Donnerstag, 8. Dezember 2011
HORST KÖHLER: STERBEN LERNEN HEISST ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt um
18:30
Kommentare (0) Trackbacks (0) HORST KÖHLER: STERBEN LERNEN HEISST LEBEN LERNEN
In Österreich ist heute ein staatlicher Feiertag, wir feiern das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis. An dieser Stelle ist es gut, daß wir kurz hineinlesen, was der für den katholischen Religionsunterricht ausdrücklich zugelassene YOUCAT, der von der Österreichischen Bischofskonferenz mit ausdrücklicher Zustimmung der Deutschen und der Schweizer Bischofskonferenz herausgegebene "Jugendkatechismus der Katholischen Kirche" (mit einem Vorwort Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI.) unter dem Stichwort "Maria, ihre unbefleckte Empfängnis" bzw. dann in der Nummer 83 unterhalb der Frage "Was bedeutet 'unbefleckte Empfängnis Marias'?" vermerkt: "Die Kirche glaubt, 'daß die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein einzigartiges Gnadenprivileg des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erretters des Menschengeschlechtes, von jedem Schaden der Erbsünde unversehrt bewahrt wurde' ... Den Glauben an die 'unbefleckte Empfängnis' gibt es seit dem Beginn der Kirche. Der Begriff ist heute mißverständlich. Er macht eine Aussage darüber, daß Gott Maria vor der Erbsünde bewahrte, und zwar von Anfang an. Er macht keine Aussage über die Empfängnis Jesu im Leib Marias. Schon gar nicht ist er eine Abwertung der Sexualität im Christentum, so als würden Mann und Frau sich 'beflecken', wenn sie ein Kind zeugen." Es geht also um Maria selbst, die zur Gottesmutter berufen wurde und mit freiem Willen ihr Ja zu dieser einzigartigen Berufung sagte und lebte.
Von Anbeginn ihrer Existenz wurde sie also vor-erlöst, und damit erinnert das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis auch an das menschliche Leben im Mutterleib (die Eltern Mariens sind ja die Heiligen Joachim und Anna) und an den von der Katholischen Kirche von der geglückten Empfängnis an bis zum natürlichen Versterben kompromißlos verkündeten und eingeforderten Schutz unschuldigen Menschenlebens. Diesbezüglich ist an eine Rede des früheren deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler (evangelischen Bekenntnisses) zu erinnern, mit der er es tatsächlich in diesen genannten Jugendkatechismus hineingeschafft hat, nämlich auf die Seite 209 mit einem Schlüsselzitat aus der Rede bei der Fachtagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz am 8. Oktober 2005 in Würzburg: "Nicht durch die Hand eines anderen sollen die Menschen sterben, sondern an der Hand eines anderen." Es gibt also auch bei Politikern so etwas wie Sternstunden, und ich möchte dies zum Anlaß nehmen, gerade am heutigen Feiertag den Blick auch auf das menschliche Lebensende zu lenken und heute - genau zwei Monate nach dem letzten Welthospiztag - die gesamte damalige Rede Horst Köhlers von der Internetseite des deutschen Bundespräsidenten zu übernehmen, die unter dem Titel "Sterben lernen heißt leben lernen" stand (Verlinkungen sind von mir eingebaut worden): [BEGINN DER REDE DES FRÜHEREN BUNDESPRÄSIDENTEN HORST KÖHLER:] I. Vor acht Wochen haben wir des 50. Todestages von Thomas Mann gedacht. Eines der bewegendsten Kapitel in seinen "Buddenbrooks" beschreibt den Tod der alten Konsulin Buddenbrook. Hochbetagt und schwer erkrankt ringt sie tagelang "mit dem Leben um den Tod", wie es bei Thomas Mann heißt. Am Sterbebett hat sich ihre Familie versammelt und harrt bei ihr aus bis zuletzt. Jahrhundertelang war es die Großfamilie, in der Jung und Alt gemeinsam immer wieder den Kreislauf von Geburt und Tod durchlebten. Der französische Historiker Philippe Ariès spricht vom "gesellschaftlich gezähmten Tod", der als individuelles Ereignis in die Gemeinschaft eingebunden war und vom Beistand der ganzen Familie, der Freunde oder etwa der Mitbrüder im Kloster begleitet wurde. Der Sterbende stand im Mittelpunkt. In manchen Bauernhäusern war noch bis in das vergangene Jahrhundert hinein ein bestimmtes Zimmer als Sterbezimmer vorbereitet: Ein Ort für das Sterben mitten im Leben. In einem alten Kirchenlied heißt es denn auch: "Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen". Das war in früheren Zeiten durchaus wörtlich zu verstehen. Hohe Kinder- und Müttersterblichkeit, ständige Bedrohung durch Hunger, Krankheit, Seuchen und die vielen großen und kleinen Kriege. Der Tod war allgegenwärtig. II. Auch heute ist der Tod für uns allgegenwärtig. Wenn wir die Zeitung aufschlagen, den Fernseher anschalten oder uns im Internet bewegen, dann erleben wir Tod und Sterben oft in aller Deutlichkeit, in schrecklichen Bildern. Grausame Verbrechen werden bis in die Einzelheiten dokumentiert, der Tod von Prominenten akribisch berichtet. Der Tod ist allgegenwärtig, doch es ist ein virtueller, ein abbildhafter Tod, der uns da täglich begegnet. Den tatsächlichen Tod hingegen, die wirkliche Agonie, das Leiden zwischen Leben und Tod - das haben wir weit an den Rand des Sichtbaren gedrängt. Unsere Gesellschaft hat, um mit Walter Benjamin zu sprechen, "den Leuten die Möglichkeit verschafft, sich dem Anblick von Sterbenden zu entziehen". In Deutschland sterben in jedem Jahr etwa 900.000 Menschen - mindestens zwei Drittel in Krankenhäusern und Pflegeheimen, nur wenige zu Hause im Kreise ihrer Nächsten. Wir haben die Begleitung Sterbender, den Umgang mit den Toten an professionelle Spezialisten delegiert, an Mediziner, Pfleger, Pfarrer und Beerdigungsunternehmer. Diese Verdrängung des Todes geht einher mit Entwicklungen in der Medizin, die das menschliche Sterben tiefgreifend verändert haben. Über lange Zeit können Menschen im Koma am Leben gehalten werden. Wir alle haben die Diskussionen um die Amerikanerin Terri Schiavo verfolgt, die 15 Jahre im Wachkoma lag und im März dieses Jahres nach Einstellung der künstlichen Ernährung gestorben ist. Die Möglichkeiten der modernen Medizin, das Leben zu verlängern, bringen für viele Hoffnung, sie wecken aber auch Ängste. Ängste vor einer Hochleistungsmedizin, die - einmal in Gang gebracht - ein Sterben in Würde unmöglich macht. Unwürdig sterben zu müssen - so hat im Juni dieses Jahres die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages "Ethik und Recht der modernen Medizin" festgestellt - ist zu einer der großen Ängste in unserer Gesellschaft geworden. Wie groß diese Ängste sind, mag man daran ermessen, daß nach einer Umfrage des Allensbach-Instituts aus dem Jahre 2001 64 Prozent der Westdeutschen und sogar 80 Prozent der Ostdeutschen dem Standpunkt zustimmten: "Ein schwerkranker Patient im Krankenhaus soll das Recht haben, den Tod zu wählen und zu verlangen, daß der Arzt ihm eine todbringende Spritze setzt." Ich muß gestehen: Mich hat das Ergebnis dieser Umfrage erschreckt. Soll wirklich aktive Sterbehilfe die Antwort sein, wenn Menschen befürchten müssen, am Ende ihres Lebens mit ihren Leiden allein gelassen zu werden oder anderen zur Last zu fallen? Ich bin der festen Überzeugung: das darf die Antwort nicht sein. Ein Sterben in Würde zu sichern, ist eine Aufgabe für unsere ganze Gesellschaft. Wir müssen wieder lernen: Es gibt viele Möglichkeiten, sterbenskranken Menschen beizustehen, ihre Leiden zu lindern und sie zu trösten. Vor allem gilt: Wir dürfen sie nicht allein lassen. Nicht durch die Hand eines anderen sollen die Menschen sterben, sondern an der Hand eines anderen. III. Für diese Einsicht steht die Hospizbewegung. Seit fast 40 Jahren begehrt sie gegen die Verdrängung des Todes aus unserer Wahrnehmung auf. Sie trägt dazu bei, Sterben wieder als eine Phase des Lebens zu verstehen und anzunehmen, statt es als ein peinliches Mißgeschick mit tödlichem Ausgang zu behandeln. Die Hospizbewegung lehrt uns einen anderen Umgang mit dem Sterben und dem Tod. Sie zeigt uns, daß es Wege gibt, um den Menschen ihre verständliche Angst vor dem Sterben zu nehmen. Im vergangenen Juli ist die Gründerin der Hospizbewegung, die englische Ärztin, Krankenschwester und Sozialarbeiterin Cicely Saunders gestorben. 1967 eröffnete sie in einem Londoner Vorort das erste Hospiz, St. Christopher's Hospice. Der Name knüpfte an mittelalterliche Traditionen an. Hospize waren ursprünglich Pilgerherbergen, die Menschen auf dem Weg zu ihrem Pilgerziel Herberge, Rast und Stärkung anboten. Geborgenheit auf dem Pilgerweg zum Tod, Stärkung auf der letzten Wegstrecke des Lebens: Das ist die Idee der Hospizbewegung. Eine Idee, die sich von England aus in viele Länder verbreitete. So viele, daß heute die Mitglieder der Hospizbewegung in aller Welt den Welthospiztag feiern. Auch in unserem Land gehört die Hospizbewegung mittlerweile zu den besonders Mut machenden Bürgerbewegungen. Waren es 1997 erst 11.000 Menschen, die in der Hospizarbeit tätig waren, so sind es heute viermal so viele, nämlich 45.000. Fast alle leisten diese Arbeit ehrenamtlich, die meisten von ihnen sind Frauen. Hier setzen sich Menschen für ihre Mitmenschen ein. Sie kümmern sich um ihre Nächsten - ein vorbildliches Beispiel für bürgerschaftliches Engagement, das den Zusammenhalt und die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft stärkt. Dafür möchte ich Ihnen heute - stellvertretend für alle, die sich in der Hospizbewegung engagieren - meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen. Wir können froh sein in Deutschland, daß wir Menschen wie Sie haben! IV. Das Sterben der alten Konsulin Buddenbrook war ein langer Kampf, den Thomas Mann bis zum letzten Zucken der Hände und Verröcheln der wassergefüllten Lungen mit unerbittlichem Realismus beschrieben hat. Die alte Dame fleht um ein schmerzstillendes Mittel, aber hartnäckig lehnen die Ärzte ab, weil sie das Leben der Konsulin nicht durch Linderung verkürzen wollen. Es galt unter allen Umständen, so schreibt Mann, dieses Leben den Angehörigen so lange wie nur irgend möglich zu erhalten. Für die Ärzte in den Buddenbrooks galt der Tod als Niederlage, war es doch ihre vornehmste Pflicht, Leben zu erhalten. Dieser Wille zum Kampf um jedes Leben ist die Triebfeder der Medizin. Er entspringt dem Eid des Hippokrates. Dem Tod immer wieder ein wenig Terrain abzutrotzen, ihm den frühen Sieg zu nehmen, darum ging es früher und darum geht es heute. In diesem Kampf ist viel erreicht