Zum vierzehnten Mal wurde ich in die seit mehreren Jahren im Österreichischen Fernsehen am Nachmittag laufende "
Barbara-Karlich-Show" eingeladen, um die Katholische Kirche als Experte zu vertreten. Die mit dem provokativen Titel "
Mein Gott ist eine Frau" versehene Sendung wird am
Montag, dem 7. November 2005, in ORF 2 ab 15:55 Uhr ausgestrahlt. Viel zu wenig bekannt und viel zu wenig gelesen sind diesbezüglich weiterhin die richtungsweisenden Schreiben der Katholischen Kirche zum Fragenkomplex. Da ist einerseits zu nennen das
Apostolische Schreiben des Dieners Gottes Johannes Paul II. über die Würde und Berufung der Frau (
Mulieris dignitatem anläßlich des Marianischen Jahres) vom 15. August 1988, und da ist andererseits das Schreiben des regierenden Papstes Benedikt XVI. in seiner damaligen Eigenschaft als Kardinal-Präfekt der Glaubenskongregation
an die Bischöfe der Katholischen Kirche über die Zusammenarbeit von Mann und Frau in der Kirche und in der Welt vom 31. Mai 2004.
Zuletzt am 29. September 2005 wies Seine Heiligkeit Papst Benedikt XVI. auf den krassen Widerspruch zwischen der häufig vorgebrachten theoretischen Bewunderung des "Genius" der Frau und ihrer tatsächlichen Diskriminierung im Alltag hin. Anläßlich der Audienz für die letzte Gruppe der katholischen Bischöfe Mexikos, die - so wie zur Zeit die katholischen Hirten Österreichs - zu ihrem alle fünf Jahre stattfindenden Ad-Limina-Besuch nach Rom gekommen waren, rief der Heilige Vater hinsichtlich des Umgangs mit der Frau zu einer Änderung der Mentalität auf. "
In Mexiko, wo sich so oft der 'Genius' der Frau zeigt, die jedem Familienmitglied eine feinfühlige Sensibilität entgegenbringt und diese auch in die kirchlichen Gemeinden, in die sozialen Dienste und in die anderen Bereiche des bürgerlichen Lebens hineinträgt, ergibt sich manchmal die paradoxe Situation, daß die Frau theoretisch sehr bewundert, praktisch aber geringschätzig behandelt oder diskriminiert wird." In diesem Zusammenhang verwies der Heilige Vater auf das bereits im Vorabsatz genannte
Apostolische Schreiben seines Vorgängers,
Mulieris dignitatem über die Würde und Berufung der Frau: "
In unserer Zeit ermöglichen die Erfolge von Wissenschaft und Technik einen materiellen Wohlstand in bisher ungeahntem Ausmaß, der einige begünstigt, andere aber an den Rand abdrängt. So kann dieser einseitige Fortschritt auch zu einem schrittweisen Verlust der Sensibilität für den Menschen, für das eigentlich Menschliche, führen. In diesem Sinne erwartet vor allem unsere Zeit, daß jener 'Genius' der Frau zutage trete, der die Sensibilität für den Menschen, eben weil er Mensch ist, unter allen Umständen sicherstellt und so bezeugt: 'Die Liebe ist am größten' (vgl. 1 Kor 13,13)." Benedikt XVI. nannte als Vorbild für alle Menschen das große Feingefühl und den Respekt, die Jesus Christus im Umgang mit den Frauen gezeigt habe. In der heutigen Zeit sei es notwendig, "
einen Gesinnungswandel vorzunehmen, damit die Frau in allen Bereichen der Gesellschaft wirklich würdevoll behandelt und ihre unersetzliche Berufung als Mutter und Ersterzieherin der eigenen Kinder geschützt wird."
Klar ist daher, daß Mann und Frau gleichwertig als Menschen erschaffen wurden und daß andererseits diese gleiche Würde nicht die biologisch, psychologisch und soziologisch nicht wegdiskutierbaren Unterschiede und Talente einfach gleichmacherisch einebnet, sondern vielmehr jeder Mensch als Mann oder als Frau seine spezifische Aufgabe besitzt, seine Berufung hat, die eben nicht darin bestehen kann, immer das andere Geschlecht in jedem Moment bis ins letzte Detail "nachzumachen". Abgesehen von jenen Ämtern göttlichen Rechtes, die Jesus
nicht auf die Frau (auch nicht auf seine heilige Mutter Maria) bezogen und eingesetzt hat, gibt es in der Kirche alle Einbringungs- und Mitarbeitsmöglichkeiten ohne geschlechtliche Diskriminierung.
