Nicht wenige lateinische Katholiken sind darüber informiert, daß der Römische Ritus zwei offizielle Formen besitzt, die ordentliche und die (ältere) außerordentliche. Die römische Instruktion Universae Ecclesiae über die Ausführung des als Motu proprio erlassenen Apostolischen Schreibens Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI. hat auch in ihrer Nummer 35 festgehalten, daß der Gebrauch des (älteren) Rituale Romanum gestattet ist, und als ein sehr schönes Beispiel möchte ich heute auf die alten Kräuterweihegebete verweisen, die ich im folgenden zum Teil präzise, zum Teil aber auch freier bzw. im Fall des dritten Gebetes mit zusätzlichen Verständnishinweisen ins Deutsche übertragen habe.
Ich bin dabei von meinem Rituale Romanum aus dem Jahre 1925 ausgegangen, und zwar von der ab S. 402 abgedruckten
BENEDICTIO HERBARUM IN FESTO ASSUMPTIONIS B. MARIAE V., wobei diese Kräutersegnung zum Fest der Aufnahme der allerseligsten Jungfrau Maria als nicht-reservierte Segnung Nr. 11 verzeichnet ist. Als Antiphon zum Psalm 64 (65) eignet sich im übrigen vorzüglich das Ave Maria (zum Vergleich das bei introibo.net angebotene
lateinisch-deutsche Formular der Kräutersegnung):
[
BEGINN DER KRÄUTERSEGNUNG AM 15. AUGUST:]
V. Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn!
R. Der Himmel und Erde erschaffen hat.
Psalm 64 (65)
2 Dir gebührt Lobgesang, Gott, auf dem Zion, / Dir erfüllt man Gelübde.
3 Du erhörst die Gebete. / Alle Menschen kommen zu Dir
4 unter der Last ihrer Sünden. Unsere Schuld ist zu groß für uns, / Du wirst sie vergeben.
5 Wohl denen, die Du erwählst und in Deine Nähe holst, / die in den Vorhöfen Deines Heiligtums wohnen. Wir wollen uns am Gut Deines Hauses sättigen, / am Gut Deines Tempels.
6 Du vollbringst erstaunliche Taten, / erhörst uns in Treue, Du Gott unsres Heiles, Du Zuversicht aller Enden der Erde / und der fernsten Gestade.
7 Du gründest die Berge in Deiner Kraft, / Du gürtest Dich mit Stärke.
8 Du stillst das Brausen der Meere, / das Brausen ihrer Wogen, das Tosen der Völker.
9 Alle, die an den Enden der Erde wohnen, / erschauern vor Deinen Zeichen; / Ost und West erfüllst Du mit Jubel.
10 Du sorgst für das Land und tränkst es; / Du überschüttest es mit Reichtum. Der Bach Gottes ist reichlich gefüllt, / Du schaffst ihnen Korn; so ordnest Du alles.
11 Du tränkst die Furchen, ebnest die Schollen, / machst sie weich durch Regen, segnest ihre Gewächse.
12 Du krönst das Jahr mit Deiner Güte, / Deinen Spuren folgt Überfluß.
13 In der Steppe prangen die Auen, / die Höhen umgürten sich mit Jubel.
14 Die Weiden schmücken sich mit Herden, / die Täler hüllen sich in Korn. / Sie jauchzen und singen.
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
V. Der Herr spendet Segen.
R. Und unser Land gibt seinen Ertrag.
V. Du tränkst die Berge aus Deinen Kammern.
R. Aus Deinen Wolken wird die Erde satt.
V. Du läßt Gras wachsen für das Vieh.
R. Und auch Pflanzen für den Menschen,
V. die er anbaut, damit er Brot gewinne von der Erde.
R. Und Wein, der das Herz des Menschen erfreut,
V. damit sein Gesicht von Öl erglänze.
R. Und Brot das Menschenherz stärke.
V. Er sandte Sein Wort und heilte sie.
R. Und befreite sie von ihrem Verderben.
V. Herr, erhöre mein Gebet!
R. Und laß' mein Rufen zu Dir kommen!
V. Der Herr sei mit euch!
R. Und mit deinem Geiste!
I. Lasset uns beten!
Allmächtiger ewiger Gott, der Du Himmel, Erde und Meer, Sichtbares und Unsichtbares durch Dein Wort aus dem Nichts erschaffen hast und zum Gebrauch der Menschen und Tiere die Erde hervorbringen lassest Bäume und Kräuter, welche nach Deiner mildreichen Anordnung in ihrer jeweiligen Eigenart Frucht bringen, nicht nur als Kräuternahrung für die Beseelten, sondern auch zur Heilung kranker Körper. Inniglich bitten wir Dich mit Herz und Mund, Du wollest diese unterschiedlichen Kräutergattungen und Früchte durch Deine gnadenreiche Milde + segnen, damit sie durch den Einfluß der neuen Gnade Deines Segens und durch den rechten Gebrauch für Mensch und Tier in Deinem heiligen Namen über ihre von Dir gegebene natürliche Kraft hinaus reichen Schutz gewähren gegen alle Krankheit und Vergiftung. Durch unseren Herrn Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. AMEN.