worden. Seit 1900 ist die Lebenserwartung in Deutschland um dreißig Jahre gestiegen. Zahlreiche Krankheiten, die früher einem Todesurteil gleichkamen, sind besiegt. Wir alle sind dankbar für diesen Fortschritt und haben gern daran teil. Es wächst aber auch die Sorge, daß dem Ziel, dem Tod - koste es, was es wolle - Zeit abzutrotzen, das Wohl des Patienten untergeordnet wird. Lebenserhaltung soll das Leben nicht zur Qual werden lassen. Deshalb ist es gut, daß die Medizin zunehmend das Sterben als Akt des Lebens begreift und sich um eine Verbesserung der Lebensqualität gerade in dieser letzten Phase bemüht. Wie ein "schützender Mantel" - im Lateinischen "Pallium" - legt sich die Palliativmedizin um einen Patienten und lindert seine Beschwerden, wenn Heilung nicht mehr möglich ist. Zu diesem schützenden Mantel gehört vor allem eine gute Schmerztherapie. Sie ist oft die wirksamste medizinische Hilfe für schwerstkranke Menschen, denn sie befreit sie von Schmerzen, die ihnen das Dasein zur Hölle machen. V. Die medizinische und pflegerische Versorgung sterbenskranker Menschen hat in Deutschland in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Seit 2003 ist Palliativmedizin als Prüfungsthema in der Approbationsordnung aufgeführt, an den Universitäten Bonn und Aachen wurden Lehrstühle für Palliativmedizin eingerichtet, weitere sind geplant. Während es 1993 bundesweit rund 30 Palliativstationen und stationäre Hospize gab, sind es heute schon über 200. Das ist eine ermutigende Entwicklung. Doch sie muß weiter gehen. Denn von einer ausreichenden palliativmedizinischen Versorgung sind wir in Deutschland immer noch weit entfernt. Darauf hat die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages "Ethik und Recht der modernen Medizin" hingewiesen. Sie hat auch deutlich gemacht, daß angesichts der demographischen Entwicklung der Bedarf an medizinischer und pflegerischer Betreuung schwerstkranker Menschen zunehmen wird. Wir tun gut daran, uns darauf einzustellen. Hospizarbeit und Palliativmedizin müssen in Deutschland in allen Bereichen weiter gestärkt werden - in der Aus- und Weiterbildung, bei der materiellen Ausstattung sowie in Forschung und Entwicklung. Und eines erscheint mir noch besonders wichtig. Anders als in anderen europäischen Staaten haben sich in Deutschland Hospizbewegung und Palliativmedizin weitgehend unabhängig voneinander entwickelt. Die Gründe hierfür kennen Sie besser als ich. Mich hat gefreut zu hören, daß dieses eher distanzierte Verhältnis sich in den letzten Jahren entspannt hat. Denn den Patienten ist am besten durch ein partnerschaftliches Miteinander von Hospizbewegung und Palliativmedizin gedient. Es müssen - wie der Titel Ihrer Fachtagung ganz richtig sagt - Netzwerke gebildet werden. VI. Wenn wir die Hospizarbeit stärken und die palliativmedizinische Versorgung verbessern, dann werden wir - dessen bin ich gewiß - die Ängste vieler Menschen vor dem Sterben abbauen können. Freilich treibt viele auch die Frage um: Was passiert mit mir, wenn ich auf Grund meiner Krankheit nicht mehr in der Lage bin zu sagen, was ich will? Wenn ich bewußtlos bin, künstlich beatmet und ernährt werde? Es bleibt die Angst, am Ende des Lebens gegen den eigenen Willen behandelt und am Leben erhalten zu werden. Jeder Mensch hat das Recht, in jeder Phase seines Lebens selbst zu entscheiden, ob und welchen lebensverlängernden medizinischen Maßnahmen er sich unterzieht. Niemand darf gegen seinen Willen ärztlich behandelt werden. Solange ein Kranker noch selbst entscheiden kann, ob er in eine Behandlung einwilligt oder nicht, ist die Beachtung seines Willens selbstverständlich. Wie kann aber dieser Wille ermittelt werden, wenn sich der Patient nicht mehr äußern kann? Viele Menschen haben für diesen Fall eine Patientenverfügung verfaßt. Darin legen sie fest, ob und welche Maßnahmen sie bei konkret beschriebenen Krankheitszuständen wünschen oder ablehnen. Sie wollen Gewißheit haben, daß ihr Wille auch beachtet wird. Diese Gewißheit besteht jedoch heute noch nicht im erforderlichen Umfang. Das Gesetz erwähnt Patientenverfügungen bislang nicht ausdrücklich. Auch die Rechtsprechung hat viele Fragen offen gelassen. Ich finde es daher gut und richtig, wenn hier durch eine gesetzliche Regelung Klarheit geschaffen wird. Hierzu liegen verschiedene Vorschläge auf dem Tisch, die sich zum Teil deutlich voneinander unterscheiden. Angesichts des vielschichtigen und sensiblen Themas halte ich eine sorgfältige Abwägung dieser Vorschläge für besonders wichtig. Wir brauchen in diesem Bereich möglichst klare und eindeutige Regelungen, und die sollten auf einem breiten gesellschaftlichen Konsens beruhen. VII. Eines sollte uns aber auch klar sein: noch so gute Hospizarbeit, qualifizierte Palliativmedizin und rechtssichere Patientenverfügungen allein sind keine Garantie für ein würdevolles Sterben. Hierzu muß jeder von uns selbst seinen Beitrag leisten. "Herr lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden", heißt es im 90. Psalm. Manchmal glaube ich, wir sind noch nicht klug genug. In einer Karikatur steht der Tod in Gestalt des Sensenmannes wie ein Vertreter vor der Wohnungstür, durch deren Spalt ihn die Hausfrau mit den Worten abwimmelt: "Danke, wir sterben nicht!" Diese Karikatur bringt satirisch auf den Punkt, was schon Sigmund Freud feststellte: "Im Grunde glaubt niemand an den eigenen Tod." Umso wichtiger ist es, den Tod ganz bewußt als natürlichen Teil des Lebens anzuerkennen und anzunehmen. Das bedeutet etwa, daß wir uns in Gedanken für uns selbst und in Gesprächen mit anderen mit dem Tod vertraut machen. Daß wir nicht ausweichen, wenn unsere Kinder über den Tod sprechen wollen. Daß wir für unsere Angehörigen, Freunde oder Nachbarn in ihren letzten Tagen da sind und uns nicht von ihnen zurückziehen. Und daß wir erkennen, daß wir dem Tod auch einen Teil des Sinns unseres Daseins verdanken. Denn wenn es diese Grenze nicht gäbe, könnte uns das Leben in der Tat gleichgültig sein. Es ist gerade der Tod als Grenze des Lebens, der das Leben kostbar macht und uns dazu mahnt, auf erfüllte Weise zu leben. Die Hospizbewegung hat sich diese Erkenntnis zu Eigen gemacht. Sie folgt einem Motto, das mich tief bewegt und das wir alle beherzigen sollten: "Sterben lernen heißt leben lernen." [ENDE DER REDE DES EHEMALIGEN DEUTSCHEN BUNDESPRÄSIDENTEN HORST KÖHLER.] Und in diesem Sinne wünsche ich weiterhin eine besinnliche Adventszeit zur Vorbereitung auf die Weihnacht der Geburt unseres Erlösers Jesus Christus. Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Sonntag, 13. November 2011
OFFIZIAL SELIGGESPROCHEN: SELIGER ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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19:53
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Anläßlich der Seligsprechung des Offizials (Gerichtsvikars) und Provikars Carl Lampert übernehme ich am heutigen bundesdeutschen Volkstrauertag die Predigt des Innsbrucker Diözesanbischofs Prof. Dr. Manfred Scheuer, wobei ich die auf der Internetseite des Bistums Feldkirch vorhandene längere Version (mit dem längeren Schluß- und Anmerkungsteil) aufgreife (die kürzere ist beim hochwürdigsten Herrn Bischof selbst) und gleichzeitig darauf hinweise, daß natürlich das in St. Martin (Dornbirn) am heutigen Sonntag gesprochene Wort gilt:
SELIG, DIE UM MEINETWILLEN VERFOLGT WERDEN "Warum müssen gerade Sie mit Ihren Fähigkeiten und Talenten, mit Ihrem angenehmen Äußeren dieser Schwindelreligion anhangen und den Beruf eines Sau-Pfaffen ergreifen!“ [1] So Kommissar Trettin in Stettin zu Carl Lampert. Er hätte frei gehen können, wenn er den Talar ausgezogen und aus der Kirche ausgetreten wäre. - Weder mit der Erinnerung an Provikar Lampert noch mit seiner Seligsprechung tun sich manche leicht. Er war ein Mann der Kirche und der kirchlichen Hierarchie noch dazu. Beide stehen in den Skalen der Beliebtheit nicht ganz oben. Und er war ein Mann des Rechts und des Kirchenrechts, deren humane und seelsorgliche Bedeutung auch nicht so leicht zu vermitteln ist. Beide Bereiche – Recht und Kirche – stehen teilweise im Zwielicht. Carl Lampert hat sich vor 70 Jahren dem widersetzt, was heute unter anderen Vorzeichen schleichend passiert: Auflösung von Klöstern, Aussterben von Ordensgemeinschaften, Marginalisierung der Kirche, Verachtung der Priester und der Religion. Die Seligsprechung mit der Erinnerung an Carl Lampert steht heute im Kontext von Dankbarkeit oder Empörung, Freundschaft oder Gleichgültigkeit, Resignation oder Hoffnung, Haß oder Verzeihen, Freude oder Bitterkeit, Selbstrechtfertigung oder Anklage. In die Erinnerung mischen sich die Frage nach Gerechtigkeit, der Versuch Recht zu haben und Recht zu bekommen, aber auch der Wille zur Macht und die Erfahrung von Ohnmacht. Welche Rolle nehmen wir gegenwärtig in der Gesellschaft und auch in der Kirche ein: Opfer, Richter, Täter, Angeklagte, Verstrickte, Schuldige, Zuschauer, Beschämte oder Anwälte? Wir sind nicht automatisch in einem großen Wir-Gefühl mit dem seligen Provikar eins, er ist nicht einfach der "Unsrige" oder "einer von uns“. Das geht nicht ohne Umkehr und ohne Reinigung des Gedächtnisses. Wir können uns nicht arrogant gegenüber den "Bösen“ der Vergangenheit erheben, denn die Bosheit schleicht sich auch heute in der Gestalt der Wohltat ein, und Menschenverachtung nistet sich in den Feldern der Gewohnheit. Die Seligsprechung von Provikar Carl Lampert ist Krisis, Gericht für gegenwärtige Lebens- und Glaubensstile. Eine allzu schnelle Vertrautheit mit Lampert stünde in Gefahr der Vereinnahmung und Neutralisierung, oder auch der Verkitschung und Verhübschung, wie es bei gar nicht so wenigen beliebten Heiligen der Fall ist. Carl Lampert läßt sich nicht einfach bewundern, ohne zugleich die Frage an das eigene Leben zu richten: Und was ist mit dir? Deine Sache wird hier abgehandelt, um deine Motive geht es hier, dein Gott steht zur Debatte! Wie hältst du es mit den Opfern? Wie ernsthaft stellt sich die Frage, ob es in deinem Leben etwas gibt, das groß genug ist, um dafür zu sterben? Provikar Carl Lampert wird durch die Seligsprechung nicht so hoch erhoben, daß gewöhnliche Menschen in ihrer Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit resignieren müßten. Eine Seligsprechung ist nicht in der Logik von Neid und Konkurrenz, von Sieg und Niederlage, von Aufwertung und Abwertung zu verstehen. Es geht um kein Siegesgeheul der einen, auch nicht um einen Triumph der Kirche, es geht nicht um das endgültige Vergessen der vielen Mitläufer oder Täter von damals, nicht um die Auslöschung der Erinnerung an jene, die einen anderen Weg gegangen sind. Selige und Heilige gehen gerade auf jene zu, die sich in der eigenen Vergangenheit verstricken, die nicht von der eigenen Selbstrechtfertigung oder auch von ihrer Schuld loskommen. Die Seligsprechung von Carl Lampert ist nur unter dem Vorzeichen des Verzeihens, der Versöhnung, der Entgiftung und der Entfeindung recht zu verstehen. Carl Lampert hat seinen Feinden und Mördern verziehen, wie uns sein Bruder Julius berichtet: "Der Herrgott möge meinen Feinden verzeihen!