Oft wird die kritische und geschwisterlich korrigierende Meinung voll im Leben stehender Frauen von großer Hilfe für die Kirche und nicht zuletzt für eine gesunde katholische Priesterausbildung sein. Da das Weiheamt des weiteren auch kein Menschenrecht ist, liegt keine Diskriminierung vor, sondern vielmehr die Ernstnahme des Handelns und Nichthandelns Jesu Christi. Es gibt heute bereits in den römischen Dikasterien (Ministerien) des Papstes an führender Stelle Frauen - dies ist viel zu wenig bekannt. Alle haben nämlich als Getaufte die Aufgabe der Nachfolge Christi, und auch die meisten Männer sind keine geweihten Priester. Es stimmt daher nicht, daß nur Frauen keine Priester werden können. Auch die überragende Mehrheit der Männer kann nicht Priester werden, weshalb die Frage letztlich immer wieder als von außen aufgezwungen erscheint. Die absolut gegebene Würde der Frau hängt somit nicht vom Erreichen dieses oder jenes Weihe-Amtes in der Kirche ab.
Wir müssen Fakten respektieren, die uns Schöpfung und Erlösung aufzeigen. Da Jesus Christus seiner menschlichen Natur nach Mann war und auch nach seiner herrlichen Auferstehung auf ewig bleibt, kann eine Frau ihn nicht amtlich repräsentieren, sondern ist die Frau vielmehr jene, die die Kirche als ganze und als empfangende repräsentiert. Der Mann ist schon biologisch oft der Gebende, die Frau ist fundamental die Empfangende, was nicht heißt, daß das Empfangen etwas Passives oder gar Würdeloses ist, sondern sehr aktiv begleitet sein soll, womit auch mit einem Schlag aufscheint, daß Liturgie als Verherrlichung Gottes nicht nur passives Empfangen ist. Das kirchliche Weiheamt als Frau anzustreben, ist jedoch
reine Energieverschwendung. Es gibt tausende Berufe und Entfaltungsmöglichkeiten in der Ernstnahme des Liebesgebotes und des Missionsgebotes Christi, sodaß die (innerkirchliche) Würde der Frau nicht am Priesteramt hängen kann. (Da bei vielen evangelischen Gemeinschaften derzeit keine gültige Priesterweihe gespendet wird und daher keine gültig geweihten Priester kraft Apostolischer Sukzession existieren, die in der Person Christi handeln, ist ein Vergleich der Katholischen Kirche mit solchen kirchlichen Gemeinschaften weiterhin sachlich unzulässig.) Würde man entgegen der Nichteinsetzung Christi Frauen als "Priester" zulassen - was im übrigen
nie gültig geschehen könnte, egal wer es tut oder will - würde man den Reichtum der männlichen und weiblichen Verschiedenheit und die gottgewollte Spannung zwischen Mann und Frau in der beschriebenen Weise schrittweise zerstören. Die selige Mutter Teresa sagt klar und verständlich: so wie der Mann nicht Mutter werden kann, so kann die Frau nicht Priesterin werden. Die Vaterfigur ist ein Symbol für Leitung, die Mutterfigur für Ernährung. Man sagt zum Beispiel vom Mann nicht, daß er seiner Frau gegenüber nicht gleichwertig wäre, weil er sein Kind nicht selbst austragen kann.
