkenntnis und über unsere Menscheneinschätzung hinaus vertrauen müssen. Nur eines sollte nie vergessen werden: Sex um des Sexes willen kann bei Nichteinbindung in ein dauerhaftes Liebesprojekt zu kleinen und größeren Verletzungen und Störungen in der Psyche jedes Menschen führen und aus dem Lebensgleichgewicht werfen. Denn längerfristig würden dann Bewertungsmaßstäbe gelten, durch die früher oder später jeder und jede durchfällt. Dies aber ist nicht mehr menschlich, sondern nur noch (aus)nutzungsorientiert und hat mit Liebe an sich nichts mehr zu tun. Für angeblich rein sexuelle Probleme gibt es fast immer Lösungen und Hilfen, und keine Frage: die Erotik kann und soll ihre positive Bedeutung in einer von Liebe getragenen Ehe absolut haben. Aber was viele auch noch zu lernen haben: man kann Liebe nicht erzwingen, es muß eine auf Dauer gemeinte freie Entscheidung zweier Menschen sein, und wenn ein geliebter Mensch nicht "anspringt", dann ist es erst recht ein Fehler, sofort auf die Ebene "Sex um des Sexes willen" umzusteigen. Manchmal wird sich - auch wenn es in der Seele weh tun kann - Liebe gerade und ausgerechnet darin zeigen, jemanden ziehen zu lassen, jemanden seinen eigenen Weg voll und ganz gehen zu lassen. Man kann und darf niemandem ein gemeinsames Lebens- und Liebesprojekt aufzwingen, sondern der lange Atem, die Geduld und das Verweilen vor dem Tabernakel in einer Kirche, das Einkehren in eine echte Stille können dann oft viel wichtiger sein, um die wahre Konsistenz einer Beziehung in einem anderen Lichte zu sehen. Und so sollten wir dankbar sein, daß Jesus Christus uns das Bußsakrament geschenkt hat: es gibt im letzten keine Sünde, die nicht vergeben werden könnte, es gibt keinen umkehrwilligen Sünder, der abgewiesen würde. Sagen wir dies alles weiter um der Liebe willen! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik P. S. Die jeweils aktuelle Fassung wird unter http://www.internetpfarre.de/wahre_liebe_wahrer_sex.htm abrufbar sein. Ganz gut paßt zu diesen Gedanken auch der Bericht über eine Weltjugendtagskatechese Seiner Exzellenz, Diözesanbischof Dr. Dr. Klaus Küng, vom 26. August 2005. Und bezogen auf den im Blogbuch bereits besprochenen sizilianischen "Contrasto" ist die Frage interessant, in welche der drei genannten Ebenen die dortige "Liebe" fiel. Trackbacks
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