“[2] Und noch in der Todesstunde hat er seinen Henkern verziehen.[3] Carl Lampert hat die Seligpreisungen Jesu in seine Zeit übersetzt. Die Seligsprechung von ihm soll die Seligpreisungen in unsere Zeit übersetzen. Die Seligpreisungen spiegeln das Antlitz Jesu "Die Seligpreisungen spiegeln das Antlitz Jesu und Seine Liebe.“[4] Wir haben von Jesus kein authentisches Bild, kein Photo, keine Filmaufnahmen, keine handschriftlichen Dokumente, keine Unterschrift, keinen genetischen Code, aber: die Seligpreisungen spiegeln das Antlitz, das Gesicht, die Identität Jesu, sie stehen im Herzen der Predigt Jesu. Dieses Antlitz Jesu vermittelt, wer Gott für uns Menschen ist. Jesu Blick auf die Menschen bleibt nicht an der geschminkten, geschönten oder gestylten Oberfläche stehen. Jesu Blick geht in die Tiefe, ins Herz; Er vermittelt Würde, Zuwendung, Leben und Hoffnung. In Jesus, in Seinen Seligpreisungen schreibt Gott das Hoheitszeichen Seiner Liebe und Würde auf die Stirn eines jeden Menschen. Der selige Carl Lampert ist ein von Jesus Angesprochener und Angeschauter. Dieses Ansehen ist der Grund für sein Selbstbewußtsein, ist die Quelle seiner Kraft des Widerstands, ist die Basis für sein Durchhalten in der Folter, für seine Treue in Leiden und Tod. Der Provikar hat die Seligpreisungen in die Zeit der Gott und Menschen verachtenden Barbarei und der abgrundtiefen Dämonie übersetzt: "Der Zeiten Dunkel und Möglichkeiten lassen uns keineswegs beneidenswerte Zeitgenossen mit allem rechnen; gut ist nur, daß im dunklen Zeitenbild ein unzerstörbar helles Licht leuchtet, Gottes Vorsehung und Vaterliebe, in ihr sind wir trotz allem wohl geborgen – ich weiß und erlebe es!“ (Aus einem Brief an Alfons Rigger vom 14. Juli 1942) " Selig, die um der Gerechtigkeit willen, selig, die um meinetwillen verfolgt werden." (Mt 5,10 f.) Carl Lampert ist für die Rechte der Kirche eingetreten in einer Zeit, in der das Recht gebeugt wurde, in Zeiten, in denen Menschenrechte durch das Recht des Stärkeren ersetzt wurden, in denen Mord, Einschüchterung, Deportation, Internierung und Ausmerzung von Behinderten, sozial Minderwertigen, Juden und "minderwertigen" Rassen zum Alltagsgeschäft gehörten. Der nationalsozialistische Staat hatte den Rechtsstaat fundamental pervertiert. Der Staat und das organisierte Verbrechen waren identisch geworden. Und deshalb hatten die Nazis für Lampert jeden Rechtsanspruch verloren.[5] Und er ist selbst Opfer des Unrechts, der Tyrannei und der Willkür geworden. Lampert wurde furchtbar gefoltert, fünfmal mit "Ochsenziemern" unmenschlich geschlagen: Essensentzug, kein Wasser drei Tage lang, Mißhandlungen, Drohungen, Versprechungen für den Fall des Austritts aus der Kirche. Und er beklagt das Unrecht, das ihm widerfährt: "Trotz dieses wirklichen Tatbestands wurde ich am 8. September 1944 zum Tode etc. verurteilt, 'weil Hagen 'glaubwürdig' (!) und ich nicht glaubwürdig sei! – Jeglicher andere Beweis fehlte!! Sic justitia!!!!! [=So ist die Gerechtigkeit]“[6] Lampert ist wegen seines Eintretens für Recht und Gerechtigkeit willen verfolgt und hingerichtet worden. In den Seligpreisungen spricht sich der Weitblick Gottes aus.[7] "Bei der Verhandlung wurde er unter anderem auch gefragt, welches Werk er höher schätze, das Evangelium oder das Buch 'Mein Kampf'? Darauf gab er folgende Antwort: Das Evangelium ist das Wort Gottes und verkündet die Liebe. Das Buch des Herrn Hitler ist das Werk eines Menschen und predigt nur den Haß.“ (Aus einem Brief von Provikar Carl Lampert an Alfons Rigger vom 29. Oktober 1944) Menschenwürde, Humanität war für Hitler nur eine Wunschvorstellung, ein Phantasiegebilde, eine Fiktion, die der Mensch sich selbst wie blauen Dunst vormacht, während es im wirklichen Leben keine Sittlichkeit gibt und geben könne. Das wirkliche Leben ist für Hitler das Leben, wie es "die Natur kennt", und er meint, das wäre das erbarmungslose Fressen und Gefressenwerden, die gegenseitige Vernichtung auf Tod und Leben. Das Christentum sei, so Hitler, der erste geistige Terror und würde konsequent angewandt zur Züchtung des Minderwertigen führen. Es mißachte mit Milde, Versöhnung und Barmherzigkeit das gottgegebene und wissenschaftlich bestätigte Grundgesetz vom Kampf als dem Vater aller Dinge. Hitler sah "soziale Tugend und Nächstenliebe als wandelnde Pestilenz." (Mein Kampf) Carl Lampert hingegen am Allerseelentag 1944, also kurz vor seiner Hinrichtung: "Was sagst Du mir – Allerseelentag 1944!? – Stell auf den Tisch die duftenden Reseden, flicht auch blühende Zyanen hinein und laß' uns von der Liebe reden, wie einst im Mai! Liebe, - wie leidest Du in dem Haß dieser Zeit! Haß der Zeit, wie quälst Du die Liebe der Ewigkeit!!“[8] Mit der Seligsprechung von Carl Lampert drückt die Kirche ihre Glaubensüberzeugung aus, daß die Armen nicht in alle Ewigkeit arm, die Erschlagenen nicht ein für allemal erschlagen, die Vergessenen nicht für immer vergessen, die Opfer nicht für immer besiegt, die Toten nicht in alle Ewigkeit tot sind. Wenn die Hinrichtung von Carl Lampert das letzte Wort hätte, dann würde das Unrecht inthronisiert und der Tod als absoluter Herr eingesetzt. Eine Hoffnung für die Armen der Gegenwart, für die Erschlagenen, für die Opfer und die Toten der Vergangenheit läßt sich nur in der Hoffnung auf Gott durchhalten, der mit diesen etwas anfangen kann. Die Seligpreisungen sind in die offenen oder subtilen Auseinandersetzungen von Gewalt und Gewaltlosigkeit, von Unterdrückung oder Gerechtigkeit, von Lüge oder Wahrheit auf das Ende, auf die Vollendung hin gesprochen. Sie sind alles andere als Ausdruck von Resignation und Lähmung. In den Seligpreisungen fügt Jesus das Zerschlagene und die Zerschlagenen zusammen, holt Er die Verlorenen heim, macht Er die Kaputten lebendig, trocknet Er die Tränen, gibt Er den Toten Hoffnung. In den Seligpreisungen wird den Verfolgten von Jesus eine letzte Hoffnung, Leben, Sinn und Glück zugesagt. Insofern sind die Seligpreisungen eine "magna charta" gegen die Resignation und gegen die Hoffnungslosigkeit. In den Seligpreisungen werden scheinbar unvermeidliche geltende Sachzwänge nach vorne, auf das Glück in Gott hin aufgebrochen werden. Gegen den Tod und gegen tödliche Mächte bezeugen sie Gott als den schöpferischen Ursprung des Lebens. Im Lichte von Tod und Auferstehung wird die Hoffnung frei gesetzt, daß uns am Ende nicht das Nichts erwartet, sondern die schöpferische Liebe dessen, der uns erschaffen hat. Die Evangelien setzen darauf, daß Tod und Auferstehung Jesu mitnehmen in ein neues Leben. Jesus ist Hoffnungsträger schlechthin für dieses Mitgenommen-Werden in das neue Leben, wie es sich in den Seligpreisungen konkretisiert. "Semen est sanguis Christianorum. – Ein Same ist das Blut der Christen" (Tertullian)[9] Im Martyrium des seligen Carl Lampert fokussiert sich die Freiheit des Einzelnen gegenüber dem Staat. Wolfhart Pannenberg sieht in dieser Freiheit der Märtyrer der staatlichen Obrigkeit gegenüber die historische Wurzel der individuellen Freiheitsrechte: "Die Märtyrer der Alten Kirche bewiesen vor der Welt die im Tode Christi [...] begründete Freiheit des einzelnen gegenüber der Gesellschaft und dem Staat. Durch den Märtyrertod ist der einzelne radikal unabhängig geworden von jedem absoluten Anspruch der Gesellschaft oder des Staates auf sein Leben. Was man heute als Prinzip der individuellen Freiheit kennt, hat hier seine historische Wurzel.“[10] Sind wir wirklich frei? Wie gelangen wir zu echter innerer Freiheit? Wie werden wir sensibler für das Wesentliche? So können wir mit großen Gestalten des inneren Aufstiegs fragen. Johannes vom Kreuz ist einer, der mystisch auf den Berg Karmel aufsteigt. Er traut seinem Freiheitsdrang. Zugleich hat er ein feines Gespür gegenüber allem, was innerlich knechtet. Die Freiheit, die von innen kommt, setzt das Erkennen des eigenen Gefangenseins, der Entfremdung, der Abhängigkeiten, der Leidenschaften, der Süchte und Fixierungen voraus. Die Freiheit des Loslassens ist notwendig, um aus dem Teufelskreis von Grandiosität und Depression herauszukommen. "Ziehst du aus, die Freiheit zu suchen, so lerne vor allem Zucht der Sinne und deiner Seele, daß die Begierden und deine Glieder dich nicht bald hierhin, bald dorthin führen ... Niemand erfährt das Geheimnis der Freiheit, es sei denn durch Zucht.“ (Dietrich Bonhoeffer)[11] Wir haben die Kolonisierung unserer Lebenswelten und dabei auch der Bildung wahrzunehmen. Jürgen Habermas spricht hier von der Kolonisierung der Lebenswelt durch systemische Intervention. Besondere Bedeutung kommt hier dem Recht zu, das - als kulturelle Institution - einerseits die Medien Macht und Geld lebensweltlich verankern kann, auf der anderen Seite - als systemisch verfaßter Handlungszusammenhang - auf nicht-kommunikative Art in die Lebenswelt interveniert.[12] " Habe den Mut, dich seines eigenen Verstandes zu bedienen.“ So hieß Kants Antwort auf die Frage "Was heißt Aufklärung?“[13] [1] Aufzeichnungen von Julius Lampert, zitiert nach Richard Gohm, Selig, die um meinetwillen verfolgt werden. Carl Lampert – ein Opfer der Nazi-Willkür 1894 - 1944, Innsbruck - Wien 2008 (=Gohm), 29 - 49, hier 39. [2] Aufzeichnungen von Julius Lampert, zitiert nach: Gohm 29. [3] Brief von Arnost Janisch an Julius Lampert vom 19. November 1945, in: Gohm 68. [4] Katechismus der Katholischen Kirche Nr. 1717. [5] "Das nationalsozialistische Regime, das so viel Elend und Not in die Welt gebracht habe, habe vor Gott kein Recht auf einen Führungsanspruch. Das nationalsozialistische Regime sei auf Unterdrückung eingestellt; es werde sich kaum halten können.