Über Gott selbst lehrt die Kirche gemäß aktuellem
Katechismus ab Nummer 238 folgendes: (
238)
In vielen Religionen wird Gott als "Vater" angerufen. Die Gottheit wird oft als "Vater der Götter und der Menschen" betrachtet. In Israel wird Gott "Vater" genannt als Erschaffer der Welt [Vgl. Dtn 32,6; Mal 2,10]. Gott ist erst recht Vater aufgrund des Bundes und der Gabe des Gesetzes an Israel, seinen "Erstgeborenen" (Ex 4,22). Er wird auch Vater des Königs von Israel genannt [Vgl. 2 Sam 7,14]. Ganz besonders ist er "der Vater der Armen", der Waisen und Witwen [Vgl. Ps 68,6], die unter seinem liebenden Schutz stehen. (
239)
Wenn die Sprache des Glaubens Gott "Vater" nennt, so weist sie vor allem auf zwei Aspekte hin: daß Gott Ursprung von allem und erhabene Autorität und zugleich Güte und liebende Besorgtheit um alle seine Kinder ist. Diese elterliche Güte Gottes läßt sich auch durch das Bild der Mutterschaft zum Ausdruck bringen [Vgl. Jes 66,13; Ps 131,2], das mehr die Immanenz Gottes, die Vertrautheit zwischen Gott und seinem Geschöpf andeutet. Die Sprache des Glaubens schöpft so aus der Erfahrung des Menschen mit seinen Eltern, die für ihn gewissermaßen die ersten Repräsentanten Gottes sind. Wie die Erfahrung aber zeigt, können menschliche Eltern auch Fehler begehen und so das Bild der Vaterschaft und der Mutterschaft entstellen. Deswegen ist daran zu erinnern, daß Gott über den Unterschied der Geschlechter beim Menschen hinausgeht. Er ist weder Mann noch Frau; er ist Gott. Er geht auch über die menschliche Vaterschaft und Mutterschaft hinaus [Vgl. Ps 27,10], obwohl er deren Ursprung und Maß ist [Vgl. Eph 3,14; Jes 49,15]: Niemand ist Vater so wie Gott. (
240)
Jesus hat geoffenbart, daß Gott in einem ungeahnten Sinn "Vater" ist: nicht nur als Schöpfer, sondern von Ewigkeit her Vater seines eingeborenen Sohnes, der von Ewigkeit her nur in bezug auf seinen Vater Sohn ist: "Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will" (Mt 11,27)
Die von Jesus als dem ewigen Sohn Gottes in der Heiligen Schrift gebrauchte Anrede Gottes als Vater ist allerdings verbindlich. Wir können nicht einfach hergehen und das
Vater unser umformulieren. Außerdem ist es natürlich richtig, daß Jesus als Sohn Gottes aus Maria, der immerwährenden Jungfrau, Fleisch angenommen hat als Mann. Insofern könnte auf die Fleischwerdung bezogen gesagt werden: Gott ist ein Mann, aber es darf nicht vergessen werden, daß er dazuhin bewußt eine Frau, Maria, auserwählt und vorerlöst hat (durch die Unbefleckte Empfängnis im Schoß ihrer Mutter Anna). Da Gott weder männlich noch weiblich ist, jedoch in klarer Vater-Sprache anzusprechen ist, erübrigt sich auch die weitere Energieverschwendung, die Heilige Schrift dauernd neu feministisch umdefinieren zu wollen. Der radikale Feminismus hat in der Gesellschaft massive negative soziale Folgen gezeitigt, manche Männer und Frauen haben ihre Identität dadurch verloren oder sind verunsichert, ganz zu schweigen vom Kindermangel. (Ein gutes Beispiel ist da die Starregisseurin Doris Dörrie, die kürzlich in einem Radiointerview zugab, daß sie einerseits für die erkämpfte Errungenschaft, selbst den Zeitpunkt eines Kindes bestimmen zu können, dankbar sei, aber andererseits hätte sie den letztmöglichen Zeitpunkt zum Kinderkriegen wohl zu ihrem großen Bedauern verpaßt, wäre es nicht einfach passiert, mit der Notwendigkeit, auf ein geplantes großes Projekt verzichten zu müssen -
vergleiche zur Thematik auch den Voreintrag zum fragwürdigen Begriff einer
reproduktiven Gesundheit.) Solche und andere Entwicklungen auch noch indirekt in die religiöse Sprache aufzunehmen, wäre ein fataler Fehler und würde die gesellschaftlichen Defizite nur noch verstärken. Richtig ist vielmehr die Bemühung, die Heilige Schrift umfassend korrekt zu verstehen. So meint z. B. die paulinische Anrede "Brüder!" nicht nur die Männer, und wenn Gott als Vater angesprochen wird, heißt dies nicht, daß Gott ein Mann ist. Im übrigen ist Gott in Seinen Eigenschaften unveränderlich - es ist ein absurdes und groteskes Unterfangen, jetzt Gott weiblich "gestalten" zu wollen.
Die Kirche schützt mit ihrer Lehre über die Berufung von Mann und Frau in Wirklichkeit die Würde der Frauen. Dies ist meine feste Überzeugung, und es wird sich in Zukunft noch viel klarer zeigen als was heute zugegeben oder gedacht wird. Euer Padre Alex - Vizeoffizial Mag. Mag. Dr. Alexander Pytlik /
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