II. Lasset uns beten!
Gott, der Du durch Deinen Diener Moses die Kinder Israels angeleitet hast, Manipeln der Erstlingsfrüchte zu ihrer Segnung vor die Priester zu bringen, unter Auswahl der feinsten und schönsten Früchte der Gewächse und unter dem Ausdruck großer Freude vor Dir als ihrem wahren Gott: höre unsere Anrufungen, und gieße die Überfülle Deines + Segens auf uns und auf diese Bündel der neuen Gewächse und diese Büschel neuer Kräuter und Früchte, die wir Dir voll Dank an diesem hochfestlichen Tag darstellen und in Deinem Namen + segnen. Gewähre gnädig, daß überall dort, wo auch immer von diesen gesegneten Kräutern etwas aufbewahrt, mitgetragen oder anders verwendet wird, Menschen, Schafe, Vieh, Reit- und Lasttiere heilende Hilfe finden gegen Krankheiten, Seuchen, Geschwüre, Bösartigkeiten und Verwünschungen sowie gegen die Gifte und Bisse der Schlangen und anderer Tiere, aber auch Verteidigung finden gegen teuflische Illusionen, Machenschaften und betrügerische Verführungen. Und so mögen wir beladen mit Garben guter Werke, durch die Verdienste der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, deren leibliche Aufnahme in den Himmel wir feierlich begehen, gewürdigt werden, eben dort zugelassen zu werden. Durch unseren Herrn Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. AMEN.
III. Lasset uns beten!
Gott, Du ließest durch Jesaja im Alten Bunde ankündigen: "
Aus dem Baumstumpf von Jesse, aus dem Baumstumpf Isais, des Vaters Davids, wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht." (Jes 11,1) Wir singen in der Weihnachtszeit immer wieder neu: "
Es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart, von Jesse, von Isai, dem Vater Davids, kam die Art. Das Röslein, davon Jesaja sagt, ist Maria, die Reine." Dieses Röslein, diesen Reis aus Isais Stumpf, diesen Zweig Jesses, diese virgam Jesse, nämlich die allerseligste Jungfrau und Gottesgebärerin, die Mutter Deines Sohnes und unseres Herrn Jesus Christus, hast Du am heutigen Tage in den Himmel erhoben, damit Du uns Sterblichen auf ihre Bitten hin und unter ihrem Patronat die Frucht ihres Leibes, Deinen Sohn, vermittelst: wir bitten Dich demütig, daß wir kraft der Vollmacht dieses Deines Sohnes und unter dem glorreichen Patrozinium Seiner Mutter die Schutzwirkungen dieser Früchte der Erde für das irdische und ewige Heil zu nützen vermögen. Durch unseren selben Herrn Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit Dir lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. AMEN.
Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes komme auf diese Bündel herab und bleibe auf ihnen allezeit. AMEN.
[
ENDE DER KRÄUTERSEGNUNG ZU BEGINN DES FRAUENDREISSIGERS.]
Und so lade ich noch sehr herzlich ein, während der traditionellen Kräuterweihe-Zeit des Frauendreißigers zu Ehren der in den Himmel mit Seele und Leib aufgenommenen Gottesmutter Maria auch die eine oder andere Wallfahrt in den uralten Marienort St. Marien Buchenhüll, Ortsteil von Eichstätt, zu unternehmen. In diesem Jahr dient dieser sommerliche Marienmonat vor allem auch der geistlich-marianischen Vorbereitung auf den Besuch Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI., weshalb vier seiner Vorgänger mit ihren wesentlichen Aussagen über dieselbe Gottesmutter Maria im Mittelpunkt der diesjährigen Frauendreißigerpredigten stehen werden. Alle genauen Termine können dem
Buchenhüller Werbeplakat entnommen werden. Euer Padre Alex - Kirchenrektor Dr. Alexander Pytlik