“ [6] DAF, Mappe IV/A3, Eigentum der Pfarre Göfis. Gohm 118; vgl. Gaudentius Walser, Carl Lampert – Glaubenszeugnis seiner Briefe, Dornbirn 1969, 39 - 46. [7] "Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen.“ (Walter Benjamin, Geschichtsphilosophische These IX) [8] Brief an Bruder Julius, zitiert in: Gohm 58. [9] Tertullian, Apologie 50,13. [10] Zitiert nach Arnold Angenendt, Bilder und Idole. Vom himmlischen Menschen und vom irdischen Übermenschen, in: Vor-Bilder. Realität und Illusion, hrsg. von Heinrich Schmidinger, Graz 1996, 259 - 292, hier 275. [11] Dietrich Bonhoeffer, Stationen auf dem Weg zur Freiheit, in: Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg. von Eberhard Bethge, Gütersloh 1985, 184. [12] Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handeln Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft, Frankfurt a. M. 1981, 522 ff. [13] Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, in: Ders., Akademie-Ausgabe, Bd. VIII, Berlin 1968, 33 – 42. [ENDE DER PREDIGT DES INNSBRUCKER DIÖZESANBISCHOFS.] Auch die Worte des Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Angelo Kardinal Amato, sind sehr lesenswert. Und hier noch ein kurzer Überblick zum Leben des neuen Seligen: Carl Lampert wurde also am 13. November 1944 mit zehn weiteren Männern wegen angeblicher "Zersetzung der Wehrkraft und Rundfunkverbrechen" von den Nationalsozialisten hingerichtet. Am 9. Januar 1894 hatte der selige Carl in der heute 3.000-Seelen-Ortschaft Göfis das Licht der Welt erblickt, und Fürstbischof Franz Egger erteilte ihm im Dom zu Brixen während des Ersten Weltkrieges am 12. Mai 1918 die Priesterweihe. Der mit vielen Talenten ausgestattete Priester Carl Lampert wurde dann nach seinen Pfarreinsätzen von Bischof Dr. Waitz zum Studium des Kirchenrechts nach Rom gesandt. Später bezeichnete Carl diese Zeit als die glücklichsten Jahre seines Lebens. Neben dem Aufbau der kirchlichen Gerichtsbarkeit in der seit 1921 bestehenden Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch wurde ihm 1936 die Leitung der Verlagsanstalt Tyrolia übertragen, und nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich wurde der selige Carl 1939 als Provikar auch Vertreter des Bischofs für den Tiroler Diözesanteil. Der damalige Gauleiter Franz Hofer erkannte rasch, daß er in Lampert nun den gefährlichsten Gegner aus den Reihen der Katholischen Kirche hatte, da dieser kirchenfeindliche Haltungen der Gauleitung mutig kritisierte. Mehrmals wurde der selige Carl Lampert dafür in Gestapo-Haft genommen. Der Fall eines anderen Märtyrerpriesters brachte Provikar Lampert schließlich ins Konzentrationslager: es handelte sich um schon 1996 vom seligen Johannes Paul II. in die Schar der Seligen aufgenommenen Pfarrer von Götzens, Otto Neururer, der bereits 1939 in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert und schon am 30. Mai 1940 in Buchenwald ermordet worden war. Die Urne des seligen Otto Neururer war damals nämlich an seine Pfarrgemeinde geschickt worden, wobei es sich der selige Mitbruder Carl Lampert nicht nehmen ließ, eine entsprechende Todesanzeige drucken zu lassen. Sofort wurde der selige Carl wegen "Vorstoßes gegen die nationalsozialistischen Geheimhaltungsvorschriften" (am 5. Juli 1940) ins Innsbrucker Polizeigefängnis verbracht, und sein Leidensweg führte ihn ab dem 25. August 1940 durch die Konzentrationslager Dachau, Sachsenhausen-Oranienburg und wiederum Dachau. Dort wurde er zwar am 1. August 1941 entlassen, erhielt aber in Tirol "Gauverbot“ und mußte sich fortan im damaligen Gau Pommern/Mecklenburg aufhalten. Dahinter steckte jedoch ein ausgeklügelter Plan, Carl Lampert der Spionage zu überführen und sein Todesurteil vorzubereiten. Ein Spitzel schleuste sich als "Ing. Hagen“ ein und sammelte fortan das Material für den Prozeß. Dieses Lügenprotokoll führte dann zu einem dreimaligen Todesurteil des seligen Carl Lampert, das am heutigen Tage des Jahres 1944 in Halle an der Saale durch das Fallbeil vollstreckt wurde. Seine Urne wurde dann nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1948 nach Göfis zurückgeführt. Einen weiteren katholischen Blutzeugen aus jener Zeit hatte Papst Benedikt XVI. bei seinem letzten Besuch in Deutschland beim Zusammentreffen mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde hervorgehoben, nämlich den ebenso bereits 1996 seliggesprochenen Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg. Und so könnten an dieser Stelle noch viele Blutzeugen der Christenheit aus dieser Zeit benannt werden. Ich erinnere auch besonders an den heiligen Maximilian Kolbe, und mit der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria wollen wir sie alle am heutigen Volkstrauersonntag besonders anrufen! Euer Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik Donnerstag, 11. August 2011
HEILIGER MAXIMILIAN KOLBE: 70 JAHRE ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
in Aktuelle Predigt, Katholische Lehre um
21:30
Kommentare (0) Trackback (1) HEILIGER MAXIMILIAN KOLBE: 70 JAHRE MARTYRIUM IN AUSCHWITZ
Am kommenden Sonntag, dem 14. August 2011, jährt sich zum 70. Mal das Martyrium des heiligen Maximilian Kolbe. Aus diesem Anlaß heraus übernehme ich die päpstlichen Predigten zu seiner Seligsprechung (vor 40 Jahren) und zu seiner Heiligsprechung von der Internetseite des Heiligen Stuhles und übertrage diese beiden aus dem Italienischen ins Deutsche:
I. FEIERLICHE SELIGSPRECHUNG VON PATER MAXIMILIAN MARIA KOLBE - PREDIGT VON PAPST PAUL VI. (Sonntag, 17. Oktober 1971): Maximilian Maria Kolbe ein Seliger. Was bedeutet dies? Es will heißen, daß die Kirche in ihm einen ganz besonderen Menschen sieht, einen, in dem die Gnade Gottes und seine Seele in solcher Weise aufeinander getroffen sind, daß daraus ein wundervolles Leben hervorging, in dem der gute Beobachter die Symbiose eines doppelten Wirkungsprinzips entdeckt, des göttlichen und des menschlichen - geheimnisvoll das eine, experimentell das andere, übernatürlich und doch im Inneren das eine, natürlich und doch komplex wie ausgedehnt das andere, bis zum Erreichen jenes einzigartigen Profils moralischer und geistlicher Größe, die wir Heiligkeit nennen, das heißt die nach religiösen Kriterien erreichte Vollkommenheit, die - wie man weiß - zu den unendlichen Höhen des Absoluten strebt. Selig will also heißen, jener Verehrung würdig zu sein, das heißt jenes gestatteten und entsprechenden lokalen Kultes, welcher die Bewunderung dessen einschließt, der wegen mancher außergewöhnlicher und prachtvoller Wirkung des heiligenden Geistes Objekt derselben Verehrung ist. Selig will heißen gerettet und siegreich. Will heißen Bürger des Himmels mit allen Eigenheiten des Erdenbürgers; will heißen Bruder und Freund, um den wir noch als den unsrigen wissen, sogar mehr denn je als den unsrigen, weil er identifiziert ist als fruchtbares Glied der Gemeinschaft der Heiligen, die jener mystische Leib Christi ist, die Kirche, die sowohl in der Zeit als auch in der Ewigkeit lebt; will heißen Fürsprecher und deshalb Protektor im Reich der Liebe, und gemeinsam mit Christus «lebt er allezeit, um für uns einzutreten» (Hebr 7,25; vgl. Röm 8,34); will schließlich heißen exemplarischer Champion, die Sorte Mensch, an dem wir unsere Lebensform ausrichten können, weil beim Seligen das Privileg des Apostels Paulus anerkannt ist, dem christlichen Volk sagen zu können: «Haltet euch an mein Vorbild, wie ich Christus zum Vorbild nehme» (1 Kor 4,16; 11,1; Phil 3, 17; vgl. 1 Thess 3,7). LEBEN UND WERKE DES NEUEN SELIGEN So können wir von heute an Maximilian Kolbe als neuen Seligen betrachten. Aber wer ist Maximilian Kolbe? Ihr wißt es, ihr kennt ihn. Steht er doch unserer Generation so nahe, ist er doch so durchtränkt von der gelebten Erfahrung dieser unserer Zeit, alles weiß man von ihm. Wenig andere Prozesse sind wahrscheinlich so gut dokumentiert wie dieser. Nur wegen unserer modernen Leidenschaft für die historische Wahrheit lesen Wir - einer Inschrift ähnlich - das biographische Profil von Pater Kolbe, das wir einem seiner unermüdlichsten Erforscher verdanken: «P. Maximilian Kolbe wurde am 8. Januar 1894 in Zdusnka Wola, in der Nähe von Lodz, geboren. Nachdem er im Jahr 1907 ins Seminar der Minoriten-Konventualen eingetreten war, wurde er nach Rom gesendet, um die kirchlichen Studien an der Päpstlichen Universität Gregoriana und am "Seraphicum" seines Ordens fortzusetzen. Noch als Student ersann er eine Institution, die Miliz der Unbefleckten. Zum Priester ausgeweiht am 28. April 1918 und nach Polen heimgekehrt, begann er sein marianisches Apostolat, insbesondere mit der Monatspublikation Rycerz Niepokalanej (der Ritter der Unbefleckten), welche im Jahr 1938 eine Million Exemplare erreichte. 1927 gründete er die Niepokalanów (Stadt der Unbefleckten), Zentrum des religiösen Lebens und diverser Formen des Apostolates. 1930 brach er nach Japan auf, wo er eine weitere ähnliche Institution gründete. Nach seiner definitiven Rückkehr nach Polen widmete er sich ganz seinem Werk, mit verschiedenen religiösen Publikationen. Der Zweite Weltkrieg überraschte ihn an der Spitze des eindrucksvollsten polnischen Verlagskomplexes. Am 19. September 1939 wurde er von der Gestapo festgenommen, die ihn zuerst nach Lamsdorf (Deutschland) deportierte, später ins provisorische Konzentrationslager Amtitz. Nach seiner Freilassung am 8. Dezember 1939 kehrte er nach Niepokalanów zurück und nahm die unterbrochene Tätigkeit wieder auf. Wieder festgenommen im Jahr 1941, wurde er ins Pawiak-Gefängnis in Warschau eingesperrt und dann ins Konzentrationslager von Oswiecim (Auschwitz) deportiert. Nachdem er das Leben als Ersatz für einen zum Tode verurteilten Unbekannten - es handelte sich um eine Repressalie für die Flucht eines Häftlings - angeboten hatte, wurde er in einen Bunker gesperrt, um darin den Hungertod zu erleiden. Am 14. August, Vigil der in den Himmel Aufgenommenen, durch eine Phenolininjektion verstorben, gab er seine gute Seele Gott zurück, nachdem er zuvor noch seinen Leidensgenossen beigestanden war und sie getröstet hatte. Sein Leib wurde verbrannt» (Pater Ernesto Piacentini, O.F.M. Conv.) DIE VEREHRUNG DER UNBEFLECKTEN EMPFÄNGNIS Aber bei einer Zeremonie wie dieser entschwindet der biographische Anhaltspunkt im Lichte der großen Hauptlinien der zusammengeschauten Gestalt des neuen Seligen; und wir richten unseren Blick für einen Moment auf diese Linien, die ihn charakterisieren und ihn unserem Gedenken anvertrauen. Maximilian Kolbe war ein Apostel der Verehrung der Madonna, und sie wurde von ihm in ihrem ersten, ursprünglichen und vorzüglichen Glanz, jenem ihrer Bezeichnung von Lourdes betrachtet: als die Unbefleckte Empfängnis. Es ist unmöglich, den Namen, die Aktivität, die Mission des seligen Kolbe vom Namen der unbefleckten Maria abzutrennen. Er war es, der die Miliz der Unbefleckten hier in Rom am 16. Oktober 1917 gründete, noch bevor er zum Priester geweiht wurde. Wir können heute diesen Jahrestag begehen. Er ist bekannt als der demütige und milde Franziskaner, und mit unglaublicher Kühnheit sowie außerordentlichem Organisationstalent entfaltete er die Initiative. Und die fromme Verehrung der Mutter Christi, geschaut in ihrem Sonnenkleid (vgl. Offb 12,1), wurde der Brennpunkt seiner Spiritualität, seines Apostolates, seiner Theologie. Kein Zweifel möge unsere Bewunderung und unsere Zustimmung zu diesem Auftrag beeinträchtigen, den uns der neue Selige als Erbe und Vorbild hinterlassen hat, als ob auch Wir Mißtrauen hegten gegenüber einer ähnlichen marianischen Lobpreisung und als ob sich zwei andere theologische und geistliche Strömungen, die heute im religiösen Denken und Leben vorherrschen - jene christologische und jene ekklesiologische - im Wettstreit mit jener mariologischen befänden. Kein Wettstreit. Im Denken Kolbes behält Christus nicht nur den ersten Platz, sondern - absolut gesprochen - den einzig notwendigen und ausreichenden Platz in der Heilsökonomie; und auch die Liebe zur Kirche und zu ihrer Sendung ist in der Konzeption der Lehre oder in der apostolischen Zielsetzung des neuen Seligen nicht vergessen. Im Gegenteil, gerade aus der untergeordneten Komplementarität der Gottesmutter - im Hinblick auf den kosmologischen, anthropologischen und soteriologischen Plan Christi - entspringt jedes ihrer Vorrechte und ihre ganze Größe. Das wissen Wir genau. Und Kolbe sieht Maria so wie die ganze katholische Lehre, die ganze katholische Liturgie und die ganze katholische Spiritualität eingefügt in den göttlichen Plan als «Fixpunkt des ewigen Ratschlusses», als die voll der Gnade, als den Sitz der Weisheit, als die zur Mutterschaft Christi Vorherbestimmte, als die Königin des messianischen Reiches (Lk 1,33), und gleichzeitig als die Magd des Herrn, als die dazu Erwählte, der Inkarnation des Wortes ihre unersetzliche Kooperation darzubieten, als die Mutter des Gottmenschen, unseres Erlösers: «Maria ist diejenige, durch welche die Menschen bei Jesus ankommen, und diejenige, durch welche Jesus bei den Menschen ankommt» (L. BOUYER, Le trône de la Sagesse, S. 69). Unserem Seligen sind daher keine Vorwürfe zu machen - auch nicht der Kirche mit ihm gemeinsam - wegen seines Enthusiasmus, der der Verehrung der Jungfrau gewidmet ist; die Verehrung ist nie dem Zentralen gleichgestellt noch gibt es einen Vorrang einer solchen Verehrung, eben wegen des Geheimnisses der Gemeinschaft, die Maria mit Christus vereint und die im Neuen Testament so überzeugend dokumentiert ist; aus der Verehrung erwächst nie eine «Mariolatrie». So wie die Sonne nie vom Mond verdunkelt wird; ebensowenig wird jemals die dem Dienst der Kirche im eigentlichen Sinne anvertraute Rettungsmission beeinträchtigt, wenn diese versteht, Maria als ihre eine herausragende Tochter und als ihre geistliche Mutter zu verehren. Wenn man so will, ist der charakteristische Aspekt, ja sogar aus sich heraus der Ausgangspunkt der Frömmigkeit, der Mehrverehrung Mariens, von Seiten des seligen Kolbe die Bedeutung, die er ihr zuschreibt im Hinblick auf die gegenwärtigen Bedürfnisse der Kirche, auf die Wirksamkeit ihrer Weissagung über die Herrlichkeit des Herrn und auf die Erhöhung der Niedrigen, auf die Mächtigkeit ihrer Fürsprache, auf den Glanz ihrer Vorbildlichkeit, auf die Präsenz ihrer mütterlichen Liebe. Das Konzil hat uns in diesen Gewißheiten bestätigt, und nun belehrt und hilft uns vom Himmel her Pater Kolbe, diese zu meditieren und zu leben. Dieses marianische Profil des neuen Seligen qualifiziert ihn und ordnet ihn den großen Heiligen und den vorausblickenden Denkern zu, die das Geheimnis Mariens verstanden, verehrt und besungen haben. TRAGISCHER UND HERAUSRAGENDER EPILOG Und dann sind wir beim tragischen und herausragenden Epilog des unschuldigen apostolischen Lebens von Maximilian Kolbe. Von diesem Epilog her rührt hauptsächlich die Verherrlichung, welche die Kirche heute in bezug auf den demütigen, milden und fruchtbringenden Ordensmann, auf den mustergültigen Schüler des heiligen Franziskus, auf den in Maria, die Unbefleckte, verliebten Ritter feiert. Die Szene seines zeitlichen Endes ist so schrecklich und erschütternd, daß Wir vorzögen, darüber nicht zu sprechen und sie nie mehr zu betrachten, um nicht zu sehen, bis wohin die unmenschliche Erniedrigung durch die Präpotenz gehen kann, die sich aus ungerührter Grausamkeit gegenüber Menschenwesen, die auf wehrlose Sklaven reduziert und zur Ausrottung bestimmt sind, das Podest der Größe und Herrlichkeit verschafft; und es waren Millionen solcher, die dem Stolz der Gewalt und dem Wahn des Rassismus geopfert wurden. Und doch bedarf es des Nachdenkens über diese finstere Szene, um darin manchen Funken verbliebener Menschlichkeit zu erblicken. O weh, die Geschichte darf diese ihre fürchterliche Seite nicht vergessen. Und so kann sie nicht anders als den bestürzten Blick auf die hellen Punkte richten, die sich aus ihr ergeben, aber gemeinsam besiegen sie so die unbegreifliche Finsternis. Einer dieser Punkte, ja vielleicht der leuchtendste und funkelndste, ist die zermürbte, gelassene Figur des Maximilian Kolbe. Der stille und immer fromme Held, der getragen ist von einem paradoxen und doch vernünftig durchdachten Vertrauen. Sein Name wird unter den Großen verbleiben und wird enthüllen, welche Rücklagen an moralischen Werten bei jenen unglücklichen Massen brachliegen, die vor Angst und Verzweiflung erstarrt sind. Und nun umhüllen Wir diesen immensen Vorhof des Todes mit einem göttlichen und unvergänglichen Wort des Lebens, mit jenem von Jesus, welches das Geheimnis des schuldlosen Leidens offenbart - Sühne zu sein, Opfer zu sein und schließlich Liebe zu sein: «Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt» (Joh 15,13). Jesus sprach von Sich angesichts Seiner bevorstehenden Hinopferung für die Rettung der Menschen. Die Menschen sind alle Freunde Jesu, wenn sie wenigstens Sein Wort hören. Pater Kolbe verwirklichte im verhängnisvollen Lager von Auschwitz den Spruch der befreienden Liebe auf zweifache Weise (unter doppeltem Titel): DER PRIESTER, «ALTER CHRISTUS» (1.) Wer erinnert sich nicht an die unvergleichliche Episode? «Ich bin ein katholischer Priester», sagte er, als er sein Leben dem Tod darbot - und welchem Tod! - um einen unbekannten Schicksalsgefährten das Überleben zu ermöglichen, der nämlich schon für die blinde Blutrache bestimmt war. Und das war ein gewaltiger Moment: das Angebot wurde angenommen. Es ging hervor aus dem Herzen, das eingeübt war, sich selbst zu schenken, als natürliche, spontane und sozusagen logische Konsequenz des eigenen Priestertums. Ist nicht ein Priester ein «zweiter Christus»? War nicht Christus als Priester das Erlösungsopfer des Menschengeschlechtes? Welcher Ruhm, welches Beispiel für uns Priester, in diesem neuen Seligen einen Interpreten dieser unserer Weihe und unserer Sendung zu erkennen! Welche Ermahnung in dieser Stunde der Unsicherheit, in der die menschliche Natur bisweilen gerne ihre Rechte dominieren lassen möchte gegenüber der übernatürlichen Berufung zur totalen Hingabe an Christus in demjenigen, der in Seine Nachfolge berufen ist! Und welcher Trost für die so geliebte und so edle, dichte und treue Schar der guten Priester und Ordensmänner, die ihre Sendung - auch in der legitimen und lobenswerten Intention, ihre Berufung von der persönlichen Mittelmäßigkeit und von der gesellschaftlichen Frustration abzuheben - so verstehen: ich bin ein katholischer Priester, und deshalb opfere ich mein Leben, um jenes der anderen zu retten! Dies scheint der Auftrag zu sein, den der Selige besonders an uns richtet, die Diener der Kirche Gottes, und in analoger Weise an alle, die den Geist dieses Auftrags annehmen. SOHN DES EDLEN UND KATHOLISCHEN POLEN (2.) Und diesem Titel des Priesters fügt sich noch ein anderer hinzu; ein weiterer Nachweis, daß das Opfer des Seligen seine Motivation in einer Freundschaft hatte: er war Pole. Als Pole wurde er zu jenem unglückseligen «Lager» verurteilt, und als Pole tauschte er sein Schicksal mit jenem, für das sein Landsmann Franciszek Gajowniczek vorgesehen war; das heißt, er erlitt die grausame Todesstrafe stellvertretend für ihn. Wie viele Dinge kommen einem in den Sinn in Erinnerung an diesen menschlichen, sozialen und ethnischen Aspekt des freiwilligen Sterbens von Maximilian Kolbe, der auch Sohn des edlen und katholischen Polen ist! Das historische Schicksal des Leidens dieser Nation scheint in diesem charakteristischen und heroischen Fall die säkulare Berufung des polnischen Volkes zu belegen, in der gemeinsamen Leidensgeschichte sein Bewußtsein der Einigkeit zu finden, seine ritterliche Mission hin zu der in der Würde des spontanen Opfers seiner Söhne erreichten Freiheit, und deren Bereitschaft, füreinander einzutreten zur Bewältigung der Lebhaftigkeit hin zu einer unbesiegbaren Eintracht, sein unzerstörbar katholischer Charakter, der das polnische Volk als ein lebendiges und geduldiges Glied der universalen Kirche auszeichnet, seine feste Überzeugung, daß im wunderbar-außergewöhnlichen, aber doch tief empfundenen Schutz der Madonna das Geheimnis seiner wieder aufkommenden Blüte liegt - das alles sind in Regenbogenfarben schillernde Strahlen, die vom frischgebackenen Märtyrer Polens ausgehen und das authentische, schicksalschwere Antlitz dieses Landes erstrahlen lassen, und sie regen uns an, den Seligen, seinen exemplarischen Helden, anzurufen für die Festigkeit im Glauben, für den Eifer in den Werken der Liebe, um Eintracht, Wohlfahrt und Frieden seines ganzen Volkes. Die Kirche und die Welt werden davon gemeinsam profitieren. Und so sei es. II. FEIERLICHE HEILIGSPRECHUNG VON PATER MAXIMILIAN MARIA KOLBE - PREDIGT DES SELIGEN JOHANNES PAUL II. (Sonntag, 10. Oktober 1982): 1. “Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt" (Joh 15,13). Von heute an wünscht die Kirche, einen Mann "heilig" zu nennen, dem es gewährt wurde, die genannten Worte des Erlösers in absolut buchstäblicher Weise zu erfüllen. Seht, tatsächlich gegen Ende des Monats Juli 1941, als sich auf Befehl des Lagerkommandanten die zum Hungertod bestimmten Gefangenen in der Reihe aufstellten, meldete sich spontan dieser Mensch, Maximilian Maria Kolbe, und erklärte sich bereit, für einen von ihnen ersatzweise in den Tod zu gehen. Diese Verfügbarkeit wurde angenommen, und nach mehr als zwei Wochen der durch den Hunger verursachten Qualen wurde Pater Maximilian schließlich am 14. August 1941 das Leben durch eine tödliche Injektion genommen. Das alles passierte im Konzentrationslager von Auschwitz, wo während des letzten Krieges etwa 4.000.000 Personen zu Tode gebracht wurden, darunter auch die Dienerin Gottes Edith Stein (die [heilige] Karmelitin Schwester Theresa Benedicta vom Kreuz), deren Seligsprechungsverfahren bei der zuständigen Kongregation läuft. Der Ungehorsam gegenüber Gott, dem Schöpfer des Lebens, der gesagt hat "Du sollst nicht töten", hat in diesem Ort das immense Blutbad vieler Unschuldiger bewirkt. Gleichzeitig ist unsere Epoche in so schrecklicher Weise von der Ausrottung des unschuldigen Menschenlebens gekennzeichnet geblieben. 2. Pater Maximilian Kolbe ist eben selbst als ein Gefangener des Konzentrationslagers an diesem Ort des Todes für das Recht auf Leben eines unschuldigen Menschen eingetreten, einer der 4.000.000. Dieser Mann (Franciszek Gajowniczek) lebt noch und befindet sich unter uns. Pater Kolbe hat das Recht auf das Leben verteidigt, indem er seine Bereitschaft erklärte, an dessen Stelle in den Tod zu gehen, weil dieser ein Familienvater und sein Leben für seine Lieben notwendig war. Pater Maximilian Maria Kolbe hat so das ausschließliche Recht des Schöpfers auf das Leben des unschuldigen Menschen bekräftigt und Zeugnis abgelegt für Christus und die Liebe. So schreibt ja der Apostel Johannes: “Daran haben wir die Liebe erkannt, daß Er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir für die Brüder das Leben hingeben" (1 Joh 3,16). Indem er sein Leben für einen Bruder hingegeben hat, ist Pater Maximilian, den die Kirche schon seit 1971 als "Seligen" verehrt, in einer besonderen Weise Christus ähnlich geworden. 3. Wir, die wir also heute, am Sonntag, dem 10. Oktober, vor der Basilika des heiligen Petrus vereint sind, wollen den besonderen Wert hervorheben, den der Märtyrertod des Pater Maximilian Kolbe in den Augen Gottes besitzt: “Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen” (Ps 115 [116],15), so haben wir beim Antwortpsalm wiederholt. Wahrhaftig, es ist kostbar und unschätzbar! Durch den Tod, den Christus auf dem Kreuz erlitten hat, hat sich die Erlösung der Welt vollzogen, weil dieser Tod den Wert der höchsten Liebe besitzt. Durch den von Pater Maximilian Kolbe erlittenen Tod hat sich ein glasklares Zeichen dieser Liebe in unserem Jahrhundert erneuert, das in höchstem Maße und auf unterschiedlichste Weise von der Sünde und vom Tod bedroht ist. Und so scheint sich in dieser feierlichen Liturgie der Heiligsprechung tatsächlich unter uns jener "Märtyrer der Liebe" aus Auschwitz (wie ihn Paul VI. nannte) zu melden und zu rufen: “Ach Herr, ich bin doch Dein Knecht, Dein Knecht bin ich, der Sohn Deiner Magd. Du hast meine Fesseln gelöst" (Ps 115 [116],16). Und indem er gewissermaßen das Opfer seines ganzen Lebens in einem zusammenschaut - er als Priester und geistlicher Sohn des heiligen Franziskus -, scheint er zu sagen: “Wie kann ich dem Herrn all das vergelten, was er mir Gutes getan hat? Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn." (Ps 115 [116],12 f.) Das sind Worte der Dankbarkeit. Der aus Liebe an Stelle des Bruders erlittene Tod ist ein heroischer Akt des Menschen, mittels dessen wir - gemeinsam mit dem neuen Heiligen - Gott preisen. Von Ihm kommt in der Tat die Gnade zu solchem Heldentum, zu diesem Martyrium. 4. Wir preisen also heute das große Werk Gottes im Menschen. Vor uns allen hier Versammelten erhebt Pater Maximilian Kolbe seinen "Kelch des Heils", in dem das Opfer seines ganzen Lebens enthalten ist, das besiegelt wurde mit dem Märtyrertod "für einen Bruder". Auf dieses endgültige Opfer bereitete sich Maximilian vor, indem er von den ersten Jahren seines Lebens an in Polen Christus nachfolgte. Aus diesen Jahren stammt der geheimnisvolle Traum zweiter Kronen: einer weißen und einer roten, unter denen unser Heiliger nicht auswählt, sondern beide annimmt. Seit den Jahren der Jugend war er durchdrungen von einer großen Liebe zu Christus und vom Wunsch nach dem Martyrium. Diese Liebe und dieser Wunsch begleiteten ihn auf dem Weg der franziskanischen und priesterlichen Berufung, auf die er sich sowohl in Polen als auch in Rom vorbereitete. Diese Liebe und dieser Wunsch folgten ihm in alle Orte des priesterlichen und franziskanischen Dienstes in Polen und auch beim missionarischen Dienst in Japan. 5. Die Inspiration seines ganzen Lebens war die Unbefleckte, der er seine Liebe zu Christus und seinen Wunsch zum Martyrium anvertraute. Im Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis enthüllte sich vor den Augen seiner Seele jene wundervolle und übernatürliche Welt der dem Menschen dargebotenen Gnade Gottes. Der Glaube und die Werke des gesamten Lebens von Pater Maximilian zeigen auf, daß er sein Zusammenwirken mit der göttlichen Gnade als eine Miliz unter dem Zeichen der Unbefleckten Empfängnis verstand. Die marianische Linie ist im Leben und bei der Heiligkeit des Pater Kolbe besonders ausdrucksvoll. Mit dieser Kennung ist auch sein ganzes Apostolat versehen gewesen, sei es im Vaterland, sei es in den Missionen. Sowohl in Polen als auch in Japan bestanden als Zentrum dieses Apostolates die speziellen Städte der Unbefleckten ("Niepokalanów" polnisch, "Mugenzai no Sono" japanisch). 6. Was ist im Hungerbunker des Konzentrationslagers Oswiecim (Auschwitz) am 14. August des Jahres 1941 passiert? Darauf gibt die heutige Liturgie Antwort: seht, Gott hat Maximilian Maria geprüft "und fand ihn Seiner würdig" (vgl. Weish 3,5). Er hat ihn erprobt “wie Gold im Schmelzofen und ihn angenommen als ein vollgültiges Opfer" (vgl. Weish 3,6). Auch wenn er “in den Augen der Menschen gestraft wurde", so ist doch "seine Hoffnung voll Unsterblichkeit", weil “die Seelen der Gerechten in Gottes Hand sind, und keine Qual kann sie berühren". Und wenn sie - menschlich gesprochen - die Qual und der Tod erreichen, wenn sie "in den Augen der Toren gestorben sind ...", wenn "ihr Scheiden von uns als Vernichtung galt ...", "sind sie im Frieden": sie erfahren das Leben und die Freude "in Gottes Händen" (vgl. Weish 3,1 - 4). Solches Leben ist Frucht des Todes, der dem Tode Christi ähnlich ist. Der Ruhm ist die Teilhabe an Seiner Auferstehung. Was passierte also am 14. August 1941 im Hungerbunker? Es erfüllten sich die von Christus an die Apostel gerichteten Worte, damit “sie sich aufmachen und Frucht bringen und ihre Frucht bleibe” (vgl. Joh 15,16). Auf wunderbare Weise setze sich die Frucht des heroischen Todes von Maximilian Kolbe in der Kirche und in der Welt fort! 7. Die Menschen betrachteten das, was im Lager von “Auschwitz" passiert war. Und wenn es auch in ihren Augen so erscheinen mußte, daß ein Gefährte ihrer Schmerzen "sterbe”, auch wenn sie rein menschlich "sein Hinscheiden" als "eine Vernichtung" ansehen konnten, war dies jedenfalls in ihrem Bewußtsein nicht alleine "der Tod". Maximilian starb nicht, sondern "gab sein Leben ... für den Bruder". In diesem Tod - schrecklich aus dem menschlichen Blickwinkel - war die ganze definitive Größe des menschlichen Aktes und der menschlichen Wahl enthalten: er bot sich von sich aus dem Tod aus Liebe an. Und in diesem seinen menschlichen Tod gab es das transparente Zeugnis, gegeben für Christus: das in Christus gegebene Zeugnis für die Würde des Menschen, für die Heiligkeit seines Lebens und für die erlösende Kraft des Todes, in dem sich die Macht der Liebe manifestiert. Eben deshalb wurde der Tod von Maximilian Kolbe zu einem Siegeszeichen. Dies war der aufgezeigte Sieg über das ganze System der Verachtung und des Hasses gegenüber dem Menschen und gegenüber dem, was im Menschen göttlich ist, sein Sieg ähnlich jenem, den unser Herr Jesus Christus auf Kalvaria eingefahren hat. “Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage" (Joh 15,14) 8. Die Kirche nimmt dieses Zeichen des Sieges, ermöglicht durch die Kraft der Erlösung Christi, mit Verehrung und Dankbarkeit entgegen. Sie sucht mit ganzer Demut und Liebe herauszulesen, was die Beredsamkeit des Siegeszeichens betrifft. Wie immer, wenn sie die Heiligkeit ihrer Söhne und ihrer Töchter proklamiert, so bemüht sie sich auch in diesem Fall, mit der ganzen notwendigen Präzision und Verantwortung vorzugehen, indem alle Aspekte des Lebens und des Sterbens des Dieners Gottes ergründet werden. Dennoch muß die Kirche gleichzeitig bei der Erkenntnis des Zeichens der von Gott her dessem irdischen Diener gewährten Heiligkeit hellhörig bleiben, damit sie nicht deren ganze Beredsamkeit und deren endgültige Bedeutung unbeachtet lasse. Und aus diesem Grunde mußten bei der Beurteilung der Causa des seligen Maximilian Kolbe - schon nach der Seligsprechung - zahlreiche Stimmen des Volkes Gottes erwogen werden, besonders von Seiten Unserer Brüder im Bischofsamt - sei es aus Polen wie auch aus Deutschland - die darum baten, Maximilian Kolbe "als Märtyrer" heiligzusprechen. Angesichts der Aussagekraft des Lebens und des Todes des seligen Maximilian kann man nicht anders als das anzuerkennen, was den hauptsächlichen und wesentlichen Inhalt des von Gott in dessen Sterben der Kirche und der Welt gegebenen Zeichens auszumachen scheint. Stellt dieser aus Liebe zum Menschen spontan auf sich genommene Tod nicht eine besondere Erfüllung der Worte Christi dar? Macht er Maximilian nicht Christus, dem Urbild aller Märtyrer, besonders ähnlich, der auf dem Kreuz Sein eigenes Leben für die Brüder hingibt? Besitzt nicht gerade ein solcher Tod eine besondere und durchschlagende Aussagekraft für unsere Epoche? Konstituiert er nicht ein besonders authentisches Zeugnis der Kirche in der Welt von heute? 9. Und deshalb habe ich kraft meiner apostolischen Autorität verfügt, daß Maximilian Maria Kolbe, der im Gefolge der Seligsprechung als Bekenner verehrt wurde, von nun an "auch als Märtyrer" verehrt werde! “Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen"! AMEN. ***** (Nach dem Abschluß der italienisch gehaltenen Predigt faßt der Heilige Vater die soeben ausgedrückten Gedanken in deutscher Sprache zusammen:) Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache! Durch die heutige Heiligsprechung stellt die Kirche das heroische Lebensopfer von Pater Maximilian Kolbe als höchstes Zeugnis christlicher Bruderliebe vor Augen. Es geschah im Konzentrationslager von Auschwitz, wo zusammen mit ihm unter unzähligen gemarterten Menschen auch die Dienerin Gottes Edith Stein [= die heilige Theresia Benedicta vom Kreuz] den Tod gefunden hat. Auch für sie hat der Seligsprechungsprozeß schon begonnen. Durch seine heroische Liebestat hat Pater Maximilian Kolbe das Lebensrecht eines Unschuldigen verteidigt und das ausschließliche Recht des Schöpfers auf das Leben des Menschen bekräftigt. Er ist dadurch in einer besonderen Weise Christus ähnlich geworden, der sein Leben am Kreuz für uns hingegeben hat. Folgen auch wir wie der heilige Maximilian Kolbe diesem Beispiel Christi in opferbereitem, liebendem Einsatz für unsere Mitmenschen! [ENDE DER BEIDEN PÄPSTLICHEN PREDIGTEN ZU EHREN DES HEILIGEN MAXIMILIAN KOLBE.] Im Geiste der Marienverehrung des heiligen Franziskanerminoriten Maximilian Kolbe wünsche ich schon heute - am Gedenktag der heiligen Klara von Assisi, deren Fest wir morgen auch noch nach dem Kalendarium für die außerordentliche Form des Römische Ritus begehen - allen Lesern und Leserinnen von Herzen für den 15. August einen gnadenreichen Feiertag der Aufnahme Mariens in den Himmel - mit Seele und Leib - und einen wunderschönen Beginn der marianischen Wallfahrtszeit des Frauendreißigers wie bei uns in Eichstätt - Buchenhüll! Euer Padre Alex - Kirchenrektor Dr. Alexander Pytlik Mittwoch, 29. Juni 2011
60. PRIESTERWEIHETAG VON PAPST ... Geschrieben von Padre Alex / Dr. Alexander Pytlik
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12:30
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Mit großer Freude blickt die ganze Katholische Kirche am heutigen Hochfest der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus mit all ihren eigenrechtlichen Rituskirchen und ihren Teilkirchen auf den Nachfolger Petri, auf den regierenden Papst Benedikt XVI., der seinen 60. Priesterweihetag begeht. Viele Diözesen und Pfarreien haben den Bitten des Heiligen Stuhles und ihrer Bischöfe entsprochen und organisieren besondere Gebetsstunden, insbesondere vor dem Allerheiligsten Sakrament des Altares. Besonders geeignet ist dazu auch noch der 1. Juli 2011, in diesem Jahr nämlich (nach dem späten Osterfest) das Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu (der 1. Juli ist ansonsten im Kalendarium für die außerordentliche Form des Römischen Ritus das Hochfest des Kostbaren Blutes Jesu Christi, wobei aber immer der ganze Monat Juni dem Heiligsten Herzen Jesu und der ganze Monat Juli dem Kostbaren Blute Christi geweiht ist). Das Herz-Jesu-Fest ist auch der Weltgebetstag für die Heiligung der Priester. Bevor ich aus diesem Anlaß den aktuellen Text des weltkirchlichen Herz-Jesu-Sühnegebetes abschließend in Erinnerung rufe, blicke ich in großer Dankbarkeit auf das Vorjahr zurück und auf den Abschluß des Priesterjahres in Rom auf dem Petersplatz, nämlich am Hochfest des Heiligsten Herzen Jesu. Schon am Vorabend konnte ich dabei sein, es beteten tausende Priester mit dem Papst vor dem Allerheiligsten Sakrament, und es gab auch eine beeindruckende Anbetungsstille. Bei der Predigt in der Herz-Jesu-Festmesse sagte der Heilige Vater dann vor mehr als einem Jahr:
[BEGINN DER PÄPSTLICHEN HERZ-JESU-PREDIGT AUS DEM VORJAHR:] Das Priesterjahr, das wir 150 Jahre nach dem Tod des heiligen Pfarrers von Ars, dem Vorbild priesterlichen Dienens in unserer Welt, begangen haben, geht zu Ende. Vom Pfarrer von Ars haben wir uns führen lassen, um Größe und Schönheit des priesterlichen Dienstes neu zu verstehen. Der Priester ist nicht einfach ein Amtsträger, wie ihn jede Gesellschaft braucht, damit gewisse Funktionen in ihr erfüllt werden können. Er tut vielmehr etwas, das kein Mensch aus sich heraus kann: er spricht in Christi Namen das Wort der Vergebung für unsere Sünden und ändert so von Gott her den Zustand unseres Lebens. Er spricht über die Gaben von Brot und Wein die Dankesworte Christi, die Wandlungsworte sind – Ihn selbst, den Auferstandenen, Sein Fleisch und Sein Blut gegenwärtig werden lassen und so die Elemente der Welt verändern: die Welt auf Gott hin aufreißen und mit Ihm zusammenfügen. So ist Priestertum nicht einfach „Amt“, sondern Sakrament: Gott bedient sich eines armseligen Menschen, um durch ihn für die Menschen da zu sein und zu handeln. Diese Kühnheit Gottes, der sich Menschen anvertraut, Menschen zutraut, für Ihn zu handeln und da zu sein, obwohl Er unsere Schwächen kennt – die ist das wirklich Große, das sich im Wort Priestertum verbirgt. Daß Gott uns dies zutraut, daß Er Menschen so in Seinen Dienst ruft und so sich ihnen von innen her verbindet, das wollten wir in diesem Jahr neu bedenken und verstehen. Wir wollten die Freude neu aufleben lassen, daß Gott uns so nahe ist und die Dankbarkeit dafür, daß Er sich unserer Schwachheit anvertraut. Daß Er uns führt und hält, Tag um Tag. So wollten wir auch jungen Menschen wieder zeigen, daß es diese Berufung, diese Dienstgemeinschaft für Gott und mit Gott gibt – ja, daß Gott auf unser Ja wartet. Mit der Kirche wollten wir wieder darauf hinweisen, daß wir Gott um diese Berufung bitten müssen. Wir bitten um Arbeiter in der Ernte Gottes, und dieser Ruf an Gott ist zugleich ein Anklopfen Gottes ans Herz junger Menschen, die sich zutrauen, was Gott ihnen zutraut. Es war zu erwarten, daß dem bösen Feind dieses neue Leuchten des Priestertums nicht gefallen würde, das er lieber aussterben sehen möchte, damit letztlich Gott aus der Welt hinausgedrängt wird. So ist es geschehen, daß gerade in diesem Jahr der Freude über das Sakrament des Priestertums die Sünden von Priestern bekannt wurden – vor allem der Mißbrauch der Kleinen, in dem das Priestertum als Auftrag der Sorge Gottes um den Menschen in sein Gegenteil verkehrt wird. Auch wir bitten Gott und die betroffenen Menschen inständig um Vergebung und versprechen zugleich, daß wir alles tun wollen, um solchen Mißbrauch nicht wieder vorkommen zu lassen; daß wir bei der Zulassung zum priesterlichen Dienst und bei der Formung auf dem Weg dahin alles tun werden, was wir können, um die Rechtheit der Berufung zu prüfen, und daß wir die Priester mehr noch auf ihrem Weg begleiten wollen, damit der Herr sie in Bedrängnissen und Gefahren des Lebens schütze und behüte. Wenn das Priesterjahr eine Rühmung unserer eigenen menschlichen Leistung hätte sein sollen, dann wäre es durch diese Vorgänge zerstört worden. Aber es ging uns gerade um das Gegenteil: Das Dankbar-Werden für die Gabe Gottes, die sich „in irdenen Gefäßen“ birgt und die immer wieder durch alle menschliche Schwachheit hindurch Seine Liebe in dieser Welt praktisch werden läßt. So sehen wir das Geschehene als Auftrag zur Reinigung an, der uns in die Zukunft begleitet und der uns erst recht die große Gabe Gottes erkennen und lieben läßt. So wird sie zum Auftrag, dem Mut und der Demut Gottes mit unserem Mut und unserer Demut zu antworten. Das Wort Christi, das wir in der Liturgie als Eröffnungsvers gesungen haben, kann uns in dieser Stunde sagen, was es heißt, Priester zu werden und zu sein: „Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn Ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11, 29). Wir feiern das Herz-Jesu-Fest und schauen mit der Liturgie der Kirche gleichsam in das Herz Jesu hinein, das im Tod von der Lanze des römischen Soldaten geöffnet wurde. Ja, Sein Herz ist offen für uns und vor uns – und damit das Herz Gottes selbst. Die Liturgie legt uns die Sprache des Herzens Jesu aus, die vor allem von Gott als dem Hirten der Menschen spricht und uns damit das Priestertum Jesu zeigt, das im Innersten seines Herzens verankert ist und den immerwährenden Grund wie den gültigen Maßstab alles priesterlichen Dienstes zeigt, der immer im Herzen Jesu verankert sein und von daher gelebt werden muß. Ich möchte heute vor allem die Texte auslegen, mit denen die betende Kirche auf das in den Lesungen ausgebreitete Wort Gottes antwortet. In diesen Gesängen gehen Wort und Antwort ineinander über. Sie sind einerseits selbst aus Gottes Wort genommen, sind aber zugleich schon Antwort des Menschen darauf, in der das Wort Sich mitteilt und in unser Leben eintritt. Am wichtigsten unter diesen Texten ist in der Liturgie von heute der Psalm 23 (22): „Der Herr ist mein Hirte“, in dem das betende Israel die Selbstoffenbarung Gottes als Hirten aufgenommen und zur Wegweisung im eigenen Leben gemacht hat. „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen“ – in diesem ersten Vers spricht sich Freude und Dankbarkeit dafür aus, daß Gott da ist und sich um uns sorgt. Die Lesung aus Ezechiel beginnt mit dem gleichen Motiv: „Ich will mich selber um meine Schafe kümmern“ (Ez 34, 11). Gott kümmert sich persönlich um mich, um uns, um die Menschheit. Ich bin nicht allein gelassen, nicht verloren im Weltall und in einer immer verwirrender werdenden Gesellschaft. ER kümmert sich um mich. Er ist kein ferner Gott, dem mein Leben zu unwichtig wäre. Die Religionen der Welt haben, soweit wir sehen können, immer gewußt, daß es letztlich nur einen Gott gibt. Aber dieser Gott war weit weg. Er überließ allem Anschein nach die Welt anderen Mächten und Gewalten, anderen Gottheiten. Mit ihnen mußte man sich arrangieren. Der eine Gott war gut, aber doch fern. Er war nicht gefährlich, aber auch nicht hilfreich. So brauchte man sich mit Ihm nicht zu beschäftigen. Er herrschte nicht. In der Aufklärung ist merkwürdigerweise dieser Gedanke zurückgekehrt. Man verstand noch, daß die Welt einen Schöpfer voraussetzt. Aber dieser Gott hatte die Welt gebaut und sich offensichtlich von ihr zurückgezogen. Nun hatte sie ihre Gesetzmäßigkeiten, nach denen sie ablief, in die Gott nicht eingriff, nicht eingreifen konnte. Gott war nur ein ferner Anfang. Viele wollten vielleicht auch gar nicht, daß Gott sich um sie kümmere. Sie wollten nicht gestört sein durch Gott. Wo aber Gottes Sorge und Liebe als Störung empfunden wird, da ist der Mensch verkehrt. Es ist schön und tröstlich zu wissen, daß ein Mensch mir gut ist und sich um mich kümmert. Aber noch viel entscheidender ist, daß es den Gott gibt, der mich kennt, mich liebt und sich um mich sorgt. „Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich“ (Joh 10,14), betet die Kirche vor dem Evangelium mit einem Wort des Herrn. Gott kennt mich, sorgt sich um mich. Dieser Gedanke sollte uns richtig froh werden lassen. Lassen wir ihn tief in uns eindringen. Dann begreifen wir auch, was es bedeutet: Gott will, daß wir als Priester Seine Sorgen um die Menschen an einem kleinen Punkt der Geschichte mittragen. Wir wollen als Priester Mitsorgende mit Seiner Sorge um die Menschen sein, sie dieses Sich-Kümmern Gottes praktisch erlebbar werden lassen. Und mit dem Herrn sollte der Priester für seinen ihm anvertrauten Bereich sagen können: „Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.“ „Kennen“ ist im Sinne der Heiligen Schrift nie bloß ein äußeres Wissen, wie man die Telephonnummer eines Menschen kennt. „Kennen“ heißt: dem anderen innerlich nah sein. Ihm gut sein. Wir sollten versuchen, die Menschen von Gott her und auf Gott hin zu „kennen“, mit ihnen den Weg der Freundschaft Gottes zu gehen. Kehren wir zu unserem Psalm zurück. Da heißt es: „Er leitet mich auf rechten Pfaden, treu Seinem Namen. Muß ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil – denn Du bist bei mir. Dein Stock und Dein Stab geben mir Zuversicht“ (23 [22], 3f). Der Hirte zeigt den ihm Anvertrauten den rechten Weg. Er geht voraus und führt sie. Sagen wir es anders: Der Herr zeigt uns, wie man das Menschsein richtig macht. Er zeigt uns die Kunst, ein Mensch zu sein. Was muß ich tun, damit ich nicht abstürze, im Sinnlosen mein Leben vertue? Das ist doch die Frage, die sich jeder Mensch stellen muß und die zu allen Zeiten des Lebens gilt. Und wieviel Dunkel gibt es zu dieser Frage in unserer Zeit! Immer wieder kommt uns das Wort Jesu in den Sinn, der Mitleid mit den Menschen hatte, weil sie wie Schafe ohne Hirten waren. Herr, hab Mitleid auch mit uns! Zeige uns den Weg! Aus dem Evangelium wissen wir es: Er selbst ist der Weg. Mit Christus leben, ihm nachgehen – das heißt: den richtigen Weg finden, damit unser Leben sinnvoll wird und damit wir einmal sagen können: ja, es war gut zu leben. Israel war und ist Gott dankbar, daß Er in den Geboten den Weg des Lebens gezeigt hat. Der große Psalm 119 (118) ist ein einziger Ausdruck der Freude darüber: wir tappen nicht im Dunkeln. Gott hat uns gezeigt, was der Weg ist, wie wir recht gehen können. Was die Gebote sagen, ist im Leben Jesu zusammengefaßt und zu lebendiger Gestalt geworden. So erkennen wir, daß diese Weisungen Gottes nicht Fesseln sind, sondern Weg, den Er uns zeigt. Wir dürfen ihrer froh sein, und wir dürfen uns freuen, daß sie in Christus als gelebte Wirklichkeit vor uns stehen. Er selbst hat uns froh gemacht. Im Mitgehen mit Christus geht uns die Freude der Offenbarung auf, und als Priester sollen wir den Menschen die Freude darüber schenken, daß uns der rechte Lebensweg gezeigt ist. Da ist dann das Wort von der „finsteren Schlucht“, durch die der Herr den Menschen geleitet. Unser aller Weg führt uns einmal in die finstere Schlucht des Todes, in der uns niemand begleiten kann. Und ER ist da. Christus ist selbst in die finstere Nacht des Todes hinabgestiegen. Auch dort verläßt Er uns nicht. Auch dort führt Er uns. „Bette ich mich in der Unterwelt, Du bist zugegen“, sagt der Psalm 139 (138). Ja, Du bist zugegen auch in der letzten Not, und so kann unser Antwort-Psalm sagen: auch dort, in finsterer Schlucht, fürchte ich kein Unheil. Bei der Rede von der finsteren Schlucht können wir aber auch an die dunklen Täler der Versuchung, der Mutlosigkeit, der Prüfung denken, die jeder Mensch durchschreiten muß. Auch in diesen finsteren Tälern des Lebens ist ER da. Ja, Herr, zeige mir in den Dunkelheiten der Versuchung, in den Stunden der Verfinsterung, in denen alle Lichter zu erlöschen scheinen, daß Du da bist. Hilf uns Priestern, daß wir den uns anvertrauten Menschen in diesen dunklen Nächten beistehen können. Ihnen Dein Licht zeigen dürfen. „Dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht“: Der Hirte braucht den Stock gegen die wilden Tiere, die in die Herde einbrechen möchten; gegen die Räuber, die sich ihre Beute suchen. Neben dem Stock steht der Stab, der Halt schenkt und schwierige Passagen zu durchschreiten hilft. Beides gehört auch zum Dienst der Kirche, zum Dienst des Priesters. Auch die Kirche muß den Stock des Hirten gebrauchen, mit dem sie den Glauben schützt gegen die Verfälscher, gegen die Führungen, die Verführungen sind. Gerade der Gebrauch des Stockes kann ein Dienst der Liebe sein. Heute sehen wir es, daß es keine Liebe ist, wenn ein für das priesterliche Leben unwürdiges Verhalten geduldet wird. So ist es auch nicht Liebe, wenn man die Irrlehre, die Entstellung und Auflösung des Glaubens wuchern läßt, als ob wir den Glauben selbst erfänden. Als ob er nicht mehr Gottes Geschenk, die kostbare Perle wäre, die wir uns nicht nehmen lassen. Zugleich freilich muß der Stock immer wieder Stab des Hirten werden, der den Menschen hilft, auf schwierigen Wegen gehen zu können und dem Herrn nachzufolgen. Am Ende des Psalms ist die Rede vom gedeckten Tisch, vom Öl, mit dem das Haupt gesalbt wird, vom übervollen Becher, vom Wohnen-Dürfen beim Herrn. Im Psalm ist das zunächst Ausblick auf die Festesfreude, mit Gott im Tempel zu sein, von Ihm selbst bewirtet zu werden, bei Ihm wohnen zu dürfen. Für uns, die wir den Psalm mit Christus und mit Seinem Leib, der Kirche, beten, hat dieser Blick der Hoffnung noch eine größere Weite und Tiefe gewonnen. Wir sehen in diesen Worten gleichsam einen prophetischen Vorgriff auf das Geheimnis der Eucharistie, in der Gott selbst uns bewirtet und Sich selbst als Speise für uns gibt – als jenes Brot und als jenen köstlichen Wein, der allein die letzte Antwort auf den innersten Hunger und Durst des Menschen sein kann. Wie sollten wir uns da nicht darüber freuen, daß wir täglich zu Gast an Gottes eigenem Tisch sein, bei Ihm wohnen dürfen. Wie sollten wir uns nicht freuen, daß Er uns aufgetragen hat: Tut dies zu meinem Gedächtnis. Daß er uns schenkt, Gottes Tisch den Menschen zu decken; ihnen Seinen Leib und Sein Blut zu reichen, ihnen das kostbare Geschenk Seiner eigenen Gegenwart zu geben. Ja, wir können mit ganzem Herzen die Worte des Psalms mitbeten: „Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang“ (23 [22], 6). Am Ende werfen wir noch einen kurzen Blick auf die beiden Kommunionlieder, die uns die Kirche heute in ihrer Liturgie vorschlägt. Da ist zunächst das Wort, mit dem der heilige Johannes den Bericht von der Kreuzigung Jesu abschließt: „Ein Soldat stieß mit der Lanze in Seine Seite, und sogleich flossen Blut und Wasser heraus“ (Joh 19,34). Das Herz Jesu wird von der Lanze durchbohrt. Es wird geöffnet, und Es wird zur Quelle: Blut und Wasser, die herausströmen, verweisen auf die beiden Grundsakramente, von denen die Kirche lebt: Taufe und Eucharistie. Aus der geöffneten Seite des Herrn, aus Seinem geöffneten Herzen entspringt der lebendige Quell, der die Jahrhunderte hindurch strömt und die Kirche schafft. Das offene Herz ist Quell eines neuen Lebensstroms; Johannes hat dabei gewiß auch an die Prophezeiung des Ezechiel gedacht, der aus dem neuen Tempel einen Strom hervorkommen sieht, der Fruchtbarkeit und Leben schenkt (Ez 47): Jesus selbst ist der neue Tempel, und Sein offenes Herz ist die Quelle, aus der ein Strom neuen Lebens kommt, das sich uns in der Taufe und in der Eucharistie mitteilt. Die Liturgie des Herz-Jesu-Festes sieht aber auch ein anderes verwandtes Wort aus dem Johannes-Evangelium als Kommunionvers vor: Wer Durst hat, komme zu mir. Es trinke, wer an mich glaubt. Die Schrift sagt: „Aus Seinem Innern werden Ströme lebendigen Wassers fließen“ (Joh 7,37 f.) Im Glauben trinken wir gleichsam aus dem lebendigen Wasser von Gottes Wort. Der Glaubende wird so selbst zu einer Quelle, schenkt dem dürstenden Land der Geschichte lebendiges Wasser. Wir sehen es an den Heiligen. Wir sehen es an Maria, die als die große Glaubende und Liebende alle Jahrhunderte hindurch zur Quelle von Glaube, Liebe und Leben geworden ist. Jeder Christ und jeder Priester sollten von Christus her Quelle werden, die anderen Leben mitteilt. Wir sollten einer dürstenden Welt Wasser des Lebens schenken. Herr, wir danken Dir, daß Du Dein Herz für uns aufgetan hast. Daß Du in Deinem Tod und in Deiner Auferstehung Quelle des Lebens wurdest. Laß uns lebende Menschen sein, von Deiner Quelle lebend, und schenke uns, daß auch wir Quellen sein dürfen, die dieser unserer Zeit Wasser des Lebens zu schenken vermögen. Wir danken Dir für die Gnade des priesterlichen Dienstes. Herr, segne uns, und segne alle dürstenden und suchenden Menschen dieser Zeit. Amen. [ENDE DER PÄPSTLICHEN PREDIGT ZUM HERZ-JESU-FEST AUS DEM VORJAHR.] Das bereits oben angesprochene Sühnegebet zum Heiligsten Herzen Jesu hat nach den neuesten römischen Ablaßbestimmungen folgenden approbierten Text und wird an jedem Herz-Jesu-Fest idealerweise nach der Heiligen Messe oder nach/bei der Andacht verrichtet: V: Liebreicher Jesus, dessen übergroße Liebe zu uns Menschen mit soviel Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit, Verachtung und Undank vergolten wird, siehe, wir werfen uns hier vor Deinem Altare nieder, um die frevelhafte Kälte der Menschen und das Unrecht, das sie Deinem liebevollsten Herzen allenthalben zufügen, durch einen besonderen Ehrenerweis wieder gutzumachen. |
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